NABLUS (inn) – Die Familie eines palästinensischen Jugendlichen, den israelische Soldaten in der vorigen Woche an einem Anschlag gehindert hatten, hat dessen „Auftraggeber“ hart kritisiert. Niemals hätte sie ihren Sohn in den Tod geschickt, sagte die Mutter des verhinderten Selbstmordattentäters.
Der 15-jährige Mohammed al-Nadi war vor einer Woche am Hawara-Checkpoint bei Nablus festgenommen worden. Dort wollte er sich in die Luft sprengen. Er trug einen Gürtel mit zwei Rohrbomben.
Die Mutter des Neuntklässlers aus der Ortschaft Balata bei Nablus, Dalal al-Nadi, sagte laut der „Jerusalem Post“ über die Drahtzieher: „Sie sind Verbrecher. Sie sind keine Menschen. Dies ist ein Verbrechen – sie haben weder Gefühle noch Religion. Sie fürchten Allah nicht. Er ist nur ein Kind. Wenn er ein Kind aus einer reichen Familie wäre, hätten sie ihn nicht dorthin geschickt. Aber weil er arm ist und aus einem Flüchtlingslager stammt, spielen sie mit seinem Kopf. Ich hoffe, dass Allah dies vergelten wird.“
Wenn sie von den Plänen ihres Sohnes gewusst hätte, hätte sie ihn nach eigener Aussage daran gehindert: „Er ist wie andere palästinensische Kinder – liebt seine Heimat und will Märtyrer werden. Aber wenn er mir erzählt hätte, was er vorhat, hätte ich ihn zurückgehalten.“
Sie sei „Allah dankbar“, dass ihr Sohn festgenommen wurde und noch am Leben ist. Ihm rät sie, den israelischen Sicherheitskräften alles zu erzählen, was er weiß. Die Drahtzieher hätten ihn in diese Lage gebracht und dann im Stich gelassen. Alle leugneten jetzt, mit der Sache zu tun zu haben, so die Mutter.
Appell an Abbas
Sie appellierte auch an den Vorsitzenden der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas: „Ich wende mich persönlich an Sie, Abu Masen, um diese jungen Kinder aus den Händen der Verbrecher zu retten, die sie losschicken.“ Abbas müsse dafür sorgen, dass die Terrorgruppen aufhörten, Kinder zu missbrauchen.
Die israelische Armee und Mohammeds Familie machen die Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden für den geplanten Anschlag verantwortlich – sie gehören zu Abbas‘ Fatah-Bewegung. Ranghohe Vertreter der Terrorgruppe in Nablus weisen hingegen jegliche Verbindung zu der Aktion zurück: „Wir haben Flugblätter in der Gegend verteilt und auch an Mahmud Abbas‘ Büro geschickt. Darauf erklären wir, dass die Gruppe, die Mohammed losgeschickt hat, nicht zu den Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden gehört.“ Falls sich das Gegenteil herausstelle, würden die Verantwortlichen aus der Gruppierung ausgeschlossen und an die palästinensischen Sicherheitskräfte übergeben.
„Mohammed hat Gehirnwäsche durchgemacht“
Auch Mohammeds Vater, der Gemüseverkäufer Mustafa al-Nadi, kritisierte die Drahtzieher. Sie hätten sich nicht an die Feuerpause gehalten. Von Mohammeds Plan habe er keine Ahnung gehabt: „Er ging zur Schule, kam wieder nach Hause, machte seine Hausaufgaben, spielte eine halbe Stunde draußen mit anderen Kindern und kam wieder zurück.“
Der Vater hofft, dass sein Sohn bald wieder freikommt. „Er ist ein Kind, er kann nicht zwischen gut und böse unterscheiden“, sagte Mustafa al-Nadi. „Er und andere wie er haben eine Gehirnwäsche durchgemacht. Ich weiß nicht, was sie ihm versprochen haben.“
Die Großmutter Asisa fügte hinzu: „Sie lassen uns wegen unserer Kinder leiden; sie haben kein Gewissen. Ich hoffe, Allah wird sie strafen, weil sie Kinder in diesem Alter losschicken.“