EDISON (inn) – Der erste gehörlose Rabbiner in Israel, Yehoshua Soudakoff, hat am Sonntag auf einer Konferenz der orthodoxen Chabad-Bewegung im US-Bundesstaat New Jersey gesprochen. Bei der Abschlusszeremonie erzählte er von seiner Mission, taube Juden in die Gemeinschaft zu integrieren.
Soudakoff stammt aus Los Angeles. Er studierte an einer Jeschiva im kanadischen Toronto und wurde in New York zum Rabbiner ordiniert. Mit seiner israelischen Ehefrau Hephzibah und der Tochter Bayla lebt er in Rischon LeZion, schreibt die „Jerusalem Post“. Dort leitet er ein Zentrum für gehörlose und schwerhörige Juden.
Auf der Internationalen Schluchim-Konferenz in Edison hielt der Rabbiner seinen Vortrag in Amerikanischer Gebärdensprache, seiner Muttersprache. Seine Worte wurden simultan ins Englische übersetzt. Das hebräische Wort „Schluchim“ bedeutet „Gesandte“.
Juden mit Behinderung erreichen
Rabbi Soudakoff sagte: „Für einen Gehörlosen kann es herausfordernd sein, einen Platz in der Gemeinschaft zu finden. Aber wir sind hier, um diese Erzählung zu ändern.“ Er betonte, nichts könne jüdische Menschen daran hindern, ihre Jüdischkeit zu leben – selbst Taubheit nicht.
Er rief die Gesandten dazu auf, Juden mit Behinderung in aller Welt zu erreichen und sie zu inspirieren. Dabei betonte er die Bedeutung von Barrierefreiheit. Jeder Jude brauche ein Gefühl der Zugehörigkeit.
Gesandter für taube und schwerhörige Juden
Seit 2018 ist Soudakoff der Chabad-Gesandte für die Gemeinschaft der Tauben und Schwerhörigen in Israel. In einem Video wurde seine Arbeit vorgestellt. Demnach gibt es 15.000 gehörlose Juden im Land. Bis vor kurzer Zeit hätten sie keinen Zugang zu dem gehabt, was jüdische Identität ausmache.
„Ich wusste, dass es Zeit für Veränderung war“, sagt der Rabbiner in dem Beitrag. Das Chabad-Zentrum „Chuschim“ (Sinne) bietet ein Torastudium für Gehörlose an. Mitarbeiter übertragen die Hebräische Bibel in die Gebärdensprache. Sie produzieren Videos und Online-Inhalte.
Hinzu kommen Besuche bei Gehörlosen und Schwerhörigen im gesamten Land. Am Sukkotfest sind Mitarbeiter mit einer mobilen Laubhütte unterwegs, um Tausende Menschen in Israel zu erreichen. Sommerfreizeiten für taube Kinder gehören ebenso zum Programm wie Ehevermittlung. „Hier können sie alles verstehen und voll dabeisein. Hier verstehen wir ihre Herausforderung. weil wir dieselben Lebenserfahrungen haben“, erläutert Rabbi Soudakoff.
Jeder habe eine innere Stimme, ergänzt er. Sie sage Sätze wie „Du kannst das nicht“ oder „Du bist nicht gut genug“. Das sei ein großes Hindernis. „Aber höre nicht zu. Sei dem gegenüber taub.“
Auch der am heutigen Dienstag begangene Internationale Tag der Menschen mit Behinderungen soll der Inklusion dienen. Soudakoff ist der einzige zertifizierte gehörlose Rabbiner in Israel – und einer von insgesamt vier weltweit. Sein Motto lautet: „Gemeinsam werden wir die Welt verändern!“ (eh)
4 Antworten
Amazing! So muss es sein. Gehörlose müssen Zugang zu allem haben und besonders zu den Schriften.
Danke, Rabbi Soudakoff.
Frau Maria Nähe M.,
evt. sind Ihnen in der Begeisterung alle Zügel gerissen. Denn Gehörlose HABEN zu den alten Schriften (optischen) Zugang, nur via Ohr können sie leider keine Nachrichten empfangen resp. verarbeiten.
Von diesem herben Klöpschen abgesehen, pflichte ich Ihnen gerne bei, Frau Dr. … .
SC
Redaktion: Ein lesenswerter Bericht, danke fürs Einstellen.
Ich habe auch schon Gottesdienste mit Gebärdensprache erlebt. Wäre eine Alternative.
Ein ermutigender Bericht über Rabbi Soudakoff! Er ist ein Engel, von Gott geschickt, um die heiligen Schriften zu den Menschen mit Hörbeeinträchtigung und Taubheit zugänglich zu machen! Gesegnet sei sein Dienst!