JERUSALEM (inn) – Nachdem die israelische Armee ihren Einsatz „Tage der Reue“ im nördlichen Gazastreifen beendet hat, bleiben nur einige Soldaten zur Beobachtung auf den Hügeln nahe der Grenze stationiert. Die radikal-islamische Terror-Organisation Hamas sprach inzwischen von einem „großen Sieg“, da Israel sein Ziel, die Kassam-Raketen zu stoppen, nicht erreicht habe.
Nach 17 Tagen hat sich die israelische Armee aus den Ortschaften Dschabalija, Beit Lahija und Beit Hanun zurückgezogen. Augenzeugen beobachteten, wie alle 200 Panzer das Gebiet verließen, berichtet die Nachrichtenagentur „Reuters“. Der Rückzug begann am Freitagabend um 19 Uhr gemäß einem Beschluss von Premierminister Ariel Scharon vom Vortag.
Wie die Tageszeitung „Ha´aretz“ berichtet, zählte die Armee 138 Palästinenser, die bei dem Einsatz ums Leben kamen. Darunter waren 80 Bewaffnete, einschließlich 50 Hamas-Mitglieder, was die Organisation bestätigt. Dem Armee-Bericht zufolge befinden sich unter den Toten zudem zehn Kinder unter 14 Jahren. Von den restlichen 48 Getöteten könne noch nicht gesagt werden, wie viele Zivilisten darunter waren.
Der palästinensische Premierminister Ahmed Qrea spricht von 140 Toten und 500 Verletzten. „Wir sind jedes Mal zufrieden, wenn die Besatzung irgendeines Teiles unseres Landes endet. Wir wollen von ihnen hier nichts mehr sehen“, so Qrea. Das palästinensische Menschenrechtszentrum weist zudem auf 80 zerstörte Häuser von Palästinensern hin.
Der israelische Verteidigungsminister Schaul Mofas betonte, die Arbeit der israelischen Armee im Gazastreifen sei trotz des Abzugs noch nicht beendet. „Die (israelischen Abwehrkräfte) IDF haben den Kampf im Gazastreifen nicht beendet und unternehmen weiter spezielle Maßnahmen“, so Mofas bei der wöchentlichen Kabinettssitzung in Jerusalem. Die Streitkräfte müssten jederzeit bereit für einen Wiedereinmarsch in den Gazastreifen sein, falls Palästinenser von dort erneut Kassam-Raketen abfeuern sollten. Auf den Hügeln im nördlichen Gazastreifen sind deshalb weiterhin Soldaten positioniert, um die Städte des Gazastreifens zu beobachten.
Die radikal-islamische Hamas bezeichnete den Rückzug inzwischen als „großen Sieg über den Fein“, denn dieser habe „sein Ziel nicht erreicht, nämlich den Stopp der Kassam-Raketen“.
Am frühen Sonntagmorgen sind israelische Soldaten in Rafah im südlichen Gazastreifen eingerückt, um Tunnel aufzuspüren, in denen Waffen aus Ägypten geschmuggelt werden. Augenzeugen beobachteten etwa zehn Panzer und drei Bulldozer, die in das Gebiet vorrückten. Wie der arabische Nachrichtensender „Al-Dschasira“ berichtet, traf eine Panzerabwehrgranate einen der Bulldozer, der von der Armee auf der Philadelphi-Route eskortiert wurde. Dabei wurden zwei israelische Soldaten leicht verletzt.
„Al-Dschasira“ berichtet weiter von sieben Raketen, die auf jüdische Siedlungen abgefeuert wurden. Sie zerstörten mehrere Häuser und Autos.