RAMALLA (inn) – Der Zustand von Palästinenserpräsident Jasser Arafat ist sehr ernst. Palästinensische Minister sagten, die Ärzte kämpften um sein Leben.
Wie die „Jerusalem Post“ berichtet, sagte ein palästinensischer Minister, der anonym bleiben wollte: „Präsident Arafat stirbt“.
Der Kardiologe Dr. Mustafa Barghuti besuchte Arafat am Mittwochabend in seiner Mukata in Ramalla. Er berichtet: „Er ist ernsthaft krank, doch ein gutes Ärzte-Team kümmert sich um ihn“. Sein Hauptproblem sei der Magen-Darm-Trakt. Der PLO-Chef könne nicht essen oder verdauen. Seit zehn Tagen hat Arafat offenbar kein Essen bei sich behalten. Barghuti ist der Kopf einer Friedensinitiative und einer der schärfsten Kritiker Arafats.
Auf die Frage, warum Arafat nicht in ein Krankenhaus gebracht werde, antwortete Barghuti: „Das macht keinen Unterschied. Auch hier gibt es sehr gute Ärzte, die ihn behandeln können.“
Arafats Leibwächter hatten berichtet, dass der 75-Jährige während einer Mahlzeit nach 21 Uhr bewusstlos zusammengebrochen sei. Der jordanische Arzt Dr. Aschraf al-Kudri erhielt vom jordanischen König Abdullah den Befehl, am Donnerstagmorgen zur Mukata zu reisen. Im arabischen Fernsehsender Al-Arabija bestätigte er Arafats schlechten Zustand.
Die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) gab in der Nacht zum Donnerstag bekannt, dass ein Komitee von drei PA-Beamten die Palästinenserführung bis auf weiteres übernehmen werde.
Israel teilte mit, Arafat sei es erlaubt, sich zu bewegen „wohin immer er will“, um medizinische Versorgung zu bekommen. Außerdem könne jede medizinische Ausrüstung nach Ramalla gebracht werden. Ägypten erhielt die Erlaubnis, Spezialisten nach Ramalla zu senden.
Die israelischen Verteidigungstruppen sind in Alarmbereitschaft angesichts des möglichen Todes von Arafat. Die Sicherheitskräfte sind gerüstet gegen Massenkundgebungen und Demonstrationen. Regierungsvertreter sagten, Israel sei auf alles gefasst, was nach dem Tode Arafats passieren könnte, etwa wenn sich die Sicherheitslage in den Palästinensergebieten verschlechterte.
Arafats Ehefrau Suha und seine Tochter Zahwa werden Arafat am Donnerstag besuchen. Verteidigungsminister Schaul Mofas gab ihnen dazu die Erlaubnis.
Einige Sprecher Arafats teilten indes mit, Arafat erhole sich bereits. Der Gouverneur von Ramalla, Abu Firas Issa, sagte, nachdem er aus der Mukata kam: „Arafats geht es sehr gut“. Auch Ahmed Qrea und Mahmud Abbas (Abu Masen) hatten Arafat in der Mukata besucht.
Die Ärzte sagten, Arafat habe keinen Krebs, wie zuvor gemutmaßt wurde, sondern einen großen Gallenstein. Vertraute, die ihn besuchten, sagten, es sei zu früh zu sagen, ob und wann er wieder an die Arbeit gehen könne. „Es kann Tage oder Wochen dauern, bevor er seinen Marathon und die 24-Stunden-Sitzungen wieder aufnimmt“, so ein Vertrauter. „Ich bezweifle, dass er je wieder 18 Stunden am Tag arbeiten können wird, wie er es Jahrzehnte gemacht hat“.