RAFAH (inn) – Palästinenserführer Mahmud Abbas hat den Einsatz der „Märtyrer“ für den israelischen Abzug aus dem Gazastreifen verantwortlich gemacht. In einer Rede am zerstörten Flughafen von Rafah im südlichen Gazastreifen kündigte er erneut an, dass auch das Westjordanland und Jerusalem „befreit“ würden.
„Wir begehen heute eine wahre Freude“, sagte Abbas am Freitagnachmittag. „Es ist eine historische Freude über den Abzug der israelischen Armee und der Siedler aus dem Gazastreifen. Dieser Abzug ist ein Ergebnis der Opfer des palästinensischen Volkes, unserer Schahidin (Märtyrer) und der Häftlinge.“ Doch Israels Rückzug aus dem Gazastreifen sei nur ein erster Schritt: „Morgen werden sie sich aus Dschenin zurückziehen und danach aus dem Westjordanland und aus Jerusalem.“
Laut der Tageszeitung „Jediot Aharonot“ würdigte Abbas die Opfer „aller, deren Häuser zerstört wurden und aller, die verletzt wurden“. Selbstverständlich habe auch das Blut der Schahidin und die „Freiheit unserer heldenhaften Gefangenen“ den Abzug ausgelöst. „Heute befinden wir uns in Rafah, der Stadt, in der viele Häuser durch Israel zerstört wurden, und ich verspreche euch, dass wir alles tun werden, um jedes einzelne der zerstörten Häuser aufzubauen.“
Auch den Flughafen in Rafah werde die palästinensische Führung wieder einrichten, versprach Abbas. Dieser war nach Ausbruch der Gewalt Ende 2000 von Israel zerstört worden. Allerdings hat die Autonomiebehörde bisher keine Zustimmung von Israel erhalten – diese ist eine Bedingung für den Wiederaufbau. Der Palästinenserführer fügte hinzu: „Alle unsere Grenzen werden offen sein für Angehörige unseres Volkes und für alle, die in die Heimat gelangen oder aus ihr ausreisen wollen.“
„Großer Dschihad steht noch bevor“
Am Samstag sprach Abbas zudem bei einem palästinensischen Jugendkongress in Gaza. Er versicherte den Teilnehmern, der „kleine Dschihad um die Befreiung des Landes“ im Gazastreifen sei zwar beendet, aber der „große Dschihad“ stehe noch bevor: „Der große Dschihad, die kommenden Schritte und Herausforderungen, die nach der Vollendung des Abzugs aus dem Gazastreifen und aus Nordsamaria beginnen werden, das ist der Plan für die Wirtschaft und den Aufbau der Heimat. Nach dem Abzug werden sich die Israelis auf die Linien vom 28. September (2000) zurückziehen. Wir werden alles tun, damit die Siedlungen und der Zaun ein Ende finden. Diese beiden Themen stellen ein Hindernis auf dem Weg zum Frieden dar.“
Abbas betonte: „Man muss der ganzen Welt klarmachen, dass jemand, der mit dem Zaun und den Siedlungen weitermacht, keinen Frieden will. Es ist klar, dass die Israelis diese Aktivitäten einstellen müssen. Wir sind daran interessiert, zu einer festen Abmachung zu gelangen, in deren Rahmen die Flüchtlingsfrage gelöst wird und wir das ganze Westjordanland siedlerfrei erhalten.“
Der Palästinenserführer kündigte zudem einen Termin für die palästinensischen Parlamentswahlen an. Diese sollen am 25. Januar stattfinden.