BERLIN / JERUSALEM (inn) – „Yasser Arafat trägt die Verantwortung dafür, daß Hoffnung und Vertrauen zwischen Israelis und Palästinensern zu Fremdworten geworden sind.“
Diese Ansicht vertrat Isaac Herzog, der Sohn des ehemaligen israelischen Staatspräsidenten Chaim Herzog und frühere Berater von Premierministers Ehud Barak, in einem Beitrag für die Tageszeitung „Die Welt“ (Berlin).
Herzog warf dem PLO-Chef vor, das Angebot Baraks in Camp David im September 2000 ausgeschlagen zu haben. „Den Preis, den wir, Israelis, Palästinenser und die Weltgemeinschaft, für seine Entscheidungen und Fehler zahlen, ist enorm. Ein Staat, Freiheit, eine glänzende Zukunft für seine Leute waren zum Greifen nah. Statt dessen tat er (Arafat) eine Menge, um die allmählich wachsenden Beziehungen zwischen Palästinensern und Juden zu zerstören“, schreibt Chaim Herzog.
Solange Arafat an der Macht sei, wisse keiner, ob es irgendeine Hoffnung für eine Beruhigung des gewalttätigen Konfliktes gebe. „Mit Arafat sehen wir einen Führer, der die gesamte Region in den gegenwärtigen Konflikt geführt hat“, so Herzog.
Der Verhandlungssituation in Camp David habe sich der Palästinenserführer nicht gewachsen gezeigt. „Anstatt die Verhandlungen weiter zu führen und beweglich zu bleiben, anstatt auf Barak zuzugehen und so den Frieden gemeinsam zu schaffen, entschied sich der Palästinenser, zur Gewalt zurückzukehren, um den internationalen Druck zu verringern, der auf ihm lastete.“
Seit dieser Zeit verstricke sich Arafat immer wieder in Widersprüche, aus denen man kaum schlau werde. „Gerade in der letzten Woche erschien Arafat zur Hauptsendezeit im israelischen Fernsehen. Seine Botschaft war abermals verworren, radikal und nicht überzeugend. Er behauptete, daß das Schiff, das 50 Tonnen Waffen nach Gaza schmuggeln sollte, eine israelische Erfindung sei. Darüber hinaus konnte oder wollte er keine Auskunft geben über den Verbleib der Mörder des israelischen Tourismusminister Rehavam Ze´evi.“
Der frühere israelische Außenminister Shlomo Ben-Ami habe Arafat vor einiger Zeit treffend analysiert, so Herzog: „Vielleicht will Arafat keinen gewöhnlichen, ziemlich banalen Staat regieren; er will sich nicht mit kleinen Problemen von Gewerkschaften oder der Kanalisation beschäftigen. Vielleicht ist seine Traumwelt das Hindernis.“