BEIT DSCHALLA (inn) – Ein Begegnungszentrum für Juden, Christen und Moslems soll es werden: Das „Beit Abraham“ der lutherischen Kirche in Beit Dschalla bei Bethlehem. Als mit dem Bau begonnen wurde, schien diese Vision noch sehr real: Damals noch gab es regelmäßige Begegnungen von palästinensischen Jugendlichen aus der Gemeinde Beit Dschalla mit israelischen Schülern aus Tel Aviv.
Solchen und ähnlichen Treffen wollte Pastor Dschadalla Schihade mit der Abrahams-Herberge einen Raum schaffen. Aber schon kurz nach Baubeginn begann der Krieg und die Hoffnungen schienen erst einmal zerstört. Dennoch wurde mit dem Bau fortgefahren, und am vergangenen Donnerstag wurde die „Abrahams-Herberge“ eröffnet: Neben dem Jugendtrakt ist auch ein größeres Gästehaus für Pilger und Touristen entstanden. Die Kirchenräume wurden ebenfalls renoviert.
Zahlreiche Vertreter aus örtlichen Gemeinden und deutschen Partnerkirchen waren zu den Feierlichkeiten angereist, darunter der lutherische Bischof von Jerusalem, Munib Junan, Propst Reyer von der evangelischen Erlöserkirchengemeinde, Bischöfin Maria Jepsen vom Rat der EKD und der christliche Musiker Manfred Siebald.
Alle gaben der Hoffnung Ausdruck, daß die Abrahams-Herberge tatsächlich zu einem Ort des Friedens und der Versöhnung in Beit Dschalla werden solle. „Schon als wir vor zwei Jahren mit einer Delegation der EKD hier zu Gast waren“, erinnerte sich Maria Jepsen, „waren wir beeindruckt vom Friedenswillen dieser Gemeinde.“ Die EKD habe deshalb beschlossen, dieses Projekt zu unterstützen. Altpropst Helmut Glatte, durch dessen Jugendgruppe Pastor Schihade als Jugendlicher zum Glauben gefunden hatte, nannte das Projekt „ein echtes Glaubenswerk“, das sich zu Recht nach dem Glaubensvater Abraham benenne. Von Abraham könne man lernen, wie entscheidend das Gebet sei, gerade bei Dingen, die scheinbar unmöglich seien. Denn „für Gott ist kein Ding unmöglich“.
Ob all die guten Hoffnungen für die „Abrahams-Herberge“ Wirklichkeit werden, bleibt abzuwarten. Denn seit Ausbruch der sogenannten Al-Aksa-Intifada kommen kaum noch Touristen nach Beit Dschalla, und Israelis ist die Einreise in die Autonomiegebiete inzwischen gesetzlich untersagt.
Die fertiggestellten Gebäude werden daher zunächst Veranstaltungen der Gemeinde dienen. Aber den Glauben daran, daß es einmal anders wird, will Pastor Schihade nicht aufgeben.