JERUSALEM (inn) – Falls die Vogelgrippe H5N1, die seit einigen Tagen Vögel in Osteuropa befallen hat, vom Menschen übertragbar ist und Israel erreicht, stehen dem Staat nur Medikamente für sechs Prozent der Bevölkerung zur Verfügung. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt jedoch eine Abdeckung von mindestens 25 Prozent der Bevölkerung.
Das Gesundheitsministerium beschäftigt sich derzeit intensiv mit der Abwehr einer möglichen Gefahr durch die Vogelgrippe. Die Regierung werde bei der nächsten Sitzung das Thema beraten, sagte Israels Gesundheitsminister Dan Naveh. Dabei entscheide sie auch über den Antrag seines Ministeriums, knapp 27 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen, um die Grippe zu bekämpfen. Der Minister teilte mit, Israel werde ab sofort den Import von Eiern aus der Türkei verbieten.
Das Gesundheitsministerium bat außerdem um weitere 3,5 Millionen Euro, um die Krankenhäuser auf die Grippe vorzubereiten sowie für eine Informationskampagne in der Öffentlichkeit.
Der Hersteller des Medikaments hatte mitgeteilt, dass sich die Produktion des Mittels verzögern könnte. Laut der Tageszeitung „Ha´aretz“ haben die meisten europäischen Staaten bereits genug Medikamente, um 25 Prozent ihrer Bevölkerungen versorgen zu können, für den Fall, dass die Vogel-Krankheit auf den Menschen überspringt.
Kritiker werfen der israelischen Regierung vor, dass der Schutz gegen die Vogelgrippengefahr nicht den internationalen Empfehlungen entspreche. Experten befürchten, dass die Länder, die nicht ausreichend über das Mittel verfügen, Probleme mit dem Virus bekommen könnten.
Die Gefahr, dass die Vogelgrippe Israel durch Hühner-Importe erreiche, sei gering, da Israel kein Geflügel importiere, sagte Schimon Pokmonski vom israelischen Landwirtschaftsministerium.
Das Landwirtschaftsministerium hat außerdem Vorkehrungen für einen eventuellen Ausbruch der Grippe getroffen und hat 8 Millionen Impfdosen bereitbestellt, die gegen die zwei gefährlichsten Typen des Erregers, H-7 und H-5, angewendet werden können.
Die Regierung hat außerdem ein Vorsorge-Paket aus den Niederlanden für die Angestellten des Ministeriums ausgegeben, die in Kontakt mit infizierten Vögeln gekommen sein könnten.
In der rumänischen Ortschaft Ceamurlia de Jos im Donau-Delta, wo die ersten Vogelgrippe-Fälle auftauchten, wurden mehr als 12.000 Vögel getötet. In Kiziksa in der Türkei wurden am Freitag neun Personen untersucht, nachdem in der Region zuvor 40 Tauben auf unerklärliche Weise gestorben waren.
Bislang gibt es keine Beweise dafür, dass die Krankheit von Menschen zu Menschen übertragen wird. Alle bisherigen Fälle betrafen nur die Übertragung auf den Menschen durch direkten Kontakt mit Vögeln.
Der Virus H5N1 tötete seit dem Jahr 2003 mehr als 60 Menschen in Asien. Experten fürchten, dass sich dieser Virus weiterentwickelt haben könnte und nun auch durch Menschen übertragbar ist. In diesem Falle wären Millionen Menschen bedroht.