DOHA / JERUSALEM (inn) – Das Tauziehen um die Freilassung der 100 noch verbliebenen Geiseln dauert an. Eine neue Verhandlungsrunde begann am Wochenende in der katarischen Hauptstadt Doha. In internationalen Medien kursiert eine Liste mit 34 Namen von Entführten, die nach Aussage der Hamas in der ersten Phase eines Deals freikommen könnten. Ob sie noch am Leben sind, ist nicht vermerkt. Die Liste veröffentlichte unter anderen die britische Rundfunkanstalt BBC.
Aus dem Büro von Premierminister Benjamin Netanjahu (Likud) hieß es als Reaktion, die Israelis hätten keine Liste erhalten. Dann stellte sich heraus, dass es sich um eine Namensliste handelt, die Israel vor ein paar Monaten eingereicht hatte. Auf ihr findet sich auch die Familie Bibas mit dem fünfjährigen Ariel und dem einjährigen Kfir. Zudem sind dort zwei Israelis vermerkt, die sich bereits seit etwa zehn Jahren im Gazastreifen befinden: Avera Mengistu und Hischam a-Sajed.
Die Nachrichtenseite „Walla“ zitierte einen ungenannten israelischen Vertreter: Da nicht bekannt sei, wer am Leben ist, könne Israel den von der Hamas geforderten „angemessenen Preis“ nicht festlegen. Dabei geht es um die Freilassung in Israel inhaftierter Terroristen.
Hamas: Eine Woche Ruhe, um Zustand der Geiseln festzustellen
Gemäß der Nachrichtenagentur AFP fordert die Hamas eine Woche Waffenruhe, um sich Informationen über den Zustand der Geiseln zu beschaffen: „Die Hamas hat zugestimmt, die 34 Gefangenen freizulassen, ob lebendig oder tot. Doch die Gruppe braucht eine Woche Ruhe, um mit den Kidnappern zu kommunizieren und diejenigen zu identifizieren, die lebendig und die tot sind.“
Ziel der Gespräche in Katar ist eine Feuerpause und die Freilassung aller Geiseln. Dafür sind drei Stufen angedacht. In einem ersten Schritt sollen demnach 23 Frauen und alte Menschen sowie elf Männer in schlechtem Zustand freikommen. Vorige Woche lehnte die Hamas dieses Vorgehen ab, da sie jeden Mann zwischen 18 und 50 als „Soldat“ einstufe. Das widerspricht der nun berichteten grundsätzlichen Zustimmung zu der Liste mit den 34 Geiseln.
Am Sonntag sagte ein Hamas-Kommandeur der Nachrichtenagentur „Reuters“, ein Deal erfordere einen völligen israelischen Rückzug aus Gaza und eine dauerhafte Waffenruhe. Diesbezüglich sei kein Fortschritt von israelischer Seite zu erkennen. Netanjahu hat bei allen bisherigen Verhandlungen betont, der Kampf gegen die Terror-Organisation werde auch nach einem Deal weitergehen.
Hamas veröffentlicht erneut Video von Geisel
Unterdessen veröffentlichte die Hamas am Samstag ein Video mit Lebenszeichen der Geisel Liri Albag. Auf Wunsch der Familie erscheinen in den Medien nur Fotos.
Die Angehörigen erklärten laut der Zeitung „Yediot Aharonot“: „Das heute veröffentlichte Video hat unsere Herzen in Stücke gerissen. Dies ist nicht dieselbe Tochter und Schwester, die wir kennen. Sie ist in keinem guten Zustand; ihre bedenkliche mentale Verfassung ist offensichtlich.“ Sie sei nur ein paar Dutzend Kilometer entfernt. „Und seit 456 Tagen schaffen wir es nicht, sie heimzuholen.“
Die Familie appellierte an Netanjahu und die Entscheidungsträger: „Es ist Zeit, Entscheidungen zu treffen, als wären Ihre Kinder dort. Liri lebt und muss lebend zurückkehren! Es liegt an Ihnen. Sie dürfen diese Gelegenheit nicht verpassen, sie zurückzuholen. Alle.“
Liri Albag wurde am 7. Oktober 2023 mit vier weiteren jungen Frauen von der Militärbasis Nahal Os verschleppt. Es war der erste Samstag ihres Pflichtdienstes nach der Grundausbildung. Im Mai stimmten die Angehörigen der Veröffentlichung von Aufnahmen der Entführung zu.
