BAKU / BASEL (inn) – Der 32-jährige Asaf Mischijev ist Leadsänger der Band Mamagama, die sich stilistisch im Bereich des Techno-Pop bewegt. Die Gruppe wird beim diesjährigen Eurovision Song Contest (ESC) in Basel ihre Heimat Aserbaischan repräsentieren. Ihr Beitrag „Run With U“ kombiniert elektronische Klänge mit regionalen Musikelementen – etwa dem Einsatz der traditionellen Langhalslaute „Saz“.
Mischijev stammt aus der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku. Er gehört zur Gemeinschaft der sogenannten „Bergjuden“ (Kawkasim), einer seit Jahrhunderten in der Kaukasusregion lebenden jüdischen Gruppe. Mischijev unterrichtet an einer jüdischen Musikschule in der Hauptstadt und ist seit Jahren in der lokalen Kulturszene aktiv.
Bereits 2013 gewann er einen jüdischen Musikwettbewerb in der Region, später trat er auch bei „The Voice“ auf. Dass er nun Aserbaidschan beim ESC vertreten darf, ist für ihn nach eigener Aussage eine doppelte Ehre: „Ich repräsentiere mein Land, aber auch das jüdische Volk.“
Die Band Mamagama, gegründet 2021, besteht aus drei Musikern unterschiedlicher Herkunft: Neben Mischijev gehören der libanesisch-russische Gitarrist Hassan Heydar und der aserbaidschanische Schlagzeuger Arif Imanov zur Formation. Für Mamagama selbst ist diese Konstellation Ausdruck einer gelebten kulturellen Toleranz: „Wir sind wie eine Familie“, sagt Mischijev in einem Interview des israelischen Nachrichtenportals „Ynet“, „wir sind das Modell eines toleranten Aserbaidschans.“
Solidarität mit Israel
Aserbaidschan wird international immer wieder als positives Beispiel für jüdisch-muslimisches Zusammenleben genannt. Auch Roman Gurevitsch, Ehrenrepräsentant der „Jewish Agency“ in Baku, betont gegenüber „Ynet“ die langjährige Toleranz und Integration jüdischer Bürger im Land. Die Wahl eines jüdischen Vertreters für den ESC sei, sagt Gurevitsch, ein „weiterer Beweis für das gegenseitige Vertrauen zwischen den Gemeinschaften“.
Die diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und Aserbaidschan bestehen seit 1992 und haben sich in den vergangenen Jahren weiter vertieft. Aserbaidschan war eines der ersten muslimisch geprägten Länder, das Israel anerkannte. Im März 2023 eröffnete Aserbaidschan seine erste Botschaft in Israel, ein Zeichen der wachsenden strategischen Partnerschaft, bei der besonders der Handel im Vordergrund steht.
Gleichzeitig wird der diesjährige ESC politisch aufgeladen sein. Israel, vertreten durch Juval Raphael, steht international unter Beobachtung, nicht zuletzt aufgrund der anhaltenden Kritik und Boykottaufrufe in Folge des durch das Hamas-Massaker ausgelösten Krieges im Gazastreifen.
Mischijev und seine Band positionieren sich hier klar: Musik sei kein Ort für politische Auseinandersetzungen, sondern ein Medium des Austauschs und der Verbundenheit. In dem Interview bekundete Mischijev seine Solidarität mit Raphael und betonte: „Ich habe von Juval Raphael gehört und unterstütze sie voll und ganz. Ich wünsche ihr viel Erfolg und sende ihr viel Liebe.“ (tko)
3 Antworten
Ein Boykottaufruf gegen Aserbaidschan ist nicht zu befürchten, wen interessieren schon die Armenier…
Bergjuden hat für mich den gleichen diskriminierenden Beigeschmack wie die Bezeichnung Bergtürken für die Kurden
SHALOM SHABBAT
Mit K bin natürlich ich gemeint, sorry.
SHALOM