GAZA / RAMALLAH (inn) – Israel hat am heutigen Montag 500 palästinensische Häftlinge freigelassen. Am frühen Morgen brachten 14 Busse die Gefangenen aus einer Haftanstalt im Negev an Orte im Westjordanland und im Gazastreifen.
Die Gefangenen durften das Gefängnis Ketziot in der südlichen Negev-Wüste nahe der ägyptischen Grenze verlassen und bestiegen die Busse. Wie Israelnetz-Korrespondent Johannes Gerloff berichtet, hatten Vertreter des Internationalen Roten Kreuzes die Häftlinge zuvor in ihren Zellen besucht und die Freilassung beobachtet. Jeder Häftling konnte selbst entscheiden, an welchen Ort er gebracht werden wollte.
Eskortiert von Polizei- und Krankenwagen brachten die Busse die Gefangenen zu fünf unterschiedlichen Punkten. 53 Palästinenser wurden nach Bitunja nahe Ramallah gebracht; nach Talkumija kamen 105 Häftlinge; 137 Personen wurden zum Salam-Grenzübergang nahe Dschenin gebracht; 169 wollten nach Tulkarm nahe Hebron gebracht werden und 37 nach Eres im Gazastreifen.
Alle Häftlinge mussten eine Erklärung unterzeichnen, in der sie sich dazu verpflichten, sich nicht weiter an Terrorismus zu beteiligen. In den kommenden drei Monaten sollen weitere 400 Gefangene freigelassen werden. Bislang ist unklar, um wen es sich handelt, es sollen dann jedoch auch Frauen und Minderjährige darunter sein.
Nach einem Besuch am Grab Jasser Arafats sagte Palästinenserführer Mahmud Abbas vor Journalisten, die Freilassung der Gefangenen sei „ein wichtiger, aber nicht ausreichender Schritt“ in die richtige Richtung. „Unser Ziel ist es, die Freilassung aller Gefangenen zu erwirken – die in einem unabhängigen Palästinenserstaat leben können. Außerdem werden wir auch den gesuchten Palästinensern helfen, die sich derzeit noch in den Bergen verstecken müssen.“
Abbas‘ Sprecher, Nabil Abu Rudeina, sagte, er sehe die heutige Freilassung der Gefangenen noch nicht als Bestandteil eines Friedensprozesses, wohl aber als „Schritte auf dem Weg zu neuen Verhandlungen um Frieden“. Es gehe nun um den Aufbau von neuem Vertrauen. Gleichzeitig kündigte Rudeina die Einsetzung eines Komitees an, das sich um die Freilassung weiterer palästinensischer Gefangener bemühen soll, berichtet Israelnetz-Korrespondent Johannes Gerloff.
Mit der Gefangenen-Freilassung kommt Israel dem Waffenstillstandsabkommen nach, das zwischen Premierminister Ariel Scharon und dem Vorsitzenden der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), Mahmud Abbas, Anfang des Monats in Scharm el-Scheich ausgehandelt worden war.
Wie die Tageszeitung „Jerusalem Post“ berichtet, haben von den freigelassenen Gefangenen 180 noch nicht zwei Drittel ihrer Haftstrafe abgesessen. Unter den Freigelassenen befinden sich auch 44 Palästinenser, die an Angriffen auf Soldaten beteiligt waren. Bislang hatte Israel darauf bestanden, keine Personen „mit Blut an den Händen“ freilassen zu wollen.