GAZA (inn) – Die radikal-islamische Hamas, der Jihad al-Islami und die Fatah-Partei von PLO-Chef Yasser Arafat haben am Sonntag einen dreimonatigen Waffenstillstand („Hudna“) verkündet. Unterdessen begann die israelische Armee mit dem Rückzug ihrer Soldaten aus dem Gazastreifen.
Einem Bericht der Tageszeitung „Yediot Ahronot“ zufolge gaben zunächst die Hamas und der Jihad al-Islami ihren Entschluß bekannt. In der Erklärung heißt es, daß die Terrorgruppen ihre „militärischen Aktionen gegen den zionistischen Feind ab heute für drei Monate“ aussetzen werden.
Bedingung ist allerdings „eine völlige Unterbrechung der zionistischen Aggressivität in jeder Form“. Dazu gehören das gezielte Töten von Terroristen, das Töten von palästinensischen Bürgern, Militäraktionen in den palästinensischen Gebieten, Ausgangssperren sowie das Zerstören von palästinensischem Eigentum. Zudem fordern die beiden Organisationen, daß Israel die Belagerung Arafats aufhebt und sich zur Befreiung palästinensischer Häftlinge verpflichtet.
Wenig später gab auch die Fatah bekannt, daß sie sich der Feuerpause anschließe. In der Erklärung, die das Zentralkomitee der Partei veröffentlichte, hieß es, die Fatah werde entsprechend der ägyptischen Initiative zu einer Feuerpause alle militärischen Aktionen aussetzen. Allerdings werde jede Verletzung des Abkommens durch Israel eine direkte Reaktion der palästinensischen Organisationen nach sich ziehen, betonte ein Sprecher der Al-Aqsa-Märtyrer-Brigaden, einer Fatah-Untergruppe.
Die „Volksfront für die Befreiung Palästinas“ (PFLP) schloß sich hingegen nicht offiziell dem Waffenstillstand an. Der Generalsekretär der Organisation, Ahmad Sa´adat, verpflichtete sich allerdings im Gespräch mit Arafats Sonderbeauftragtem Saeb Erekat, die Feuerpause nicht zum Scheitern zu bringen.
Unterdessen begann die israelische Armee ihren Rückzug aus dem Gazastreifen. Am Sonntagabend verließen die Truppen die im Norden gelegene Autonomiestadt Beit Hanoun und übergaben die Region den palästinensischen Sicherheitskräften. Zudem einigten sich Israelis und Palästinenser auf verschiedene Erleichterungen für die palästinensische Bevölkerung. So wurde die Anzahl der Palästinenser, die in Israel arbeiten dürfen, erhöht.
Vertreter der US-Regierung reagierten skeptisch auf die Erklärungen der palästinensischen Organisationen. Die Feuerpause sei zwar „ein Schritt in die richtige Richtung“, hieß es aus Washington, doch die Terrorbasis müsse völlig zerstört werden.
Am Sonntag hatte sich die Sicherheitsberaterin der Vereinigten Staaten, Condoleezza Rice, mit Israels Regierungschef Ariel Sharon und verschiedenen israelischen Ministern getroffen. Dabei kam es zu einem Streit um den Sicherheitszaun, der nach Rice‘ Ansicht bereits Grenzen zwischen Israel und einem späteren palästinensischen Staat festlegt. Sharon betonte hingegen, daß es bei dem Projekt um die Sicherheit der israelischen Bürger gehe.
Am Samstagabend hatte es Treffen zwischen Rice und dem palästinensischen Premier Mahmoud Abbas sowie weiteren Vertretern der Autonomiebehörde gegeben. Dabei überreichte die Sicherheitsberaterin Abbas eine offizielle Einladung ins Weiße Haus nach Washington. Ein Termin steht allerdings noch nicht fest.