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Symposium in Berlin: „Gegen Antisemitismus in den Medien“

BERLIN (inn) – Renommierte Nahostexperten, Politiker, Bundestagsabgeordnete und anerkannte Journalisten aus Deutschland und Israel haben sich am Donnerstag auf einem Symposium im Bundestag in Berlin gegen Antisemitismus und für eine ausgewogene Berichterstattung über Israel und den Nahost-Konflikt ausgesprochen. „Die verwendeten Klischees, die vorbelasteten Begriffe und geschichtlichen Vorbehalte verwandeln legitime Kritik an Israel in politischen Antisemitismus“, sagte der bekannte Korrespondent des Nachrichtensenders „n-tv“, Ulrich Sahm.

In ihren Beiträgen legten die Teilnehmer der von vier Organisationen veranstalteten Podiumsdiskussion dar, wie einseitig Medien in Deutschland, Europa und den USA über den Nahost-Konflikt berichten und auch vor antisemitischen Darstellungen nicht zurückschrecken.

„n-tv“-Korrespondent Sahm legte anhand renommierter Untersuchungen und eigener Recherchen dar, wie gerade die großen Nachrichtenagenturen implizit einseitig über das Geschehen im Nahen Osten berichten. So fügten große Nachrichtenagenturen den Namen israelischer und palästinensischer Politiker Adjektive bei, die „allein der Weltanschauung der Reporter entsprechen“. Monatelang sei von dem „Hardliner“ Sharon oder dem „gemäßigten“ Mahmoud Abbas die Rede gewesen. „Als tunlichst neutraler Beobachter erwarte ich auch von den Nachrichtenagenturen eine wertfreie Berichterstattung, ohne Adjektive und politische Hochstapelei, als wüßten die Agenturreporter besser als die Politiker, wo es langgeht“, so Ulrich W. Sahm.

Auch das Wort „Intifada“ komme bei Agenturen nicht vor, weil es ein erklärungswürdiges Fremdwort sei. „Damit es nicht langweilig wird, haben sich die Agenturjournalisten unzählige andere Formulierungen für die Stunde Null (den Ausbruch der ‚Intifada‘ am 28. September 2000) ausgedacht: ‚Seit der Provokation Sharons auf dem Tempelberg‘, ’seit Ausbruch des spontanen Volksaufstandes, der Revolte, des Krieges‘, ’seit Ausbruch des Blutvergießens‘, ’seit Ausbruch des palästinensischen Kampfes für einen eigenen Staat, Befreiungskampfes, Kampfes zur Beendung der Besatzung‘ oder auch ’seit dem Scheitern der Friedensverhandlungen‘. Viele dieser Stilblüten sind reine Schuldzuweisungen, zynisch verknüpft mit vielen palästinensischen Toten und relativ wenigen israelischen Opfern. Längst ist belegt, daß die ‚Intifada‘ kein spontaner Volksaufstand als Reaktion auf Sharons Provokation ist, sondern ein Monate im voraus geplanter bewaffneter Angriff auf Israel“, sagte Sahm.

Agenturen verwendeten „Wortspiele in einer ekelhaften Wirklichkeit“, so der erfahrene Nahost-Korrespondent. „Für mich hört jedoch der Spaß auf, wenn die deutsche Öffentlichkeit mit scheinbar harmlosen Worten und fragwürdigen Ministatistiken gezielt zu Judenhaß, falschem Mitleid und Parteinahme gedrängt wird.“

Der Deutschland-Korrespondent der israelischen Tageszeitung „Yediot Ahronot“, Eldad Beck, zeigte in seinem Vortrag auf, wie gerade deutsche Tageszeitungen durch die gezielte Verwendung von Schlagzeilen und Bildern manipulieren und bewußt einseitig gegen Israel Partei ergreifen. „Journalisten und Redakteure sind nicht mehr unabhängige Berichterstatter, sondern wurden zu Richtern und erklären vermehrt ihre Solidarität mit einer Gruppierung“, sagte Eldad Beck. So werde Israel in „Gut und Böse“ eingeteilt, „böse“ seien Premierminister Ariel Sharon, die Likud-Partei, jüdische Siedler, Soldaten und konservative Juden und Orthodoxe, „gut“ hingegen würden linke Politiker, Friedensaktivisten oder Soldaten, die den Kriegsdienst verweigern, dargestellt, so Beck.

Teilnehmer der Podiumsdiskussion waren auch die Bundestagsabgeordneten Sibylle Pfeiffer (CDU), Gert Weisskirchen (SPD), Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen) und Markus Löning (FDP). „In den Medien ist ein Prozeß im Gang, der uns Politikern erst jetzt deutlich wurde“, sagte Weisskirchen. Deutschland habe nicht nur aufgrund des Holocaust eine Verantwortung für Israel, sondern gerade wegen der gegenwärtigen Situation, in der sich Israel befinde.

Sibylle Pfeiffer betonte, eine einseitige Berichterstattung über den Nahost-Konflikt könne auch rechtsradikalen Gruppierungen Argumente für Antisemitismus liefern. „Wir haben als Politiker eine große Verantwortung, gegen antisemitische Strömungen in den Medien und der Gesellschaft vorzugehen und müssen diese öffentlich verurteilen“, so die CDU-Abgeordnete. Verantwortung trügen gerade diejenigen, die über solche Strömungen Bescheid wüßten. Hier gelte es, im persönlichen Umfeld Aufklärungsarbeit zu leisten.

In Anbetracht der Tatsache, daß selbst die weit verbreitete Medienberichterstattung über Israel Antisemitismus schüre, müsse über dieses Thema auch im Bundestag diskutiert werden, forderten die anwesenden Politiker aller Fraktionen und sprachen sich für eine „Konferenz über Antisemitismus“ aus, die in Berlin stattfinden solle.

Veranstalter der Podiumsdiskussion waren das „Moses Mendelsohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien an der Universität Potsdam“, das Wissenschaftsforum der Sozialdemokratie in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern“, das „Kulturforum für Sozialdemokratie“ sowie die Initiative „Honestly Concerned“, die von dem Israel-und Medienexperten Sacha Stawski repräsentiert wurde.

Moderiert wurde die Veranstaltung von dem früheren Staatssekretär Klaus Faber, Geschäftsführer des Wissenschaftsforums Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.

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