JERUSALEM (inn) – Nach der Heimkehr der vier freigelassenen Geiseln werden nach und nach Einzelheiten zu den Umständen der Gefangenschaft bekannt. So habe Na’ama Levy viele Monate allein in einem Tunnel verbracht, sagte Einat Jehene, eine Betreuerin. Als sie herauskam, habe sie nicht gewusst, ob sie noch am Leben sei – sie sei entkoppelt von der Wirklichkeit gewesen.
Jehene leitet das Genesungsprogramm beim Forum der Geiselfamilien. In einem Interview des Radiosenders „103FM“ am Dienstag warnte sie davor, die euphorischen Bilder bei der Freilassung für bare Münze zu nehmen. Dies sei von der Hamas so inszeniert, und sie sei froh, dass die Mädchen mitgespielt hätten, „um zu überleben“.
Die Betroffenen hätten ein komplexes Trauma erlebt, das sie noch lange beschäftigen werde. Der Medienzirkus um sie halte einige Tage an, doch die Botschaft ‚Sie ist noch immer dieses lebensfreudige Mädchen‘ helfe den Betroffenen nicht.
Langer Weg der Genesung
Jehene begleitete bereits diejenigen Geiseln, die November 2023 freigekommen waren. Selbst bei dieser kürzeren Haft von 52 Tagen habe bislang niemand von ihnen zurück ins Leben gefunden. Die Integration gestalte sich schwierig, viele zeigten post-traumatische Symptome: Einige gingen nur mit Therapiehunden, andere nur mit Familienangehörigen außer Haus, sagte Jehene. Viele entwickelten ein Gefühl der Entfremdung.
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Aus ihren eigenen Untersuchungen gehe hervor, dass die vollständige Rückkehr der übrigen Geiseln ein entscheidender Faktor im Heilungsprozess sei, fuhr Jehene fort. Die Geiseln seien eine tiefe Wunde für die Rückgekehrten und ihre Familien. Dieser Kampf halte an, bis alle Geiseln wieder zurück seien.
Armee: Geiseln mit menschlichem Kontakt in besserer Verfassung
Aus der Medizinabteilung der Armee hieß es am Montag, dass viele Geiseln bis zu acht Monate lang ohne Tageslicht und mit wenig bis gar keinem menschlichen Kontakt gehalten wurden. Diejenigen, die die Gefangenschaft zusammen statt allein verbracht hätten, seien in besserer Verfassung, sagte General Avi Banov, stellvertretender Leiter des Sanitätsdienst.
Ob die Geiseln Zeichen von Folter oder Missbrauch aufwiesen, wollte Banov mit Verweis auf die Privatsphäre nicht sagen. Wie die Geiseln selbst berichteten, seien sie in den in den Tagen vor ihrer Freilassung besser behandelt worden. Sie hätten duschen dürfen, frische Kleider und besseres Essen erhalten. (df)
13 Antworten
Die euphorischen Bilder bei der Freilassung verraten, dass die Hamas noch nicht besiegt ist, dass man die Hamas nicht besiegen kann. Grund: die Bevölkerung steht 100% zu ihr.
So lange noch Geiseln von den … in Gaza festgehalten werden, wird man die schlimmsten Informationen zurückhalten, um deren Leben nicht zu gefährden. Es gehört allerdings nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, was sie erlebt haben. Monate allein, ohne Tageslicht, ohne Kontakt : unglaublich, dass sie überlebt haben. Was für starke, grossartige Menschen. Ich mag nicht schreiben, was die Gleiselnehmer und ihre „zivilen“ Komplizen für mich sind.
Herr Nola, das Entscheidende ist, dass keine Waffen und kein Geld zur Hamas kommen. Doch beim Wiederaufbau wird wohl wieder viel Geld bei ihnen kleben bleiben.
Die Verantwortlichen für den 7. Oktober konnten zum großen Teil getötet werden.
Zur Beseitigung der Hamas bedarf es mehr. Insb. bedarf es der Unterstützung durch die Nachbarstaaten. Und hierzu ein gemeinsames Ziel.
@Folkert Schulze-Kraasch
Keine Waffen im Gazastreifen wäre die richtige Maßnahme, sagt auch meine Ehefrau und sie hat immer Recht. Maskierte, bewaffnete Hamas-Kämpfer aus der Luft jagen? Ja.
