JERUSALEM (inn) – Forscher haben erstmals das Alter des Siloah-Tunnels in Jerusalem eindeutig bestimmt und damit bewiesen, daß die biblischen Angaben über das Bauwerk korrekt sind. Jahrzehntelang hatten internationale Wissenschaftler Echtheit und Alter des Tunnels angezweifelt.
Das Forschungsteam um den israelischen Geologen Amos Frumkin von der Hebräischen Universität in Jerusalem datierte den Bau des Stollens auf etwa 700 vor unserer Zeitrechnung. Damals war Hiskia König in Israel, er lebte von 727 bis 698. Im zweiten Buch der Chronik, Kapitel 32, Vers 30 der Bibel heißt es: „Hiskia verstopfte den oberen Ausfluß der Wasser des Gihon und leitete sie zum Westen der Stadt Davids hinab“.
Die biblischen Angaben waren bislang jedoch umstritten, da Wissenschaftler eine Inschrift in der Nähe des Tunneleingangs auf das zweite Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung datiert hatten.
Da der rund 530 Meter lange, heute noch begehbare Tunnel, immer wieder mit modernem Material erneuert und verputzt worden war, hatten sich die Untersuchungen schwierig gestaltet.
Das Forschungsteam untersuchte jetzt mit radiometrischen Methoden mehrere Materialproben und einen Stalaktiten – der erst nach dem Bau des Tunnels entstanden sein kann. Die Ergebnisse der Untersuchung stellten die Wissenschaftler im britischen Fachmagazin „Nature“ vor.
Durch die Altersbestimmung ist der Hiskia-Tunnel jetzt das „bestdatierte“ Zeugnis aus der biblischen Eisenzeit, heißt es in dem „Nature“-Bericht.
König Hiskia hatte den Tunnel unter dem Südostteil des Berges Ophel anlegen lassen, um damit die Wasserversorgung Jerusalems auch während einer Belagerung der Stadt zu sichern. Er leitete das Wasser der Gihonquelle in die Stadt hinein, beim Teich Siloah trat es wieder zutage. Der Tunnelausgang findet sich unterhalb des Minaretts einer Moschee die zum arabischen Dorf Silwan gehört. Der Stollen gilt als Meisterwerk seiner Zeit – er enthält keine Zwischenschächte.