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Leichen von vier Geiseln an Israel übergeben

Israel bestätigt die Identität von vier ermordeten Geiseln. Eine Delegation bricht zu weiteren Verhandlungen nach Kairo auf.
Von Israelnetz
Zachi Idan musste die Ermordung seiner Tochter mit ansehen

JERUSALEM (inn) – In der Nacht zum Donnerstag hat Israel die Leichen von vier weiteren Geiseln erhalten. Nach einer Untersuchung durch Rechtsmediziner bestätigte das Regierungsamt am Vormittag deren Identität. Demnach wurden Ohad Jahalomi, Zachi Idan und Jizchak Elgarat während ihrer Gefangenschaft im Gazastreifen ermordet, Schlomo Manzur bereits am 7. Oktober.

Trotz der späten Uhrzeit standen zahlreiche Israelis am Straßenrand, wo der Leichentransport vorbeifuhr, um den Toten Würde zu erweisen.

Staatspräsident Jizchak Herzog sprach von „bitteren Nachrichten“. Doch dass nun die Beerdigung erfolgen könne, gebe ein wenig Trost. Premier Benjamin Netanjahu sagte den Opferfamilien: „Wir teilen den Schmerz. Das ganze Volk Israel umarmt Euch und trauert mit.“

Tür zum Schutzraum aufgeschossen

Schlomo Manzur war zum Zeitpunkt des Terrormassakers mit 85 Jahren die älteste der 251 Geiseln. Die Armee hatte seinen Tod bereits Mitte Februar bestätigt.

Geisel Schlomo Manzur Mantzur Foto: privat
Schlomo Manzur wurde aus seinem Heimatkibbuz Kissufim als Geisel verschleppt

Jizchak Elgarat war 68 Jahre alt. Die Terroristen hatten ihn in seinem Wohnhaus im Kibbuz Nir Os an der Hand angeschossen und dann verschleppt. Sein Bruder Dani hörte am Handy mit, wie die Terroristen die Tür zum Schutzraum aufschossen. Jizchak sagte noch: „Dani, das ist das Ende, das ist das Ende.“ Er besaß die dänische Staatsbürgerschaft, seine beiden Kinder leben dort.

War auch dänischer Staatsbürger: Jizchak Elgarat

Mit einer Handfeuerwaffe gegen Terroristen

Die beiden anderen ermordeten Geiseln waren bei ihrer Entführung 49 Jahre alt. Ohad Jahalomi stammte ebenfalls aus Nir Os. Er arbeitete für die Parkbehörde, war begeistert von der Negev-Wüste, schrieb einen Skorpion-Führer und initiierte Bildungsprogramme bei den Beduinen.

Foto: Privat
Liebte die Wüste Negev: Ohad Jahalomi

Als die Terroristen am 7. Oktober in die Ortschaft eindrangen, ließ sich die Tür zum Schutzraum nicht richtig abschließen. Daher setzte sich Ohad davor, nur mit einer Handfeuerwaffe ausgestattet, während sich die Familie im Schutzraum aufhielt.

Die Terroristen schossen ihm ins Bein und entführten ihn und seine Familie. Seine Frau Batscheva und die drei Kinder im Alter zwischen zwei und zwölf Jahren wurden auf Mopeds gesetzt. Die Mutter entkam mit den beiden Töchtern, sie flüchtete drei Stunden lang und gelangte schließlich zurück zum Kibbuz.

Der damals zwölfjährige Sohn Eitan wurde am 27. November 2023 freigelassen. Batscheva sagte nach dem Terrormassaker: „Wir träumten vom Frieden mit Gaza, aber ganze Familien und Babys wurden getötet.“

Tochter vor den Augen des Vaters erschossen

Zachi Idan wohnte im Kibbuz Nahal Os. Als die Terroristen eindrangen, flüchtete er mit seiner Familie in den Schutzraum. Mit seiner Tochter Ma’ajan versuchte er, die Tür zu versperren. Doch die Terroristen schossen durch sie hindurch und verletzten Ma’ajan tödlich, sie starb in Zachis Armen.

