TEL AVIV (inn) – Israelische Wissenschaftler haben eine einfache Methode für die Wettervorhersage erfunden, die noch genauer ist als ein herkömmlicher Wetterradar. Sie nehmen dazu das gewöhnliche Mobilfunknetz der Handys zu Hilfe.
Für die einen ist es ein großer Nachteil, die anderen finden darin einen Vorteil: wenn es regnet, werden die Mobilfunknetze gestört, und die Handy-Betreiber müssen die Schwankungen der Signale technisch auffangen. Doch gerade diese Veränderungen der Handy-Signale nutzen israelische Forscher nun zur Messung des Niederschlags.
Unterschiede in der Luftfeuchtigkeit und Temperatur beeinflussen die Signale, erklärt Professorin Hagit Messer-Jaron von der Tel Aviv Universität gegenüber dem Wissenschaftsmagazin „Science“. Die Übertragungsschwankungen nutzen die Forscher zur Verbesserung der Wettervorhersage.
„Als Elektroingenieurin war mir der Effekt der Atmosphärenbedingungen auf die Qualität drahtloser Kommunikation wohlbekannt“, sagte Messer-Jaron gegenüber „Spiegel Online“. „Dann erzählte mir ein Meteorologe von den Problemen, die es seinen Kollegen bereitet, hochauflösende und akkurate Umweltdaten zu gewinnen.“
Besonders in Städten sei die Dichte von Mobilfunk-Sendern sehr hoch. Daher sei das Netz sehr engmaschig und die Daten für die Meteorologen über den Niederschlag sehr detailliert.
Die Wissenschaftler erprobten ihre Idee im Januar vergangenen Jahres in Tel Aviv und Haifa. Der Vergleich mit den Daten gewöhnlicher Regenmesser ergab: die Übereinstimmung war sogar noch genauer als die von Vergleichsmessungen eines Wetterradars. Dieser sendet Mikrowellen aus und schließt aus den zurückgeworfenen Signalen auf die Dichte des Niederschlags.
Die neue Methode zur Messung von Niederschlag, also Regen, Schnee, Hagel, Nebel, Graupel und sogar Staub, sei nicht nur genauer, sondern auch billiger, da das vorhandene Mobilfunknetz nicht verändert werden müsse, so die Israelis. Die Messung sei auf durchschnittlich ein bis drei Kilometer genau und erfolge zudem in Echtzeit.
„Nach einer vorläufigen Patentanmeldung haben wir eine israelische Firma kontaktiert, die nun nach Partnern für einen kommerziellen Einsatz sucht“, so Messer-Jaron.