RAMALLA (inn) – Palästinenserpräsident Jasser Arafat ist am Freitagmorgen über Amman nach Paris geflogen worden, wo er in einem Krankenhaus behandelt werden soll. Seine Leibwächter dementieren, dass Arafat an Leukämie leide – auch wenn seine Blutwerte Probleme machten.
„Sein Blut weist zu niedrige Thrombozytenwerte auf, aber es geht ihm gut“, sagte Arafats Leibarzt Aschraf al-Kurdi. Die Veränderungen des Blutbildes könnten „von einer Virusinfektion, einer Krebserkrankung oder einer Blutvergiftung“ herrühren, erklärten die Ärzte. Ein Vertreter der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) hatte zuvor gesagt, Arafats Blut mangele es an Weißen Blutkörperchen. Daraufhin hatten einige Beobachter spekuliert, Arafat habe Leukämie. „Seine Blutzellen, die normalerweise Mikroben zerstören, zerstören im Moment die Blutplättchen“, erklärte ein Arzt.
Am Freitagmorgen um 7:15 Uhr startete der Hubschrauber von Ramalla, der den PLO-Chef in die jordanische Hauptstadt Amman brachte. Seine Frau Suha und ein Team von Ärzten begleiteten den 75-Jährigen. Von Amman bringt ihn ein von der französischen Regierung bereitgestelltes Flugzeug nach Paris.
Als Arafat in den Hubschrauber gebracht wurde, schrie die Menschenmenge Parolen wie „Mit unserem Geist und mit unserem Blut werden wir dich erlösen, Abu Amar“ und „Millionen Märtyrer marschieren nach Jerusalem“. Auf dem Flughafen in Amman sagte Arafat: „Wenn Allah will, komme ich zurück“.
Israel erlaube es dem Palästinenserpräsident, nach Ramalla zurückkehren, wann immer er wolle, betonte das israelisch-arabische Knessetmitglied Ahmed Tibi.
Während Arafats Abwesenheit führt ein Komitee aus palästinensischen Politikern die Belange der PA weiter. Dazu gehören der Premierminister Ahmed Qrea, sein Amtsvorgänger Mahmud Abbas, der Sprecher des palästinensischen Nationalrates Salim Zanun und der Sprecher des Legislativrates, Rawhi Fatuh sowie weitere Mitglieder des nationalen Sicherheitsrates.
Das US-Außenministerium teilte mit, Arafats Verfassung sei kein politisches Thema für Amerika. „Hier geht es um eine kranke Person, die medizinisch versorgt werden muss“, sagte der Ministeriumssprecher Richard Boucher.
Wie die Tageszeitung „Ha´aretz“ berichtet, hat die israelische Armee bereits während des vergangenen Jahres einen Plan ausgearbeitet, wie nach dem Tod Arafats zu verfahren sei. Das Dokument mit dem Titel „Ein neues Blatt“ sieht vor, dass die Armee gegen jede Gewalt in den Palästinensergebieten vorgeht. Trauerkundgebungen im Westjordanland oder im Gazastreifen könnten leicht in gewaltsame Demonstrationen umschwenken, hieß es.
Die Soldaten sind angehalten, die Trauerfeiern der Palästinenser respektieren, doch jeden Ausbruch von Gewalt zu verhindern. Auch dürfte die Situation nicht dadurch angestachelt werden, dass sie Freude über Arafats Tod zeigten. Der Bericht äußert auch die Sorge, die Palästinenser könnten Israel für den Tod Arafats verantwortlich machen.