Es dringt nicht viel nach außen. Aber so viel ist klar, wer Babys verbrennt, Menschen erschießt und massakriert, der behandelt Geiseln nicht mit Samthandschuhen. Vielleicht müssen wir Einzelheiten gar nicht wissen, sondern für diese gequälten Menschen nur beten. Eines Tages werden sie wieder lachen, und echte Freude leben.
Und wir müssen alle damit leben, dass viele Geiseln nicht lebend zurückkehren. Wir werden Zorn empfinden, aber wir sollten dem Hass keinen Raum in uns geben. Warum ich das schreibe? Ich gebs zu: weil ich gerade damit kämpfe. Und ich weiß, dass es anderen auch so geht.
@Ella
Danke. Ja, mir geht es zur Zeit auch so.
Beten für die Geiseln, die heimgekehrten und die noch gefangenen. Und für alle Angehörigen und Freunde.
Möge der Allmächtige trösten, heilen, wieder herstellen und zum Guten wenden! Auch wenn wir es noch nicht sehen, so ist Sein Arm nicht zu kurz.
Absolut Flügelpfeil. 🙏🎗🇮🇱🫶
Ich wünsche den freigelassenen Geiseln gute Genesung. Die Psyche wird nach lange leiden.
Wir leiden alle mit, mit dieser schrecklichen Zeit.
Freigelassene Geisel deuten nur an, was sie erlebt haben. Zum Schutz der Geiseln, die noch im Gazastreifen sind. Sie müssen aber darüber reden. Am besten mit Seelsorgern, Psychologen, die nichts an die Öffentlichkeit geben. Die Aufarbeitung muss nach Ende der Freilassung aller Geiseln geschehen. Und es muss dann an die Öffentlichkeit. Damit auch der dümmste Hamasunterstützer im Westen kapiert, wenn er unterstützt hat.
Kinder von Holocaust-Überlebenden haben berichtet, dass ihre Eltern nicht darüber reden konnten, aber nachts schreiend aufwachten und ihre Kinder mit traumatisierten. Das darf diesen freigelassenen Geiseln nicht angetan werden. Nur wenn sie reden werden sie es aufarbeiten können.
@christin
Über vieles sprach man früher nicht. Auch weil es die Generation war. Und die Überlebenden wollten alles hinter sich lassen. Mussten sie auch, denn in Israel war damals nicht viel Platz zur Trauerarbeit und Traumaverarbeitung. Das Land musste aufgebaut und verteidigt werden. Zumindest schließe ich das aus Zeitzeugenberichten.
Glücklicherweise weiß man in Israel inzwischen um die Notwendigkeit zur Verarbeitung und es gibt da sehr kompetente Hilfe. Ich hoffe, dass sie genug Möglichkeiten bekommen, über die Zeit der Gefangenschaft zu reden und zu verarbeiten. Und auch die Angehörigen brauchen Begleitung um richtig mit tragen zu können.
Ich hoffe und bete, dass die befreiten Geiseln immer mehr und mehr heilen, um das Schreckliche irgendwann hinter sich lassen zu können.
Hoffen wir, daß die Geiseln aus dieser seelischen Hölle rasch wieder herauskommen .
Die Möglichkeiten der Hilfe sind dem Ewigen sei Dank heutzutage recht vielfältig, anders als nach der Shoah………..aber lassen wir das. Auf einer anderen Kommentarseite bin ich bezüglich des Themas der Shoah-Opfer sehr heftig angegangen worden,nicht ganz zu Unrecht aufgrund meiner Argumentation aber doch treffend in der Sache, aber lassen wir das aussen vor, diese Kröte muss ich halt schlucken……….SHALOM ALEJCHEM
Naama und allen anderen Freigelassenen wünsche ich von ganzen Herzen, dass sie es schaffen, Stück für Stück ihre Traumata mit Hilfe von Experten abzustreifen und ein normales Leben zu führen. Und ich hoffe, dass die überlebenden Geiseln, welche sich noch in den Händen der unsäglichen Hamas befinden, nicht mehr lange warten müssen, bis sie ihre Liebsten in die Arme schließen können. Shalom.
Soeben Email aus Israel erhalten
Die fünfte Scout, Agam Berger ist frei, ans Rote Kreuz übergeben, meine Leute haben es mir gerade gemailt……… SHALOM