NAZARETH (inn) – Premierminister Ariel Scharon hat den am Samstagabend verstorbenen Papst Johannes Paul II als „einen Mann des Friedens und einen Freund des jüdischen Volkes“ gewürdigt. In zahlreichen katholischen Kirchen in Israel kamen Trauernde zusammen.
Premier Scharon eröffnete die wöchentliche Kabinettssitzung am Sonntag mit einem Andenken an den verstorbenen Papst. Johannes Paul II. sei die Einzigartigkeit des jüdischen Volkes bewusst gewesen, so Scharon. „Die Welt hat gestern einen der wichtigsten Führer unserer Zeit verloren. Er arbeitete für eine historische Versöhnung zwischen den Völkern und für die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und dem Vatikan.“ Scharon hatte den Papst im Jahr 1999 als Außenminister getroffen.
Staatspräsident Mosche Katzav hob hervor: „Der Papst (…) hat einer historischen Ungerechtigkeit ein Ende gesetzt, indem er die Vorurteile und Anschuldigungen gegenüber den Juden zurückwies.“
Laut der Nachrichtenagentur AFP hielten zahlreiche Gläubige Gottesdienste in den Kirchen in Israel und den Palästinensergebieten ab. In der Geburtskirche in Bethlehem im Westjordanland kamen 150 Trauernde zusammen, unter ihnen viele palästinensische Christen.
In Nazareth wehten die Flaggen auf Halbmast. In der Verkündigungskirche sagte der Gesandte des Vatikans im Heiligen Land, der Palästinenser Michel Sabbah, eines der Hauptanliegen von Papst Johannes Paul II. sei der interreligiöse Dialog gewesen.
Die Beerdigung des Papstes wird am Freitag in Rom stattfinden. Israels Außenminister Silvan Schalom wird an der Zeremonie teilnehmen. Auch Staatspräsident Mosche Katzav hat seine Bereitschaft zur Teilnahme erklärt, der Vatikan muss darüber jedoch noch entscheiden. Der Vatikan erwartet über zwei Millionen Menschen für die Trauerfeier.
Johannes Paul II., der 26 Jahre lang katholisches Kirchenoberhaupt war, hatte im Jahre 1986 die Juden als „unsere älteren Brüder“ bezeichnet. Er war der erste Papst, der eine Synagoge und ein Konzentrationslager besuchte. Er bat das jüdische Volk um Entschuldigung für die von Kirchenleuten früherer Jahrhunderte verübten oder geduldeten Verbrechen. Der Vatikan anerkannte Israel offiziell im Jahre 1993. Im Jahr 2000 besuchte Johannes Paul Yad Vashem und die Klagemauer.