Ehemalige Geisel: Liri versuchte, das Positive zu finden
Die 16-jährige Dafna Eljakim befand sich zeitweise zusammen mit Liri in Geiselhaft. Im November 2023 wurde sie mit ihrer achtjährigen Schwester Ela freigelassen.
Auf einer Veranstaltung am Sonntag erinnerte sie an ihre gemeinsame Zeit mit Liri in Gaza: „Liri lächelte, lachte und versuchte, das Positive zu finden. Sie sagte, wenn wir die Ereignisse vom 7. Oktober überlebt haben, könne es nicht sein, dass sie uns nach einem Monat töten. Wir sangen Lieder, sprachen über Restaurants und die Familie.“ Damit hätten sie sich die Zeit vertrieben.
„Als ich den Lebensbeweis und ihren Namen sah, während ich im Bus saß, konnte ich nicht aufhören zu weinen“, sagte Dafna. „Es war eine Erleichterung – sie ist am Leben, sie ist in Ordnung – aber gleichzeitig dachte ich daran, was sie wohl durchmachte und was sie ihr dort antaten.“
In ihrer eigenen Gefangenschaft half Dafna nach eigener Aussage das Zusammensein mit ihrer Schwester: „Es bedeutete, dass jemand anderes von meiner Familie bei mir war. Selbst jetzt habe ich nicht das Gefühl, völlig zurückgekehrt zu sein. Es fühlt sich wie ein Traum an – als wäre ich immer noch dort mit den anderen Geiseln, mit denen ich zusammen war.“ (eh)
21 Antworten
Eine Feuerpause jetzt oder später? Weder noch.
Albert,
sind Sie überhaupt in der seelischen Verfassung, sich so richtig tief in die Verzweiflung der Angehörigen hineinzuversetzen?
„Auf ihr (der Liste) findet sich auch die Familie Bibas mit dem fünfjährigen Ariel und dem einjährigen Kfir“
Oder sollte ich Ihnen besser den „rechten Idealismus“ unterstellen, den der ewigen Krieger ohne Sinn u. Verstand?
Doch Alberto, ich bin richtig sauer!
@Brigitte
Wir sind auch sauer und wir wissen, dass mit Tränen in den Augen die Hamas nicht weichzukriegen ist.
@Brigitte
2 unterschiedliche Blickwinkel, 2 unterschiedliche Ergebnisse. Jeder Blickwinkel hat seine Berechtigung. Warum also sauer sein?
Danke @RTS,
ich bevorzuge immer freundliche Ansprache.
Sie haben Recht, es muss so zu lesen sein:
2 unterschiedliche Blickwinkel können zu zwei unterschiedlichen Ergebnisse führen.
Ich hatte mich auf Alberts Weigerung bezogen, überhaupt keine Feuerpausen zuzulassen. Zur Erinnerung: israelnetz hatte schon vor Monaten einen Artikel mit einem Foto veröffentlicht auf dem waren 2 od. 3 Geiseln zu sehen, die weiße Fahnen schwenkten und –irrtümlich hieß es- trotzdem von der IDF erschossen wurden.
Also: sollten 34 Geiseln freigelassen werden, dann nur unter Einschluss v. Feuerpausen. Ist das begreiflich?
@Brigitte
Ich kann beide Blickwinkel sehr gut nachvollziehen.
Trotzdem ist diese Forderung der Hamas für mich unbegreiflich. Von Seiten Israels wurde von Anfang an darauf hingewiesen, dass sie belastbare Informationen über die Geiseln haben möchten. Wenn also nach vielen Monaten eine Feuerpause genau dafür benötigt werden sollte, ist das entweder … oder … oder gar … (ich zensiere mich selbst). Es gibt aus meiner Sicht keinen, wirklich keinen seriösen Grund für diese „Bitte“ der Hamas. Wenn Sie das anders sehen, würde ich gerne Ihre Argumente dazu hören, aber die Not der Geiselverwandten bitte außen vor lassen, weil es auch bei denen unterschiedliche Meinungen gibt.
