AUSCHWITZ (inn) – Israels Premierminister Ariel Scharon hat am Donnerstag an der Zeremonie „Marsch der Lebenden“ im ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz teilgenommen. Mit ihm waren 30 Holocaustüberlebende und deren Enkelkinder gekommen, die nun in der israelischen Armee dienen.
„Bei allen Bestrebungen, den Friedensprozess voranzubringen, müssen wir immer auf der Hut sein und uns auf uns selbst verlassen“, sagte der Premier in seiner Eröffnungsrede. „Juden können sich nur auf sich selbst verlassen!“
In Polen findet seit 17 Jahren parallel zum Holocaustgedenktag in Israel der „Marsch der Lebenden“ statt. Dabei gehen Tausende jüdische Bürger aus aller Welt den Weg vom ehemaligen Konzentrationslager Birkenau bis zum Vernichtungslager Auschwitz. Diesen Weg sind im zweiten Weltkrieg 250.000 Juden auf den so genannten „Todesmärschen“ gegangen. Die Bürger verkünden dabei laut: „Am Jisrael chai! – Das Volk Israel lebt!“
Scharon griff die Gegner des Rückzugsplanes an, die die Evakuierung jüdischer Siedlungen mit dem Holocaust in Verbindung bringen: „Wer diesen Vergleich zieht, macht einen schweren Fehler. Sie Situation ist völlig anders. Heutzutage bilden wir einen Staat, der seine eigenen Entscheidungen trifft, und wir werden nicht mehr wie in der Vergangenheit gezwungen, die schlimmsten Dinge zu tun.“
Er betonte die Verpflichtung der Enkelkinder der Opfer, die zukünftigen Generationen an den Holocaust zu erinnern und immer wieder „die Wichtigkeit der Existenz des jüdischen Staates zu betonen“. Damals habe die Welt geschwiegen. „Ich bin sicher, die Staatschefs dieser Welt erinnern sich daran, wie die Welt stillhielt. Lasst sie das nie vergessen. Erinnert euch an die Stille der Welt!“
Mit Scharon waren 30 Holocaust-Überlebende und deren Enkelkinder aus Israel gekommen, die jetzt in der israelischen Armee dienen. Damit sollte die Verbindung zwischen dem Holocaust und dem heutigen Israel verdeutlicht werden. „Wieder stehen heute Holocaust-Überlebende mit uns auf diesem verdammten Boden (Auschwitz). Wieder sind sie umringt von Uniformierten. Aber dieses Mal sind es keine SS-Soldaten, Deutsche, die voller Mordlust sind, sondern die Generation der Enkelkinder von Überlebenden, Soldaten der israelischen Armee; die Armee des freien, souveränen jüdischen Staates.“
Scharon beendete seine Rede mit den Worten: „Die blau-weiße Flagge weht im Wind, voller Mut und Stolz. Diese Flagge wäre hier vor 60 Jahren dringend notwendig gewesen.“