JERUSALEM (inn) – Die israelische Regierung will in Zusammenarbeit mit amerikanischen Christen ein evangelikales christliches Zentrum am See Genezareth erbauen – eine Art „Jesus-Park“ oder biblischer Themenpark. Mit dem Projekt soll der Tourismus im Heiligen Land gefördert werden, berichtet die Tageszeitung „Ha´aretz“.
Es handelt sich um ein bisher naturbelassenes Gebiet am nordöstlichen Ufer des Sees Genezareth, etwa 50 Hektar Land zwischen Kapernaum, Tabgha und dem Berg der Seligpreisungen. Das Gebiet eigne sich nach Ansicht der Initiatoren deshalb so gut, weil sich die meisten Abschnitte im Neuen Testament auf Jesu Wirken in dieser Gegend beziehen. Von dort sandte Jesus seine Jünger aus, das Evangelium zu verkünden, er lebte im Haus des Petrus in Kapernaum und oft besuchte er Korazim, Betsaida oder Migdal. Mit dem Zentrum soll den Besuchern ein Gefühl davon vermittelt werden, wo und wie Jesus lebte.
Befürworter des Projektes sehen in dessen Umsetzung ein großes Potential, um Pilger anzuziehen, vornehmlich Christen, die den größten Teil der Israeltouristen darstellen. Laut dem israelischen Tourismusminister Abraham Hirchson wollen Evangelikale 50 bis 70 Millionen Dollar in das Projekt investieren und das Gebiet mit israelischer Genehmigung gestalten.
„Ich hoffe, dass wir im November die erste Vereinbarung unterzeichnen können“, sagte Hirschson gegenüber der „Ha´aretz“. Der Tourismusminister glaubt, dass mit der Errichtung der Anlage jährlich 1 bis 1,5 Millionen Touristen mehr nach Israel kommen. Dabei wird besonders auf evangelikale Christen aus Amerika gesetzt. Die Evangelikalen hätten, im Gegensatz zu den Katholiken, großes Interesse am Leben in Israel. Ähnlich positiv äußerte sich der Leiter des israelischen Jugendherbergsverbandes und Vorsitzende des Hauptausschusses des Projektes, Uri Dagul: „Es gibt 90 Millionen Evangelikale in Amerika und 300 Millionen auf der ganzen Welt. Wenn nur ein Prozent von ihnen nach Israel kommt, würde das genügen.“ Es laufen bereits Verhandlungen, unter anderem mit dem amerikanischen Evangelisten Pat Robertson, der durch christliche Nachrichten und Talk-Shows bekannt ist.
Die Projektidee stößt allerdings nicht überall auf Zustimmung. Der See Genezareth solle nicht nur für Evangelikale allein vorgesehen sein, sondern eher als allgemein christliches Kulturerbe dienen. Möglich wäre auch ein biblischer Themenpark, der auch Juden nicht abhalten würde, heißt es in der „Ha´aretz“.
Gegner des Baus, darunter der Leiter der israelischen Organisation Yad L’achim, Rabbi Schalom Dov Lifschitz, befürchten, dass evangelikale Christen das Vorhaben ausnutzen, um zu evangelisieren.