GAZA (inn) – Nach dem Anschlag auf ein israelisches Militärfahrzeug suchen Soldaten in Gaza-Stadt nach den sterblichen Überresten der sechs Opfer. Palästinensische Terrorgruppen fordern für die Übergabe von Leichenteilen an Israel die Freilassung palästinensischer Häftlinge.
Am Dienstagabend beschloss das israelische Sicherheitskabinett, dass die Truppen in der Autonomiestadt bleiben würden, bis alle Körperteile gefunden sind. Verhandlungen über die Rückgabe lehnte das Kabinett ab. Aus diplomatischen Kreisen hieß es, Israel habe das Internationale Rote Kreuz (IRK) um Vermittlung gebeten. Mitarbeiter seien in Kontakt mit palästinensischen Behörden, sagte ein IRK-Sprecher. Israel forderte die ausländischen Medien auf, keine Bilder von der Schändung der sterblichen Überreste zu veröffentlichen.
Die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) rief am Dienstagabend die militanten Gruppen und Zivilisten im Gazastreifen auf, die Leichenteile an Israel zu übergeben. Die Palästinenser sollten die Leichen „nach dem islamischen Gesetz behandeln und keine islamischen Werte verletzen“, heißt es in der Mitteilung. Wie die Tageszeitung „Ha´aretz“ berichtet, verurteilte die PA zwar die „kriminelle“ israelische Militäraktion. Doch sie forderte die islamistischen Gruppen auf, „das Image und die Werte der Palästinenser nicht zu beflecken“.
Unterdessen stellten militante Palästinenser Körperteile zur Schau, die angeblich zu den Soldaten gehören. Ein bewaffnetes Mitglied der radikal-islamischen Hamas zog einen Finger aus einer Tasche und sagte: „Das ist für Scheich Jassin, und für den Rest werdet ihr mit befreiten Häftlingen bezahlen.“
Die Armee verstärkte ihre Truppen in Gaza. Soldaten durchsuchten Häuser im Seitun-Viertel, wo sich am Dienstagmorgen der Anschlag ereignet hatte. Bei der Explosion einer mehr als 100 Kilogramm schweren Bombe waren alle sechs Insassen eines Schützenpanzers getötet worden. Teile des Fahrzeugs und der Leichen wurden Hunderte von Metern in die Gegend geschleudert. Bei den Opfern handelt es sich um Jakob Marvisi (Kibbuz Geva), Adfaron Amar (Eilat), Eitan Neuman (Jerusalem), Aviad Deri (Moschaw Matta), Kobi Misrahi (Jerusalem) und Ofer Dscherbi (Moschaw Ben Sakai). Zum ersten Mal seit Ausbruch der „Intifada“ starben so viele Soldaten auf einmal bei einem Anschlag.
Zu dem Attentat bekannten sich die Hamas, der Dschihad al-Islami und die Fatah-Partei von PLO-Chef Jasser Arafat.
In der Nacht zum Dienstag waren Soldaten nach Gaza eingerückt. Sie sprengten eine Fabrik in die Luft, in der Palästinenser Waffen hergestellt hatten. Dazu gehören auch Kassam-Raketen, die fast täglich vom Gazastreifen auf israelische Ziele abgefeuert werden. Ein Arbeiter berichtete, die Fabrik sei bereits vor einem Jahr von der Armee zerstört worden, doch die Palästinenser hätten sie wieder aufgebaut.
Bei dieser Aktion kam es zu Zusammenstößen mit bewaffneten Palästinensern. Nach palästinensischen Quellen kamen dabei acht Palästinenser ums Leben, mehr als 120 weitere Menschen wurden verletzt. Bei den getöteten Palästinenser handelt es sich um die Hamas-Aktivisten Amar (31) und Fadi (18) Nasser, Mohammed Addas (21) und Ahmed Swirchi vom Dschihad al-Islami sowie Jussuf al-Hedschasi (18), Hamdi Muhassan und Rami Dschaffar (beide 15). Der Name des achten Toten wurde nicht bekannt gegeben.