JERUSALEM (inn) – Der israelische Filmregisseur und langjährige Direktor der „Sam Spiegel Film and Television School“, Renen Schorr, ist gestorben. Schorr prägte maßgeblich die Filmwirtschaft in Israel.
Renen Schorr wurde am 6. Juli 1952 in Jerusalem geboren. Er ist der Sohn des Arztes Sam Schorr, Enkel des Historikers Alexander Schorr und Nachfahre von Rabbi Joseph Bechor Schorr, einem Talmud- Kommentator des 12. Jahrhunderts aus Orléans. Nach seinem Militärdienst studierte Schorr Film an der Universität Tel Aviv Film und arbeitete als Regieassistent für Judd Ne’eman und Uri Zohar. Im Jahr 1979 gewann er ein Stipendium und ging in die USA, wo er unter anderem an Filmsets mitwirkte.
Schorr drehte mehrere Filme, darunter 1985 den Kurzfilm „Eine Hochzeit in Jerusalem“ und 1987 „Late Summer Blues“, seinen wohl bekanntesten Film. Der Streifen galt als bahnbrechend und erzählte die Geschichte von vier 18-jährigen Israelis, die kurz davor stehen, in die Armee einzutreten. Es war das erste Mal, dass ein israelischer Film zeigte, was Teenager in Israel dachten. Damit schuf er einen neuen Weg in der noch jungen israelischen Filmindustrie. „The Loners“ (HaBodedim) feierte im November 2009 Premiere. Inspiriert war er von wahren Ereignissen, die sich 1997 in einem israelischen Militärgefängnis zugetragen haben.
Im Jahr 1989 wurde Schorr mit der Gründung einer neuen Filmschule in Jerusalem beauftragt, der heutigen Jerusalemer Sam-Spiegel-Schule für Film und Fernsehen. Es war Israels erste unabhängige, nationale Schule für Film und Fernsehen. Die Schule wurde 1996 nach einer ersten Schenkung aus dem Nachlass des Regisseurs nach dem Filmregisseur Sam Spiegel umbenannt. Schorr leitete die Filmschule 30 Jahre lang.
Gründer von Israels wichtigstem Filmfonds
In den vergangenen 40 Jahren war Schorr zudem Gründer oder Mitbegründer israelischer Filmfonds und Kinos. So begründete er etwa gemeinsam mit Judd Ne’eman und Jeud Levanon 1978 den „Israel Film Fund“. Der Fonds verlagerte die öffentliche Unterstützung vom Ministerium für Handel und Industrie auf das Ministerium für Bildung und Kultur.
Im Laufe der Jahre hat sich der Fonds als wichtigste Fördereinrichtung der israelischen Filmindustrie für abendfüllende Spielfilme etabliert. Nach eigenen Angaben konnte er seit seiner Gründung die Produktion von fast 500 abendfüllenden Spielfilmen unterstützten, die „das reiche soziale und kulturelle Gefüge Israels widerspiegeln“.
Schorr war zudem von 1982 bis 1985 Co-Direktor der „Beit Zvi Film School“ in Ramat Gan. Schorr arbeitete mit der Europäischen Filmakademie unter der Präsidentschaft des deutschen Regisseurs Wim Wenders zusammen und setzte sich für die Aufnahme Israels als Mitglied ein. 1992 gründete Schorr zudem einen weiteren Fonds, den „New Fund for Film and Television“, der das unabhängige Dokumentarfilmgeschäft in Israel grundlegend veränderte.
Im Jahr 2001 initiierte und bearbeitete Schorr die preisgekrönte Dramaserie „Voices from the Heartland“ für das israelische kommerzielle Fernsehen. Im Jahr 2008 rief er den ersten städtischen Filmfonds Israels, den „Jerusalem Film and Television Fund“, ins Leben.
Juror bei der Berlinale
Der Filmemacher war zudem Juror in zahlreichen internationale Wettbewerben und Festivals, darunter die Berlinale (2011), das Sarajevo Film Festival (2016), DocAviv (2009) und der Israel-Preis (2004). Im Jahr 2016 verlieh ihm die französische Regierung den Orden „Chevalier des arts et lettres“ (Orden der Künste und der Literatur). Er wird an Personen vergeben, die sich durch ihr Schaffen im künstlerischen oder literarischen Bereich oder durch ihren Beitrag zur Ausstrahlung der Künste und der Literatur in Frankreich und in der Welt ausgezeichnet haben.
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Schorr starb am 26. Februar im Alter von 72 Jahren, wie die Sam-Spiegel-Filmschule in Jerusalem mitteilte. Es wurde keine Todesursache angegeben, aber die Schule beschrieb seinen Tod als „plötzlich“, wie die Onlinezeitung „Times of Israel“ berichtet.
„Die Sam Spiegel-Gemeinde ist zutiefst erschüttert über die Nachricht vom Tod unseres Lehrers Renen Schorr, des Gründers der Schule, der in Jerusalem sein Lebenswerk etablierte, ein Werk, das das israelische Kino und die israelische Kultur als Ganzes veränderte“, sagte Dana Blankstein Cohen, Geschäftsführerin der Filmschule. „Renen, der Sam Spiegel über eine Generation lang leitete, tat dies mit beispielloser Leidenschaft und machte diese Institution zu einer der bedeutendsten und führenden der Weltfilmindustrie.“