JERUSALEM (inn) – Fast zwei Drittel der jüdischen Israelis wären bereit, bei einem Friedensabkommen die arabischen Teile Jerusalems an die Palästinenser abzugeben. Die meisten von ihnen wollen allerdings nicht auf die Klagemauer und die Altstadt verzichten.
Insgesamt können sich 63 Prozent der Teilnehmer einer Umfrage vorstellen, Teile von Jerusalem den Palästinensern zu überlassen. Allerdings glauben 75 Prozent von ihnen nicht, dass es möglich ist, einen echten Frieden mit den Palästinensern zu erreichen.
Etwa 3,2 Prozent der Befragten wären bereit, die arabischen Viertel in Ostjerusalem, den Ölberg und die Klagemauer abzugeben. Auf die arabischen Stadtteile, das jüdische Viertel der Altstadt und den Ölberg würden 5,4 Prozent verzichten, wenn die Klagemauer in jüdischer Hand bliebe. 54,4 Prozent würden nur die arabischen Viertel den Palästinensern überlassen, während 36 Prozent auch für einen echten Frieden keinerlei territoriale Zugeständnisse in Jerusalem machen wollen.
Die Umfrage wurde vom Forschungszentrum „Tazpit“ im Auftrag des „Jerusalemer Institutes für Israel-Studien“ (JIIS) durchgeführt. Ihre Ergebnisse sollen in der kommenden Woche bei einer Konferenz über das Gleichgewicht der nationalen Sicherheit Israels in Herzlija vorgestellt werden.
Dass so viele Israelis bereit sind, arabische Stadtteile abzugeben, erklären sich die Verfasser der Umfrage damit, dass die Teilnehmer vor allem eine jüdische Mehrheit in der Hauptstadt für wichtig halten. Diese Ansicht vertraten 95,3 Prozent.
Jüdische Mehrheit verringert sich
Die Studie zeigt zudem, dass die jüdische Mehrheit in Jerusalem kleiner wird. Nach der Wiedervereinigung 1967 betrug der Anteil der Juden noch 75 Prozent, heute sind es 66 Prozent. Wenn sich die derzeitige Entwicklung fortsetzt, werden im Jahr 2020 noch 58 Prozent der Jerusalemer jüdisch sein. Zehn Jahre später wäre dann ein Gleichgewicht zwischen Juden und Arabern erreicht.
Die Abwanderung aus der israelischen Hauptstadt hat zugenommen. In den vergangenen 20 Jahren hat Jerusalem mehr als 100.000 Einwohner verloren. Das Pro-Kopf-Einkommen ist das geringste von allen großen Städten des Landes. Ein Drittel der Familien lebt unterhalb der Armutsgrenze.
Ein Fünftel aller Terror-Opfer
Zur persönlichen Sicherheit gibt es ebenfalls eine Untersuchung. Demnach hat es seit Ausbruch der „Al-Aksa-Intifada“ im Herbst 2000 in der Stadt 635 terroristische Zwischenfälle gegeben. Dabei kamen 211 Menschen ums Leben, 1.643 weitere wurden verletzt. Die Toten machen ein Fünftel aller Todesopfer des palästinensischen Terrors in dieser Zeit aus. Der Tourismus erholt sich langsam, ist aber im Vergleich zu den Besucherzahlen der 90er Jahre immer noch gering.