GAZA/JERUSALEM (inn) – Unter großem Druck Ägyptens und der Vereinigten Staaten haben sich radikal-islamische Terrororganisationen wie die Hamas, der Islamische Jihad oder die Fatah-Partei bereiterklärt, vorübergehend Attentate und Angriffe auf Israel zu beenden. Israel fürchtet jedoch, die Terrorgruppen könnten die Zeit der Waffenruhe nutzen, um sich „neu aufzurüsten“.
Am Sonntag waren der ägyptische Geheimdienstchef Omar Suleiman und dessen Stellvertreter Mustafa Albuhaeiry in Gaza mit Vertretern der Hamas und des Islamischen Jihad zusammengetroffen. Am Montag nimmt an einem weiteren Treffen in Gaza auch der palästinensische Sicherheitsbeauftragte Mohammed Dahlan teil.
Ein Vertreter des Islamischen Jihad erklärten am Montagmorgen, die Terrorgruppe sei „schon immer“ zu einer Waffenruhe bereit gewesen, wenn auch Israel die Angriffe auf palästinensische Zivilisten einstelle.
Ziel der Gespräche zwischen Ägypten und palästinensischen Terrorgruppen ist die langfristige Umsetzung der sogenannten „Roadmap“, dem von den USA erarbeiteten Friedensplan für die Nahost-Region.
US-Präsident George W. Bush verstärkte unmittelbar vor den Verhandlungen in Gaza den Druck auf die Hamas-Gruppe. An die Adresse der Führer der Terrororganisation gerichtet sagte Bush: „Vor der Gründung eines Palästinenserstaates ist es klar, daß die freie Welt und die Staaten, die Freiheit und Frieden lieben, mit der Hamas und deren Mördern unnachgiebig umgehen müssen.“
Terroristen und „Friedenshassern“ müsse klargemacht werden, daß sie im Nahen Osten „keine Chance haben“, sagte Bush am Sonntag in Kennebunkport im US-Bundesstaat Maine.
Israels Außenminister Silvan Shalom äußerte unterdessen Bedenken zu der von den palästinensischen Terrorgruppen angekündigten Waffenruhe. „Sollte es lediglich zu einem vorübergehenden Angriffsstopp kommen und es den Angehörigen der Terrorgruppen erlaubt werden, sich uneingeschränkt zu bewegen, können sie die Zeit zur Aufrüstung und zum Ausbau nutzen. In dem Moment, in dem die Terrorgruppen sich erneut gegen den Friedensprozeß entscheiden, können sie ihre gesamten bewaffneten Einheiten wieder gegen Israel einsetzen“, sagte Shalom im israelischen Rundfunk.
„Daher kann Israel eine Waffenruhe nicht akzeptieren“, erklärte der israelische Außenminister, sondern dürfe nur ein Ziel verfolgen: „Die radikalen Gruppierungen und ihre Strukturen müssen zerbrochen werden.“
Israels Premierminister Ariel Sharon hingegen signalisierte seine Zustimmung zu einem Waffenstillstand, der nach Informationen der arabischen Tageszeitung „Al-Ayyam“ von palästinensischen Terrorgruppen und der Autonomiebehörde bereits in 48 Stunden offiziell erklärt werden soll. „Wenn uns keiner angreift, werden wir auch nicht militärisch zurückschlagen“, sagte Sharon in der Kabinettsitzung am Sonntag in Jerusalem. Dennoch werde sich Israel das Recht vorbehalten, gegen „tickende Zeitbomben“, also palästinensische Attentäter und deren Drahtzieher, vorzugehen.