RAMALLA (inn) – Nach einem heftigen Streit mit einem seiner engsten Sicherheitsberater hat PLO-Chef Jasser Arafat am Donnerstagabend vorzeitig eine Sitzung des Revolutionsrates seiner Fatah-Partei verlassen. Das Treffen soll trotzdem am heutigen Freitag fortgesetzt werden.
Zu den Auseinandersetzungen war es gekommen, nachdem Sicherheitsberater Nasser Jussuf Zweifel an der Effektivität des palästinensischen Sicherheitsdienstes geäußert hatte. Ohne Reformen sei es nicht möglich, die Sicherheitsdienste wirkungsvoll einzusetzen, so Jussuf.
Nach dieser Bemerkung habe Arafat mit einem Mikrofon nach seinem Vertrauten geworfen. Jussuf wiederum habe danach einen Stift auf den PLO-Chef geworfen. Anschließend hätten sich die beiden heftig beschimpft. Danach sei Arafat wütend aus dem Sitzungssaal gestürmt.
Der Revolutionsrat kam am Mittwoch erstmals seit drei Jahren zusammen. Er umfasst 130 Abgeordnete und ist die höchste Instanz der Fatah. Auf dem dreitägigen Treffen sollte es vor allem um anstehende Reformen in der Fatah und die herrschende Anarchie in weiten Teilen der Autonomiegebiete gehen. In den vergangenen Wochen waren Hunderte Mitglieder aus der Partei ausgetreten – sie forderten einen Rücktritt der „alten Garde“, um Platz für jüngere Führungskräfte zu schaffen.
Auf einer Rede am Mittwoch hatte Arafat „versprochen“ innerhalb der nächsten sechs Monate Wahlen anzuberaumen. Laut Parteisatzung sollen alle fünf Jahre Wahlen stattfinden – die letzte Abstimmung liegt jedoch bereits 15 Jahre zurück.