BEIRUT (inn) – Der Dschihad al-Islami will sich nicht an einer palästinensischen Regierung beteiligen, „solange sie von der Oslo-Elite geführt wird“. Das sagte der Vertreter der Terrorgruppe im Libanon, Abu Imad al-Rifa, im Gespräch mit der palästinensischen Nachrichtenagentur „Ma´an“.
Al-Rifa wurde nach der Verpflichtung der radikal-islamischen Hamas gegenüber der Waffenruhe von Kairo gefragt. Er antwortete: „Wir glauben, dass unsere Brüder in der Hamas die Entscheidung getroffen haben, weil sie die Wahl zum Palästinensischen Legislativrat (PLC) in Betracht zogen. Die Wahl hat ihren militärischen Flügel beeinflusst. Aber wir glauben, dass die kommenden Tage beweisen werden, dass ihre Mitgliedschaft im PLC keinen Nutzen hat, weil er von einer politischen Elite geführt wird.“
„PLC machtlos“
Der PLC könne keine wichtigen Entscheidungen treffen, so der Terrorführer. „Zum Beispiel wurde das Abkommen über den Rafah-Übergang nicht im PLC diskutiert. Deshalb ist der PLC ein machtloses Parlament, wie alle anderen arabischen Parlamente.“ Die Hamas werde nicht lange schweigen. „Die Operation, sie zu neutralisieren, wird scheitern. Denn die Hamas hat eine klare Vision, den bewaffneten Widerstand zu wählen. Diese ist am ehesten geeignet, palästinensische Rechte zurückzubringen.“
Seit dem Kairo-Abkommen der palästinensischen Gruppierungen im Februar hat sich der Dschihad al-Islami zu vier Selbstmordanschlägen in Israel bekannt – zuletzt am Montag in Netanja. Dennoch sei die Vereinigung der Waffenruhe verpflichtet, wenn sich auch Israel daran halte, sagte Al-Rifa.
„Drohungen ohne Wirkung“
Israelische Drohungen gegen den Dschihad al-Islami, infolge des Attentats Generalsekretär Ramadan Abdallah Schalah gezielt zu töten, bezeichnete der Terrorführer als wirkungslos. Dadurch werde sich seine Bewegung nicht von ihren Plänen abbringen lassen. Dennoch würden die Drohungen ernst genommen: „Ich möchte betonen, dass die Israelis unseren früheren Generalsekretär Fathi Schakati ermordet haben, ebenso wie Jasser Arafat und Scheich Jassin von der Hamas, aber das hat den Widerstand nicht beendet.“ Wenn Israel Schalah töte, werde es „ein vielfaches von dem bezahlen, was es jetzt bezahlt“.
Israel wolle die palästinensischen Gruppierungen isolieren und einzeln bekämpfen, fügte Al-Rifa hinzu. „Dies ist ein Trick, weil die Leute hinter dem Widerstand vereint sind und die israelischen Pläne scheitern werden. Wir sind nicht allein, obwohl es leider ein paar Stimmen gibt, die sich bemühen, unseren Widerstand durch die Medien zu frustrieren.“
„Palästinenser entscheiden selbst“
Der Palästinenser äußerte sich auch zur israelischen Annahme, der Netanja-Anschlag sei von der syrischen Hauptstadt Damaskus aus gesteuert worden. Dies sei eine „Täuschung“. „Manche israelische und palästinensische Vertreter reden darüber, um zu zeigen, dass die Palästinenser nicht ihre eigene Entscheidung getroffen haben, als sie den bewaffneten Widerstand anstrebten.“ Als der Attentäter sein Haus verließ, „um seine Operation in Netanja auszuführen, tat er das, weil er an die Gerechtigkeit seiner Sache glaubte. Als er den Auslöser seiner Bombe zog, tat er das aus eigenem Willen, nicht nach Anweisungen aus Damaskus“.
Die neue Partei von Israels Premier Ariel Scharon, „Kadima“ (Vorwärts), nannte Al-Rifa „sehr kadima in Richtung des Scheiterns des zionistischen Projektes, so Allah will“.