Die Terroristen filmten alles mit und übertrugen ihren Angriff direkt auf Facebook. Die Bilder von der auf dem Boden kauernden, tief verängstigten Familie gingen um die Welt.

Die Terroristen entführten Zachi und ließen den Rest der Familie zurück. In einem Interview sagte Zachis Frau Gali, dass er angesichts der Ermordung von Ma’ajan zu einem gebrochenen Mann wurde. Er habe nicht mehr funktioniert, ließ die Tür zum Schutzraum aufgehen. Normalerweise sei er die Stütze der Familie gewesen, in diesen Augenblicken aber nur noch ein Schatten seiner selbst.

Weitere Verhandlungen in Kairo

Mit der Übergabe der vier Leichen ließ Israel mehr als 600 palästinensische Sicherheitsgefangene frei. Unter ihnen befinden sich mehr als 100 Mörder mit lebenslangen Haftstrafen. Einige hätten schon am Samstag freikommen sollen. Doch aus Protest gegen die Vorführung der Geiseln bei der Übergabe setzte Israel den Vorgang aus.

Mit dem nun erfolgten Austausch endet den Abmachungen zufolge die erste Phase des Geiseldeals. In dieser kamen seit dem 19. Januar in neun Übergaben fünf thailändische und 33 israelische Geiseln frei, darunter acht Ermordete.

Eine israelische Delegation reist nun für weitere Verhandlungen nach Kairo. Die Entsendung der Delegation erfolgte nach zwei Beratungen am Donnerstag zwischen Sicherheitsvertretern und der Regierung. Außenminister Gideon Sa’ar (Neue Hoffnung) erklärte vor Journalisten, zunächst sei zu prüfen, ob es für Verhandlungen eine Basis gebe.

Regierungsvertreter: Kein Abzug aus Philadelphi-Korridor

Unklar ist indes, worum genau es bei den Verhandlungen gehen soll. Sa’ar sprach von einer „Verlängerung der ersten Phase“, um weitere Geiseln freizubekommen. Verteidigungsminister Israel Katz (Likud) meinte hingegen, die erste Phase sei „abgeschlossen“.

Für die zweite Phase, in der Soldaten und männliche Zivilisten freikommen sollen, ist auch ein Abzug der Armee aus dem Gazastreifen vorgesehen. Doch am Donnerstag erklärte ein Regierungsvertreter, Israel werde die Kontrolle über den Philadelphi-Korridor nicht aufgeben, da über dieses Grenzgebiet der Waffenschmuggel für die Hamas erfolgt sei. (df)

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3 Antworten

  1. Was für ein Schmerz.
    Bestien in Gaza.
    Schweiz richtete lt. UNO Hamss- Konferenz aus.
    Das ist unglaublich, was UNO für einen Hass gegen Juden/ Israel in sich trägt.

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  2. Na bitte, geht doch auch ohne Propaganda! Ich bin erleichtert, dass nun alle Geiseln des 1. Abkommens „zuhause“ sind, obgleich ich sehr traurig bin, dass diese vier Menschen ihr Leben lassen mussten. Gleichzeitig macht mich jedesmal wütend, dass so viele Schwerverbrecher freikommen, 100 Mörder mit lebenslanger Haftstrafe für 4 Tote Menschen, die keinem Palästinenser jemals etwas zu Leide getan haben. Furchtbare Situation. Wenn ich mir nicht sicher wäre, dass Gott, der Herr über allem, Gerechtigkeit schaffen wird, würde ich verzweifelt bleiben. Aber im Vertrauen auf Gott blicke ich nach vorn und wünsche Israel weiter gute Entscheidungen. Der Philadelphi-Korridor sollte nicht aufgegeben werden. Das würde die Hamas ungemein stärken.

    2
  3. Ich bin unendlich traurig!

    Furchtbar finde ich, dass im Austausch dazu Verbrecher freigelassen werden. Einfach nur abscheulich.

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