TIBERIAS (inn) – Es ist eines der detailliertesten und feinsten Mosaiken weltweit. In den Überresten einer römischen Villa aus dem frühen dritten Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung schmückt das Mosaikkunstwerk beinahe den gesamten Boden des ehemaligen Speisesaales. Zusammengesetzt aus Millionen kleiner Steinchen ergibt sich ein Gesamtkunstwerk von atemberaubender Schönheit.
Doch das Mosaik zeigt keine Bilder aus der jüdischen Geschichte, sondern erzählt die griechische Sage von Dionysos, dem angeblichen Sohn von Göttervater Zeus. Aus den vielen Mosaikbildern, die das Gesamtkunstwerk ergeben, fällt eine Darstellung auf: Das kleine Mosaik stellt ein Frauengesicht dar, daß in großer Detailtreue gearbeitet ist – auch hier wurden mehr als 80 Dezimeter verwendet. Jeder Schatten, jede Kontur um Auge und Mund sind auch nach 1.700 Jahren noch deutlich sichtbar. Ein Bild, das alle Besucher fasziniert – auch die Reisegruppe aus Deutschland. Man muß also nicht in den Louvre nach Paris fahren, um solch ein Kunstwerk zu sehen, die „Mona Lisa“ gibt es auch in Israel.
Das Mosaik ist in den Überresten der Stadt Zippori (Sepphoris) nördlich von Nazareth in Galiläa zu bewundern. Hier findet man Beispiele beinahe aller Bauten, die in der Geschichte Israels vorkommen: Ein römisches Theater, das mehr als 1.400 Menschen Platz bot und im ersten Jahrhundert in einen großen Felsen gearbeitet wurde. Eine jüdische Synagoge, auf deren Boden Radiologen ebenfalls prächtige Mosaiken entdeckt haben. Und auch eine Kreuzfahrerkirche, da Zippori als Heimatstadt von Anna, der Mutter Marias, galt.
Zippori wird zwar in der jüdischen Bibel nicht erwähnt, der Ort gewann aber nach dem zweiten jüdischen Aufstand gegen Rom im Jahr 135 an Bedeutung, als sich der Hohe Rat dort ansiedelte. Rabbi Juda Hanassi war damals die höchste geistliche Autorität. Nach dessen Tod zog der Hohe Rat an den See Genezareth nach Tiberias.
Der See Genezareth (Kinneret) ist in dieser Jahreszeit mit am schönsten. Israelis und Besucher freuen sich nicht nur an der grünen und blühenden Landschaft, sondern auch an dem hohen Wasserstand, der durch den langen Regen stetig angestiegen ist. Bald beginnt die Schneeschmelze vom Hermongebirge, dann hoffen die Israelis auf einen noch höheren Wasserpegel. Vom Boot auf dem Kinneret aus ist der Blick auf die am Hügel und Ufer gebauten Häuser von Tiberias immer wieder beeindruckend.
Der Kinneret ist etwa 21 Kilometer lang, zwölf Kilometer breit, umfaßt 170 Quadratkilometer und ist – je nach Wasserstand – bis zu 46 Meter tief. Er ist Israel wichtigstes Trinkwasserreservoir und wird hauptsächlich vom Jordan gespeist, der ihn auch durchfließt.
Von Israelnetz.de begleitet Andreas Dippel die Reisegruppe in Israel. Täglich können Sie auf www.israelnetz.de Eindrücke der Reise und aktuelle Ereignisse verfolgen.