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Israelische Welle der Innovation

Eine Israelin trifft einen kanadischen Unternehmer, der ihre Vision teilt: Energie aus Wellen. Daraus wird ein erfolgreiches Start-up.
Von Jörn Schumacher

Sie war erst 24 Jahre alt, doch sie hatte eine Vision: Neuartige Wellen-Kraftwerke sollen auf der ganzen Welt Ökostrom erzeugen, und das günstiger als andere. Heute, 14 Jahre später, blickt die Israelin Inna Braverman auf eine Welle des Interesses, die immer mehr an Fahrt aufnimmt.

Fast wäre es nicht zu diesem Start-up gekommen. Inna Braverman wurde im ukrainischen Tscherkassy geboren, keine 50 Kilometer von Tschernobyl entfernt. Zwei Wochen nach ihrer Geburt explodierte das bekannte Atomkraftwerk. Das neugeborene Mädchen wäre fast gestorben. Braverman schreibt auf der Firmen-eigenen Webseite: „Ich litt unter den negativen Auswirkungen der verschmutzten Luft und erlitt einen Atemstillstand. Glücklicherweise führte meine Mutter, eine Krankenschwester, eine Mund-zu-Mund-Beatmung durch, die mir das Leben rettete.”

Bravermans jüdische Familie emigrierte 1990 nach Israel. Sie wohnte in Akko. Nach dem Politik-Studium arbeitete Braverman zunächst als Übersetzerin in einer Firma für erneuerbare Energien. Gegenüber der „Neuen Zürcher Zeitung“ (NZZ) sagte sie: „Bald wusste ich alles über grüne Energie, und ich wusste, dass mich Sonne und Wind langweilten. Da passierte nichts Innovatives mehr.” Viel faszinierter war sie von der Idee, Strom aus Meereswellen zu gewinnen.

Ein weiterer Zufall sollte Bravermans Leben einmal mehr eine neue Richtung geben: Auf einer Party in Tel Aviv 2010 kam sie ins Gespräch mit David Leb, einem jüdisch-kanadischen Unternehmer, der sich ebenfalls für die Nutzung von Wellen-Energie interessierte. Braverman konnte ihm ihre technische Innovation erklären, und der Kanadier war bereit, 1 Million Dollar in ihr Projekt zu investieren. Mit gerade einmal 24 Jahren gründete Bravermans in Israel das Start-up „Eco Wave Power”.

Nicht auf dem offenen Meer, sondern an der Küste

Einer der größten Vorteile von Strom aus Wellen liegt auf der Hand: Anders als Wind- oder Solaranlagen liefern Wellenkraftanlagern rund um die Uhr Energie. Außerdem ist Wasser viel dichter als Luft. „Laut Weltenergierat ließe sich mit Wellenkraft doppelt so viel Strom gewinnen, wie bislang weltweit produziert wird”, argumentiert die junge Israelin. Außerdem leben zwei Drittel der Weltbevölkerung in Küstennähe, und der Strom muss nicht erst über Land geleitet werden.

Konventionelle Wellenkraftanlagen müssen normalerweise auf dem Meeresgrund verankert werden. Das erhöht die Baukosten enorm. Denn die Installation, die Wartung und der Anschluss an das Stromnetz können dann nur mithilfe von Schiffen und Tauchern erfolgen. Kabel für den Strom müssen unter Wasser verlegt und verankert werden.

Foto: Eco Wave Power, Facebook
Inna Bravermans Idee kommt gut an

Außerdem sind die Folgen für die Meeresumwelt nicht absehbar. Weil der Wellengang auf dem offenen Meer zudem bis zu 20 Meter hoch sein kann, werden die Anlagen so sehr beansprucht, dass bisherige Kraftwerke selten lange standhalten. Deswegen ist die Versicherung dieser Anlagen kaum bezahlbar, was wiederum Investoren abschreckt.

Braverman setzt deshalb am Land an: Ihre Wellenkraftwerke baut sie auf bereits vorhandene Infrastruktur direkt an der Küste, etwa an Kai-Mauern. Nicht nur der Bau selbst ist so deutlich günstiger, auch die Wartung erfolgt von Land aus und verursacht weniger Kosten. Ebenso ist der Einfluss auf die Umwelt auf diese Weise geringer.

Immer mehr Länder zeigen Interesse

Die Stromgeneratoren liegen dabei als Schwimmkörper auf dem Wasser. Der Wind bewegt sie, die Bewegung wird auf an Land befindliche Hydraulikkolben übertragen, diese wiederum treiben einen Stromgenerator an. Schon ab einer Wellenhöhe von einem halben Meter generiert die Anlage Strom. Sobald sich das Wetter verschlechtert und der Wellengang gefährlich hoch wird, fahren die Schwimmer automatisch aus dem Wasser. Ist der Sturm vorbei, senken sie sich wieder ins Wasser.

