JERUSALEM (inn) – Premierminister Ariel Scharon erwägt eine Verschiebung der Siedler-Evakuierung aus dem Gazastreifen um drei Wochen. Der Koordinator des Rückzugsplanes, Jonathan Bassi, hat am Sonntag einen entsprechenden Vorschlag gemacht, nachdem er mit Rabbinern gesprochen hatte.
Als Bassi mit den Rabbinern sprach, hätten diese ihn darauf aufmerksam gemacht, dass die geplante Evakuierung der jüdischen Siedlungen im Gazastreifen mit der Fasten- und Trauerzeit des Tischa B’Av zusammenfallen würde. An diesem Datum (dem 9. Tag des jüdischen Monats Av) gedenken Juden der Zerstörung des ersten und des zweiten Tempels in Jerusalem. Auch die Vertreibung aller Juden aus Spanien im Jahr 1492 wird mit diesem Datum in Zusammenhang gebracht. Juden sei es nicht erlaubt, in dieser Trauerzeit umzuziehen, hatten die religiösen Juden Bassi erklärt. Das teilte sein Sprecher Haim Altman mit. In diesem Jahr fällt der Trauertag auf den 14. August.
Der Premier wollte die Evakuierung ursprünglich bis zum 1. September abgeschlossen haben, sagte sein enger Berater Asaf Schariv. Dann beginne die Schulzeit wieder. Doch nach Bassis Vorschlag wolle Scharon diesen Plan überdenken, meldet die Tageszeitung „Jerusalem Post“.
Das Kabinett soll am Dienstag zusammentreten, um über eine mögliche Verschiebung zu beraten. Die Evakuierung könne statt Ende Juli Mitte August stattfinden, hieß es. „Es muss alles unternommen werden, um es den Evakuierten leichter zu machen“, sagte Scharon am Montag. „Ihnen stehen harte Zeiten bevor.“
Bereits vor einigen Monaten will der Siedlerführer Pinchas Wallerstein Scharon vor dem gewählten Termin gewarnt haben. „Vielleicht passt Tischa B’Av ja gut“, sagt er. „Wenn man die Nation zerstören will, dann sollte man auch einen Tag wählen, der für Zerstörung steht.“