@Brigitte
Sie würden sich also von der Hamas erpressen lassen? Glanzleistung von Ihnen! Genau das möchte Hamas erreichen und schafft das auch mit ihren widerlichen Videos. Man weiß nicht, wer von der Liste noch am Leben ist oder nicht, auch nicht die von Ihnen aufgeführte Familie Bibas. Hamas braucht 1 Woche Waffenruhe, um sich mit den Kidnappern zu besprechen? Das stinkt zum Himmel und das macht mich sauer. Und dass Menschen auf diese fordernden Babaren reinfallen.
Ja, sehe ich auch so und G`ttes Segen für Benjamin Netanyahu!
Kein Entgegenkommen für Terror-Verbrecher hamas und keine Verhandlungen, was bei dem feigen, ehrlosen hamas-Pack nur als „Erfolg“ und „Motivation für weitere Geiselnahmen“ ankommt.
Einzig nur die Forderung: sofortige, bedingungslose Freilassung der unschuldigen, israelischen Geiseln.
@Gisele
Sofortige, bedingungslose Freilassung. Unsere Meinung, auch von meiner Ehefrau.
Unbedingt ! Die Hamas hat überhaupt nichts zu fordern. NICHTS ! So bitter es für die Bibas – Kinder und andere Gefangene und die wartenden Familien ist. Warum wurde die Hamas noch nicht im Kollektiv ausgeräuchert ?
Ja und zwar von allen Geiseln. Die Hamas kann viel erzählen wenn der Tag lang ist. So wird es auch wundersame Wiederaufstehungen geben von angeblichen toten Geiseln. Denn sie werden welche als Faußtpfand behalten. Die toten austauschen und die lebenden behalten und ohne die Hamas ist nicht nachprüfbar, wer tot ist und wer nicht. Dann hat man halt welche übersehen oder derjenige hat so tief geschlafen, dass man meinte er ist tot. Und auf der Kaplanstr. wird man wieder über das Hamasstöckchen springen. Anstatt Einheit zu demonstrieren, fügt man sich der Hamas. Man kann das ganze nur beenden, wenn alle Geiseln – tot oder lebendig auf einmal rauskommen.
Da packt mich einfach immer wieder eine unglaubliche Wut!
Die Hamas will… die Hamas verlangt… die Hamas fordert…
Wer hat denn diesen ganzen Horror verursacht? Seit wann müssen alle andern die Bedingungen von Mörder-Terroristen akzeptieren???
Geisel-Austausch 1:1, eine lebende Geisel gegen einen inhaftierten Terroristen, eine tote Geisel gegen einen toten Terroristen – meinetwegen. Obwohl ja Geiseln bedingungslo freigelassen werden müssten.
Naja leider hat halt die Hammas die Geißeln und erpresst Israel. Und unsre so humanistischen westlichen Regierungen setzen dann Israel noch unter Druck nachzugeben, anstatt alles Erdenkliche zu tun, die Hammas unter Druck zusetzen und die Geißeln frei zu bekommen.
@ Efronit. Die Erpressung von Hamas von Anbeginn, Geisel gegen Terror- Mörder frei pressen, wie damals Sinwar, von Anfang an schwierig. Obwohl bekannt war, dass es Tunnels gibt, einen solchen Unterbau konnte niemand erahnen. Hamas hat nichts zu fordern, aber Intern. Gemeinschaften lassen es zu. Was für ein Fiasko in Katar, in Ägypten, in Jordanien.
Warum kuschen die alle vor Hamas? Oder will man einfach nur generell Juden quälen, ermorden? Es ist alles nicht mehr zu fassen.
Shalom
@Am Israel chai
Die ganze Geschichte rückblickend immer wieder neu aufzuwärmen zeugt davon dass Sie nicht nach Vorne zu blicken bereit sind!
Wir alle kennen die Bedingungen, unter denen die Geiseln gehalten werden NICHT.
Sollten Sie mit Ihrer ärztlichen Expertise, falls vorhanden, doch mehr als viele andere hier wissen, dass (besonders) sehr kleine Kinder dringend Sonneneinstrahlung zur Bildung des Vitamins D benötigen; für ihr gesundes Knochenwachstum, Zellbildung, Haare, Augen, Ernährung, mindestens ausreichend gute Bewegung f.d. die Entwicklung eines Gleichgewichtssystems, um nur die geringsten Bedingungen zu nennen, benötigen.
Gilt für jedes Kind egal welchen Alters. Gilt für jedes palästinensische Kind auch!
