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Wie viele Eingänge braucht eine U-Bahn-Station?

Im Großraum Tel Aviv soll ein U-Bahn-Netz entstehen. Doch ein kurioser Streit um die Planung droht den Ausbau des Projekts zu verzögern. Dabei geht es um die Frage: Wie viele Eingänge braucht eine israelische U-Bahn-Station?
Von Jörn Schumacher

TEL AVIV (inn) – Die Metro, die in und um Tel Aviv entstehen soll, gilt als das größte Infrastrukturprojekt Israels. Das öffentliche Nahverkehrssystem (NTA) plant für den Großraum der Mittelmeerstadt drei Stadtbahn- und drei U-Bahn-Linien. Das Netz soll am Ende 27 Gemeinden anfahren und voraussichtlich rund drei Millionen Fahrgäste täglich befördern.

Die sechs Linien sollen insgesamt 248 Haltestellen auf einer Strecke von 240 Kilometern anfahren. Von Tel Aviv aus soll das Streckennetz im Norden bis Kfar Saba reichen, im Osten bis nach Petach Tikva sowie an den Ben-Gurion-Flughafen, im Süden bis nach Rechovot.

Die Rote Linie (L1) vom Süden Tel Avivs bis Kirat Arje ist die erste in Betrieb befindliche Linie. Sie wurde im August 2024 gestartet und befördert laut NTA auf einer 24 Kilometer langen Strecke schätzungsweise 234.000 Passagiere pro Tag. Davon verlaufen 12 Kilometer unterirdisch.

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Für den Bau der anderen Linien stehen indes noch einige Hürden an. So muss die NTA etwa 40 Millionen Kubikmeter überschüssigen Müll aus dem Stadtzentrum räumen und ein unabhängiges Kraftwerk bauen, um die Metro mit Strom zu versorgen. Außerdem müssen viele ausländische Ingenieure und Arbeiter eingestellt werden, was aufgrund des Krieges im Land nicht leicht ist.

Die NTA, die mit der Planung und dem Bau der Metro beauftragt wurde, teilte im Dezember mit, dass sie in diesem Jahr mit dem Aufkauf und der Räumung von Land und Immobilien beginnen will, damit die Grabungen beginnen können. Thema ist hier auch die Schallabschirmung der an die Arbeitszentren angrenzenden Wohnhäuser. Der Zeitplan sieht vor, dass die Aushubarbeiten im Jahr 2028 beginnen können.

„Ein Eingang ist genug“

Nun ist jedoch ein Streit um die Anzahl der Eingänge zu den U-Bahn-Stationen entbrannt. Wie das israelische Wirtschaftsmagazin „Globes“ berichtet, verlangt die Planungsbehörde, dass es an jeder Metro-Station zwischen zwei und fünf Ein- und Ausgänge geben soll.

Die NTA wiederum hat an vielen Stationen nur einen Ausgang vorgesehen. Das Unternehmen ist der Ansicht, dass ein einziger Ausgang zu einem effizienteren Durchfluss der Fußgänger führt, außerdem gebe es so beim Bau unter der Erde weniger Komplikationen, und die Stadt oberhalb der Station werde weniger in Mitleidenschaft gezogen.

Das Problem wurde dem Nationalen Infrastrukturausschuss vorgelegt. Der zeigte sich von der Planung der NTA überrascht. Er ordnete an, dass ein Großteil der Stationen neu geplant werden müsse, damit es mehr Ausgänge und Eingänge gibt, soweit dies technisch möglich ist. Die israelische Planungsbehörde lehnt diesen Ansatz ab und betont, schon bei der Planung seien für viele Stationen mehrere Ein- und Ausgänge angedacht gewesen.

„Globes“ kommentiert den Fall mit den Worten: „Akteure in der Industrie sprechen bereits von einer Mogelpackung, andere sehen lediglich einen branchenüblichen Streit.“ In jedem Fall werde die Meinungsverschiedenheit mit großer Wahrscheinlichkeit zu einer Verzögerung des Zeitplanes führen. In dem Magazin heißt es weiter: „Erfahrungen aus früheren Projekte legen nahe, dass die mangelnde Koordination zwischen Regierungsbehörden – und sicherlich auch mit externen Stellen wie Kommunikationsunternehmen – zu Lücken in Planungs- und Budgetschätzungen sowie in den Fahrplänen führt.“

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6 Antworten

  1. Wie viele Eingänge braucht eine israelische U-Bahn-Station? Viele. Wir denken dabei an Kiew und an die iranische Bedrohung.

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    1. Nein, diesmal werden keine Wassermassen mitten in die Stadt Tel Aviv einströmen. Im Gegenteil, unser Kishon würde sich über die U-Bahn freuen.

      1
  2. Ein einziger Eingang?? Was ist, wenn dieser aus irgendeinem Grund verschüttet wird? Ich denke an Terrorangriff, Rakete, sehr heftiges Erdbeben…
    Dann könnten ganz viele Menschen eingeschlossen sein.
    Es wundert mich, dass dieser Punkt anscheinend nicht zur Sprache kommt.

    2

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