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Provokation der Moral

Für Ende August hat die „International Association of Lesbian, Gay, Bisexual and Transgendered Pride Parade“ eine zehntägige Konferenz in Jerusalem geplant. Dagegen hat jetzt eine Koalition von evangelikalen Christen und orthodoxen Juden öffentlich Widerstand angemeldet.

Nachdem sie 14 Monate lang hinter den Kulissen vergeblich ein Verbot der Homosexuellen-Konferenz durch die Verantwortlichen in der Jerusalemer Stadtverwaltung und in der israelischen Regierung zu erwirken suchten, trat die ungewöhnliche christlich-jüdische Koalition jetzt an die Öffentlichkeit.

Pastor Leo Giovinetti (Bild rechts) von der „Mission Valley Christian Fellowship“ in San Diego im US-Bundesstaat Kalifornien vertritt nach eigener Aussage eine Koalition prominenter amerikanischer Führungspersönlichkeiten. Von jüdischer Seite stellten sich auf einer Pressekonferenz im Jerusalemer Renaissance-Hotel die Knessetabgeordneten Benny Elon (Moledet) und Nissim Se´ev (Schas, Bild links) interessierten Medienvertretern.

Dass die Veranstalter der Homosexuellen-Parade nach Rom jetzt Jerusalem als Veranstaltungsort gewählt haben, deuten die christlichen und jüdischen Gegner der Konferenz als bewusste Provokation und Herausforderung. „Es gibt viele Städte auf der Welt“, meinte der ehemalige israelische Tourismusminister Binjamin Elon, „warum muss es gerade Jerusalem sein?“ Der amerikanische Rabbi Jehuda Levin, Sprecher der „Rabbinical Alliance of America“ aus New York, nannte die geplante Homosexuellenparade „eine unmoralische Feier von Sodomie und Pornografie“ und forderte die Veranstalter auf: „Geht doch bitte zuerst nach Mekka und veranstaltet dort eure Konferenz – und kommt danach zu uns!“

Benny Elon appellierte an alle bibelgläubigen Menschen, sich ihrer Werte nicht zu schämen. Im zweiten, hebräischen Teil seiner Ansprache erinnerte er sein Volk daran, dass Jerusalem nicht nur den Juden gehört, sondern „mein Haus wird ein Bethaus heißen für alle Völker“, zitierte der orthodoxe Rabbi den Propheten Jesaja (56,7). Aber Jerusalem soll eben ein „Bethaus“, das heißt, ein geheiligter Ort sein, und kein „Sodom und Gomorra“, wie die Gegner der Homosexuellen-Bewegung mehrfach betonten.

Giovinetti betonte, er sei nicht nach Jerusalem gekommen, weil er Homosexuelle hasse, sondern weil er das jüdische Volk liebe. Im Falle einer Durchführung der Konferenz befürchtet der Pastor einer schnell wachsenden Gemeinde in Kalifornien das Gericht Gottes über Israel. Rabbi Levin schloss sich dem an und meinte: „Sind wir wirklich verrückt, Gott wieder provozieren zu wollen? Haben wir nicht schon genug Probleme?“

Rabbi Elon, der sich in jüngster Zeit einen Namen gemacht hat für seine engen Beziehungen zu konservativen Christen, befürchtet schmerzhafte Einbußen beim Tourismus. Der orthodoxe Knessetabgeordnete Nissim Seev drohte mit ultra-orthodoxen Massendemonstrationen in Jerusalem und riet den Veranstaltern: „Kommt nicht hierher!“

Für eine Petition gegen die Homosexuellen-Konferenz erhoffen sich die Initiatoren eine Million Unterschriften. Als erste unterzeichneten die Initiatoren auf der Pressekonferenz den Aufruf, der im Internet unter http://www.israelblessgod.com/protest_petition.asp eingesehen werden kann. Die sephardisch-orthodoxe Schas-Fraktion in der Knesset hat sich bereits dafür ausgesprochen, die Petition geschlossen zu unterzeichnen. Benny Elon berichtete von einem Gespräch mit einem ansonsten erbitterten Gegner, dem islamischen Knessetabgeordneten Abdel Malek Dahamsche, der ihm versichert habe: „In diesem Falle stehen wir zu Euch!“

(Foto: Johannes Gerloff)

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