J e t z t gäbe es eine Chance zur Freilassung! Aber nur in einer Feuerpause, JA, was denn sonst?
@Brigitte
Hamas geben sich nicht mit einer Feuerpause zufrieden, sie verlangen zur Freilassung von zunächst 34 Geiseln (Tote inbegriffen), dass Israel den Krieg ganz beendet. Eine Feuerpause brauchen sie JETZT, um sich neu zu organisieren. Noch immer schießen sie Raketen auf Israel. Warum wohl kam bisher kein Deal zustande?
Sie verlangen viel Brigitte: Nach vorne blicken, den 7.10. und das Massaker, die tausenden Raketen zu vergessen, oder ’nicht aufzuwärmen‘, wie Sie das nennen. Hamas hat m.E. nichts zu fordern.
@Brigitte
Glauben Sie tatsächlich, dass das die letzte Forderung der Hamas war? Wie oft hat Hamas schon hingehalten und es ist nichts passiert?
Wenn Sie schon auf das „Medizinische“ hinweisen, wieso wird das IRK nicht zu den Geiseln gelassen? Das nicht zuzulassen ist ein Kriegsverbrechen. Wo sehe ich Ihre Forderung, dieses Kriegsverbrechen der Hamas zu unterlassen? Wo ist Ihre Forderung nach bedingungsloser Freilassung von Geiseln? Geiseln zu halten ist ebenfalls ein Kriegsverbrechen. Ist das für Sie nicht relevant in diesem Zusammenhang? Wenn das so ist, hätte ich gerne den Grund dafür erfahren.
Feuerpause? Zu was? Die Hamas weiß doch wo die Geiseln sind, schließlich zahlen sie ja für die Verköstigung und Unterkunft. Sollten Sie doch wissen, Brigitte?
Und was ist nach einer Woche? Es hat immer geregnet, wir konnten nicht raus zum nachprüfen. Oder die Hose war nicht gebügelt. Irgendeine Ausrede finden die Terroristen ja immer. Mit Unterstützung der from the river to te sea Aktivisten.
Die Geiseln haben freigelassen zu werden. Aus, Ende, Basta.
Wahre Christen sollten in einen echten GEBETSKAMPF für die Freilassung der Geiseln treten und es den Israelis überlassen welchen Preis sie zahlen möchten!!! Ich bin es satt zu hören, dass der ewige Kampf gegen die Palästinenser geführt werden muss. Die Geiseln leiden seit mehr als einem Jahr und die IDF leidet auch und ganz Israel und wer Israel liebt sollte mal für das Reich Gottes beten, das ist der Frieden im Sinne von Jerushalajim. Es gab bessere Zeiten im Nahen Osten und die sollten wieder zurückkehren.
„O Gott, den ich rühme, schweige nicht! Denn der Mund des Gottlosen und des Betrügers hat sich gegen mich aufgetan; mit lügnerischer Zunge sprechen sie zu mir. Sie umringen mich mit gehässigen Worten und bekämpfen mich ohne Grund. Dafür, dass ich sie liebe, sind sie mir feind; ich aber bete.“
Psalm 109,1-4
Alles, was man der Hamas zugesteht, wird sich irgendwann wieder gegen Israel richten. Ausgetauschte gefangene Palästinenser werden wieder Juden ermorden. Irgendwann in der Zukunft, siehe Sinwar.
Wer kontrolliert eigentlich wen? Die Hamas Israel oder Israel Gaza?
Man muss doch ehrlicherweise aussprechen, dass die israelischen Demonstranten niemals bewirken werden, dass alle Geiseln frei kommen. Sie werden instrumentalisiert, um Israel zu schwächen. Denn die andere Seite besteht aus gewissenlosen Mördern, die ihr Faustpfand, nämlich alle Geiseln, niemals aus den Händen geben werden. Denn dann können sie sich genauso gut ergeben. Das wird ohne Druck nicht passieren.
Auch wenn alle Geiseln frei sind, wird man trotzdem die Mörder zur Rechenschaft ziehen müssen. Der Austausch von Geiseln ist kein Handel auf einem orientalischen Basar.
Es wird nicht ohne Kriegshandlungen möglich sein, die Mörder zur Aufgabe zu zwingen.
Danke, Otto ! Gut erklärt !