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Das jüdische Pessach-Fest beginnt: Hintergründe und Bräuche

JERUSALEM (inn) – Am Mittwoch nach Sonnenuntergang beginnt das jüdische Pessach-Fest des Jahres 5762, das bis zum dritten April dauert – dabei gedenken die Juden in aller Welt der Befreiung ihrer Vorfahren aus der ägyptischen Sklaverei. Der erste und der letzte Tag sind Feiertage, dazwischen wird gearbeitet. Unsere Mitarbeiterin Elisabeth Hausen (Jerusalem) berichtet über die Hintergründe und Bräuche.

Hintergrund

Pessach erinnert an den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten. Im biblischen Buch Exodus (2. Mose) wird berichtet, wie die Nachkommen Jakobs (= Israel) durch den Pharao, den ägyptischen König, unterdrückt wurden.

Sie mußten Steine schleppen und schließlich auch selber herstellten, um Vorratsgebäude für die Ägypter zu bauen. Damit das fremde Volk Israel nicht zu stark wurde, sollten außerdem alle neugeborenen Knaben getötet werden.

In dieser Not schrien die Israeliten zu G-tt und baten ihn, sein Volk aus der Sklaverei zu befreien. Als Antwort forderte G-tt Mose und dessen Bruder Aaron auf, zum Pharao zu gehen und um drei freie Tage für ein Opferfest in der Wüste zu bitten. Der Regent blieb jedoch stur und stimmte der Bitte nicht zu, auch als zehn Plagen das ägyptische Volk heimsuchten.

Zuletzt starben alle erstgeborenen Söhne in Ägypten. Nur die Familien, die nach G-ttes Geheiß ihre Türpfosten mit dem Blut eines Lammes bestrichen hatten, wurden von dem Todesengel verschont, der an diesen Häusern vorüberging. Die Bezeichnung „Pessach“ wird auf das hebräische Verb „passach“ (vorübergehen) zurückgeführt.

Das Volk Israel brach eilig auf und wurde bald von der ägyptischen Streitmacht verfolgt. G-tt teilte das Schilfmeer, so daß die Israeliten trockenen Fußes hindurch ziehen konnten.

Die Ägypter hingegen ertranken samt dem Pharao in den Fluten des Meeres, las das Wasser zurückströmte. Nun war das Volk Israel frei und konnte ungehindert seinen Weg durch die Wüste in das verheißene Land fortsetzen.

Am Berg Sinai übergab G-tt die Gebote an Mose. Dabei wurde das Volk auch aufgefordert, ab dem 15. Tag des Monats Nissan acht Tage zu feiern und sich an den Auszug zu erinnern. Wegen ihres Ungehorsams durften die Israeliten allerdings erst 40 Jahre Später das Land Kanaan betreten. Heute leben sie nach fast 2.000 Jahren Exil, wieder dort.

Bräuche

Wegen des schnellen Aufbruchs hatten die Israeliten einst keine Zeit, Sauerteig anzusetzen. Deswegen essen die Juden bis heute während des Pessach-Festes nichts Gesäuertes. Sie verwenden spezielles Geschirr und speziellen Wein (koscher le-Pessach). Vor Feiertagen wird das ganze Haus geputzt und vor allem das Geschirr gereinigt.

Der erste Abend des Festes wird als „Seder-Abend“ bezeichnet (Seder=Ordnung). Dabei gibt es eine Festmahlzeit mit verschiedenen symbolischen Speisen, die in einem bestimmten Ablauf verzehrt werden, der wiederum in der Haggada (Erzählung) überliefert ist.

In diesem Büchlein finden sich außerdem die biblische Geschichte, Texte aus der rabbinischen Tradition, viele Dankgebete und Segenssprüche sowie kindliche Lieder und Gedichte.

Wichtig sind die Mazzot (ungesäürten Brote) und das Bitterkraut als Symbol für die Sklavenarbeit und die Charosset (Fruchtmus) in der Farbe des Lehms. Eier und Hühnerflügel symbolisieren die Opfer aus der Zeit des Tempels. Bis zu seiner Zerstörung brachten die Juden in Jerusalem ein Lamm dar. Zudem werden im Laufe des Abends vier Gläser Wein (oder Traubensaft) getrunken.

Eine besondere Rolle haben die Kinder am Seder-Abend. Der jüngste Knabe stellt die berühmten vier Fragen, die auf die Besonderheit der Nacht hinweisen. Die erste lautet: „Worin unterscheidet sich diese Nacht von allen anderen Nächten? Denn in allen Nächten essen wir Gesäuertes und Ungesäuertes, diese Nacht nur Ungesäuertes.“

Das Familienoberhaupt – meist der Vater – beantwortet die Fragen so, daß Kinder es verstehen können.

Ein leerer Stuhl ist für den Propheten Elia reserviert. Dieser soll nach der jüdischen Tradition die Ankunft des Messias ankündigen. Auch auf diesem Platz steht ein Weinglas. Die Kinder sehen immer wieder hin und schauen nach, ob sich die Menge des Getränkes verringert hat!

Pessach ist ein fröhliches Fest. Jede einzelne Tat, die G-tt in der Zeit des Auszugs an Israel getan hat, wird aufgezählt. Dabei vergessen die Juden aber nicht, über die Ägypter zu trauern, die damals umkamen.

Denn es steht geschrieben: „Wenn dein Feind fällt, freue dich nicht.“ Am Tag vor dem Fest fasten die erstgeborenen Juden in Erinnerung an diejenigen, die ums Leben kamen und die verschont wurden.

Jeder Jude, der Pessach feiert, soll sich so erachten, als sei er selbst aus Ägypten ausgezogen. Gemäß der Haggada hat jede Generation ihren Auszug aus Ägypten. Durch die Jahrhunderte hindurch sind immer wieder Juden unterdrückt worden.

Sie haben G-tt um Hilfe angerufen und sind häufig aus ihrer Situation befreit worden. Die Erinnerung ist somit ein wesentliches Element der jüdischen Feste.

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