JERUSALEM (inn) – Erstmals scheint die Mehrheit des Likud-Blockes gegen den Plan des Premierministers Ariel Scharon eingestellt zu sein, der einen einseitigen Rückzug aus dem Gazastreifen vorsieht. Scharon bindet die Abstimmung an ein Misstrauensvotum gegen ihn und ist keinesfalls bereit, von seinem Plan abzurücken.
Laut der Tageszeitung „Jerusalem Post“ ergaben zwei unterschiedliche Umfragen, dass eine knappe Mehrheit gegen den Rückzugsplan stimmen wird. Am Sonntag sind insgesamt 193.190 Likud-Mitglieder aufgerufen, über den Plan ihres Parteichefs abzustimmen.
Die von der Tageszeitung „Jediot Aharonot „am Donnerstagmorgen veröffentlichte Umfrage ergab, dass 47 Prozent der Likudniks gegen Scharons Plan stimmen wollen. 39 Prozent wollen ihn unterstützen, und 14 Prozent hatten keine Meinung. Es wurden 583 Mitglieder befragt.
Ein ähnliches Ergebnis zeigt die parallele Umfrage der Zeitung „Ma´ariv“. Von den 470 befragten Likud-Mitgliedern sind 45 Prozent gegen den Plan. 42 Prozent beabsichtigen, am Sonntag für den Plan zu stimmen, und 13 Prozent sind unentschieden.
Noch vor zwei Wochen lagen die Befürworter leicht vorn: 54 Prozent stimmten Scharon in seinem Vorhaben zu.
Scharon verkündete indes, er wolle nicht von seinem Plan abrücken. „Ihr könnt euch nicht meinem Plan entgegenstellen, wenn ihr mich unterstützen wollt“, so der Likud-Chef. Wer ihn unterstütze, habe verstanden, „dass es der einzige Weg für mich ist, mein Versprechen einzulösen, Frieden und Sicherheit zu bringen“, fügte er hinzu.
Auf die Frage, was er tun werde, wenn seine Partei gegen ihn stimme, sagte der Premier: „Ich will gar nicht erst darüber nachdenken. Wenn ich nicht gewinne, wäre das der größte Sieg für (PLO-Chef) Arafat und die Hamas.“
Der Minister ohne Geschäftsbereich, Usi Landau, geht indes nicht davon aus, dass Scharon seinen Posten aufgeben wird. „Jeder im Likud will Scharon im Amt behalten“, so Landau.