GAZA (inn) – Immer mehr Palästinenser verlassen die Autonomiegebiete in Richtung Jordanien oder Ägypten: Allein seit Beginn dieses Jahres reisten rund 80.000 Palästinenser aus Judäa, Samaria und dem Gazastreifen aus. Das sind 50 Prozent mehr als im Vorjahr.
Wie die Tageszeitung „Jerusalem Post“ unter Berufung auf palästinensische Quellen am Dienstag meldet, bereiten sich zur Zeit rund 50.000 weitere Palästinenser auf ihre Ausreise vor. Tausende Palästinenser campen derzeit nahe Jericho an den Grenzübergängen „Allenby-Bridge“ und „Adam-Bridge“, um nach Jordanien einzureisen. Hunderte warten im Gazastreifen am Rafah-Grenzübergang auf ihre Ausreise nach Ägypten, heißt es in dem Bericht.
Jordanien hatte zunächst die Anzahl der Einreisegenehmigungen massiv verringert. Da Israel jedoch den an den Grenzen wartenden Palästinensern die Rückreise zu ihren Häusern verweigert hätte, hatte sich das Haschemitische Königreich dem Druck der PA und palästinensischen Menschenrechtsorganisationen gebeugt und Anfang August erklärt, täglich 1.000 Palästinenser ins Land zu lassen. Jeder Palästinenser muß allerdings eine Kaution von rund 1.400 Euro hinterlegen, um zu versichern, daß er sich nicht dauerhaft in dem Königreich niederlassen wird.
Die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) fürchtet, daß mindestens die Hälfte der ausgereisten Palästinenser nicht mehr in die Autonomiegebiete zurückkehren, sondern sich in anderen Staaten ansiedeln will. Eigenen Angaben zufolge hält die PA derzeit Beratungen mit Jordanien und Ägypten darüber, wie der Exodus gestoppt werden kann.
In den palästinensischen Autonomiegebieten leben nach offiziellen Angaben rund 3,5 Millionen Palästinenser, 1,1 Million davon im Gazastreifen. In Jordanien leben rund 4,4 Millionen Menschen, 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung zählen sich zu den Palästinensern. Jordaniens König Abdallah ibn-Hussein ist mit einer Palästinenserin verheiratet.