JERUSALEM / MOSKAU (inn) – In der Amtszeit des verstorbenen russischen Präsidenten Boris Jelzin waren die Beziehungen zu Israel besonders gut. Das sagte der ehemalige israelische Botschafter in Moskau, Arieh Levin, am Mittwoch gegenüber der Zeitung „Jediot Aharonot“.
„Jelzin war die Verkörperung der alten russischen Generation“, so Levin, der Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre als Konsul und Botschafter in Moskau fungierte. „Er wurde in Sibirien geboren und war ein hervorragender Landarbeiter, sehr stark und voller Willenskraft. Richtig – er war ein Trinker und amüsierte sich gerne, aber letztlich spricht die Tatsache, dass er für das Ende des Kommunismus verantwortlich ist, nur für ihn.“
Der ehemalige Botschafter fügte hinzu: „Nach 24 Jahren, in denen die Beziehungen zwischen Russland und Israel unterbrochen waren, haben wir sie Ende 1991 erneuert.“ Jelzins Vorgänger Michail Gorbatschow sei hierzu nicht bereit gewesen. „1988 stand ich an der Spitze einer Gruppe von Diplomaten, die nach Moskau gesandt wurde, um die Beziehungen mit Israel zu erneuern. Die Russen wollten uns nicht anerkennen, und deshalb arbeiteten wir im Rahmen der niederländischen Botschaft, die uns ihnen gegenüber vertrat.“ Er habe bereits Kontakte zu Jelzin gehabt, bevor dieser Präsident wurde. „Ich dachte, dass es angemessen sei, Beziehungen mit dieser Republik einzugehen.“
Nachdem Jelzin sein Amt übernommen hatte, gab es ein sehr angenehmes Gespräch, sagte Levin. „Er bewirtete mich und sagte mir, es sei ein Fehler gewesen, die Beziehungen zwischen Israel und Russland abzubrechen, denn die Beziehungen zwischen Staaten müssten gut sein. Bei demselben Gespräch bat ich ihn, auf das Erstarken der antisemitischen Bewegung in seinem Land achtzuhaben. Er war sehr ruhig und trank mit mir Champagner.“
Insgesamt sei Jelzins Beziehung zu Israel sehr positiv gewesen, teilte Levin mit. Das gelte auch für die Beziehungen zwischen den beiden Staaten in seiner Amtszeit – im Vergleich zu den Phasen davor mit Gorbatschow und danach mit Wladimir Putin als Präsident. „Zwischen uns wurden sehr viele Türen und Möglichkeiten geöffnet, sie waren bereit, mit uns zusammenzuarbeiten, und wir konnten ihnen auch ihre Beziehungen mit der islamischen Welt erklären.“
Jelzin war am Montag im Alter von 76 Jahren durch einen Herzstillstand gestorben. Er war von 1991 bis 1999 russischer Präsident.