Dan Chalutz heißt der neue Generalstabschef der israelischen Armee (Zahal). Der israelische Verteidigungsminister Schaul Mofas gab am Dienstagabend die Ernennung des Generalmajors zum 18. Generalstabschef bekannt. Chalutz ist der erste Generalstabschef, der aus der Luftwaffe stammt und mit 56 Jahren der älteste. Im Kabinett wird ebenso wenig Widerstand erwartet, wie in der Komission unter Leitung des pensionierten Richters Gabriel Bach, die die Ernennung noch bestätigen muss.
Dan Chalutz wurde 1948 in Tel Aviv geboren. Sein Vater stammt aus dem Iran, die Familie seiner Mutter aus dem Irak. 1966 trat er in die Luftwaffe ein und wurde Kampfpilot. Im Jom-Kippur-Krieg von 1973 wurde ihm der Abschuss von drei feindlichen Kampfflugzeugen zugute geschrieben. Zweimal verabschiedete sich Chalutz aus der Armee, um akademischen Studien oder einer Tätigkeit als Bauunternehmer nachzugehen. Mittlerweile trägt er den Titel eines B.A. in Wirtschaftswissenschaften von der Universität Tel Aviv.
In den 80er Jahren war er für die Entwicklung des israelischen Kampfflugzeuges „Lavie“ verantwortlich, bis zum Jahr 2000 stieg er zum Oberbefehlshaber der israelischen Luftwaffe auf. Am 24. Juli 2004 wurde er stellvertretender Generalstabschef. Dan Chalutz ist verheiratet mit Irit. Das Ehepaar hat drei Kinder. Seit langem war er als Favorit des israelischen Premierministers Ariel Scharon für das Amt des Generalstabschefs bekannt.
In der Folge des israelischen Bombenangriffs auf Salah Mustafa Schehadeh, den Chef des militärischen Flügels der Hamas, am 22. Juli 2002 in Gaza war Dan Chalutz in die Schlagzeilen geraten. Bei dem Luftangriff mit einer 1.000-kg-Bombe waren außer Schehadeh 15 Zivilisten, darunter elf Kinder, ums Leben gekommen. In einem Interview mit der linksliberalen israelischen Tageszeitung Ha’aretz hatte Chalutz im Blick auf diesen Militärschlag gesagt, dass er „nachts sehr gut schlafe.“ Eine Gruppe von Schriftstellern, ehemaligen Beamten, Reservepiloten und Akademikern hatte deshalb bereits die Ernennung von Chalutz zum Vizegeneralstabschef vor dem Obersten Gerichtshof in Frage gestellt und ihn Kriegsverbrechen angeklagt.
Der scheidende oberste Zahal-Offizier, Generalleutnant Mosche Ja’alon, gratulierte seinem designierten Nachfolger und wünschte ihm und Zahal viel Erfolg bei den anstehenden Herausforderungen. Dazu gehören die Umsetzung des Trennungsplanes und die atomare Bedrohung durch den Iran. Gemeinsam mit Verteidigungsminister Mofas wird Dan Chalutz in naher Zukunft Schlüsselpositionen in der israelischen Militärhierarchie, wie etwa die Posten des Vizegeneralstabschefs und des Leiters des militärischen Nachrichtendienstes, neu besetzen müssen.
Generalmajor Dan Chalutz steht für massive und unmittelbare Reaktionen auf Terrorangriffe. Kritische Beobachter befürchten, dass Zurückhaltung, wenn Israel unter palästinensischen Angriffen leidet, nicht seine Sache sei. Chalutz wird eine Schlüsselposition zugeschrieben bei der Entwicklung, die israelische Luftwaffe im Kampf gegen den Terror, vor allem durch gezielte Tötungen von Terroristen, verstärkt einzusetzen. Andere Warner verweisen bedenklich auf die enge Beziehung von Chalutz mit der Familie Scharon.
Alte Rivalitäten innerhalb der Armee treten, wie üblich bei derartigen Ernennungen, zu Tage. Die Entscheidung des Verteidigungsministers, den amtierenden Generalstabschef zu entlassen, wurde aus dem gesamten politischen Spektrum als politische Entscheidung kritisiert. Militärexperten spekulieren, Regierungschef Scharon und Verteidigungsminister Mofas wollten im Blick auf die anstehenden Siedlungsräumungen mit Mosche „Buggy“ Ja’alon ein Hindernis beseitigen. Ja’alon hatte sich dagegen ausgesprochen, dass die Armee dazu benutzt würde, Juden zwangsweise aus ihren Häusern zu evakuieren.
Vertreter der Marine und des Heeres befürchten, dass ihre Interessen durch einen Luftwaffengeneral an der Spitze der Armee vernachlässigt werden. Hohe Offiziere verwendeten in ihren Reaktionen die Worte „Schock“ und „Erdbeben“. Die anstehenden Strukturreformen innerhalb von Zahal werden zeigen, inwieweit diese Befürchtungen gerechtfertigt sind. Auf jeden Fall wird in den Medien spekuliert, Dan Chalutz werde die bestehenden Strukturen erschüttern.