JERUSALEM / HEBRON (inn) – Eine Serie von Terroranschlägen hat am Wochenende das erste Treffen von Israels Premier Ariel Sharon und seinem palästinensischen Kollegen Mahmoud Abbas (Abu Mazen) überschattet. Zwei Selbstmordattentate in Hebron und Jerusalem forderten insgesamt neun Todesopfer.
Am Samstagabend gegen 19.30 Uhr sprengte sich ein 21jähriger Palästinenser im Zentrum von Hebron in die Luft und riß zwei Israelis mit in den Tod. Bei den Opfern handelt es sich um den 31jährigen Gadi Levy und seine schwangere Frau Dina (31). Sie hatten zum Abschluß des Shabbat in der Synagoge gebetet und waren auf dem Weg zu ihrem Wohnort, der jüdischen Ortschaft Kiryat Arba.
Der Attentäter, Fuad Qawasmeh, war als jüdischer Siedler verkleidet und trug einen Sprengstoffgürtel. Zuerst hatte er sich einem Armeestützpunkt genähert und war von Soldaten zum Anhalten aufgefordert worden, weil er verdächtig wirkte. Darauf rannte er auf das Ehepaar zu und betätigte den Sprengsatz. Zu dem Anschlag bekannte sich die radikal-islamische Hamas.
Im Jerusalemer Stadtteil French Hill sprengte sich am Sonntag gegen 5.45 Uhr in einem Linienbus ein Palästinenser in die Luft, der als ultra-orthodoxer Jude (Hared) verkleidet war. Er trug eine Kippa und einen Gebetsschal. Bei dem Attentat wurden sechs Israelis und ein Palästinenser getötet, mindestens 20 Menschen wurden verletzt, zwei von ihnen schwer.
Bei den Todesopfern handelt es sich um Shimon Ostinsky (68), Yitzhak Moyial (64), Nellie Perov (55), Olga Brenner (52), Marina Tzachivirshvili (44) und Roni Yisraeli (34) aus Pisgat Ze´ev sowie Tawil Ralab (42) aus dem „Flüchtlingslager“ Sho´afat.
Augenzeugen sagten dem aktuellen Dienst der Tageszeitung „Yediot Ahronot“, der Attentäter habe sich nicht verdächtig benommen. Er war kurz vor der Explosion in den Bus gestiegen.
Zwei weitere Anschläge wurden verhindert. In der Nacht zum Samstag drangen zwei bewaffnete Palästinenser in die südöstlich von Kalkiliya gelegene Siedlung Sha´arei Tikva ein, indem sie den Sicherheitszaun durchbrachen. Ein Bewohner der Ortschaft bemerkte die Eindringlinge und alarmierte den Bereitschaftsdienst. Die beiden Palästinenser wurden von den Sicherheitskräften erschossen.
Am Sonntagvormittag hielten Soldaten an einer Straßensperre nahe Jerusalem, die infolge des Anschlags in dem Bus errichtet worden war, einen verdächtigen Palästinenser auf. Als sie ihn aufforderten, sofort stehenzubleiben, sprengte er sich in die Luft. Dabei wurde niemand verletzt.
Bereits am Freitagabend wurde ein Soldat in Beit Hanun im Gazastreifen verwundet, als ein Sprengsatz neben seinem Panzer explodierte. Der Israeli wird in einem Krankenhaus in Be´er Sheva behandelt.
In der Nähe von Nablus erschossen israelische Sicherheitskräfte am Freitagabend einen Palästinenser, der auf ihren Stützpunkt zukam. Auf ihre Aufforderung, sofort anzuhalten, reagierte der Mann nicht. Angaben der Tageszeitung „Ha´aretz“ zufolge stellte sich anschließend heraus, daß der Getötete geistig krank war.
Am Samstagabend wurde nahe Beit Hanun der 35jährige Halid el-Zik getötet. Palästinensischen Angaben zufolge hatten Soldaten das Feuer von einem Panzer aus das Feuer auf den Mann eröffnet. Zudem seien zehn Palästinenser durch israelische Schüsse verletzt worden. Die Armee ist seit mehreren Tagen in Beit Hanun im Einsatz, um den Abschuß von Kassam-Raketen auf die Wüstenstadt Sderot im Negev zu verhindern. Dennoch wurden auch am Wochenende mehrere Geschosse auf die Kleinstadt abgefeuert. Dabei wurde jedoch niemand verletzt.