„Eco Wave Power”-Gründerin Braverman suchte sich in ihrem Heimatland Ukraine Experten und testete in einem Wellenbad am Institut für Hydromechanik in Kiew erste Modelle. Die bürokratischen Hürden seien dort einfach niedriger als in Israel, sagte sie, und es folgte eine größere Testanlage an der Küste der Krim-Halbinsel. Als diese erfolgreich verliefen verschiffte Braverman die Anlage nach Israel. Kurz danach besetzte Russland die Krim. „Ein paar Wochen später, und das Equipment wäre verloren gewesen”, sagte Braverman der NZZ.

Schon 2016 konnte sie an der Küste von Gibraltar eine erste kleine Anlage ans Stromnetz anschließen. Ursprünglich sollte die diese nur zwei Jahre laufen, doch der Betrieb wurde auf sechs Jahre verlängert.

Wellenkraftwerk für 400 Megawatt in Taiwan denkbar

Einer der wichtigsten Vorteile ihres Systems sind die geringeren Kosten, rechnet Braverman vor. Der Aufbau einer 100-Kilowatt-Anlage koste umgerechnet etwa 430.000 Euro, was damals dem Bau einer Windkraftanlage entsprach. Die Stromgestehungskosten, also jene Kosten für die Energieumwandlung von einer Energieform in elektrischen Strom, liegen bei ihrer Technik bei etwa 42 Euro pro Megawattstunde. Zum Vergleich: Bei einer Windkraftanlage liegen diese Kosten bei 80 Euro, bei einer Photovoltaik-Anlage bei 144, und auch bei Kernkraft- und Kohlekraftwerken bei weit über 100 Euro pro Megawattstunde.

Am 15. August 2023 machten auch die Israelis den Weg frei für eine erste Testanlage. Am alten Fischerhafen von Jaffa setzen zehn Schwimmkörper rund 100 Kilowattstunden um. Größere Projekte in Portugal und Spanien sind in Planung. Einen Vertrag über den Bau eines Wellenkraftwerks mit bis zu 20 Megawatt an vier Standorten unterzeichneten die Israelis 2020 mit dem Hafen von Leixões nahe Porto.

Die Firma mit dem offiziellen Namen „Eco Wave Power GmbH” beschäftigt mittlerweile etwa 15 Mitarbeiter und hat ihren Sitz in Tel Aviv; unter dem Namen „EWPG Global AB” ist sie in Stockholm registriert und inzwischen auch an der Börse notiert. Für das Jahr 2023 gab das Unternehmen eine Umsatzsteigerung von 1.076 Prozent an, die Einnahmen stiegen demnach im Vergleich zum Vorjahr um 280.000 Dollar. Das Unternehmen stecke jedoch derzeit viel Geld in die Forschung und in die Testanlagen, hieß es aus Stockholm.

Vor kurzem gab das Unternehmen bekannt, auch in den USA erfolgreiche Partner gefunden zu haben. „Eco Wave Power” wird acht schwimmende Wellenenergieanlagen auf Pfählen einer bestehenden Betonstruktur in einem Pier im Hafen von Los Angeles installieren. Das 100-Kilowatt-System wird damit die erste Wellenenergieanlage an Land in den Vereinigten Staaten.

Im Oktober 2024 teilte das israelische Unternehmen zudem mit, ein 100-Kilowatt-Wellenkraftwerk in Taiwan bauen zu wollen. Der Chef der taiwanischen Firma „Lian Tat“, eines führenden Schiffsbauunternehmens, sagte bei der Pressekonferenz: „Taiwan ist ein Inselstaat mit einer Küstenlinie von 1.566 Kilometern und großem Potenzial für die Nutzung von Meeresenergie. Ich glaube, dass der Bau ein wichtiger Meilenstein für die Entwicklung von Ökostrom in Taiwan sein wird.” Sollte das erste Kraftwerk erfolgreich laufen, sei eine Erweiterung der Anlage um weitere 20 Megawatt und schließlich auf über 400 Megawatt denkbar.

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6 Antworten

  1. Und schon wieder hast Du die Übersicht verloren, Alberto.
    Die beste Frau von allen ist seit so langen, angelehnt an
    Ephraim Kishon, Deine Ehefrau. Deren 88.Geburi Du vor schon
    einigen Jahren stolz verkündetest.

    In der Sache selbst: Physik gehörte leider noch nie zu meinen
    Kernkompetenzen. Klingt aber alles recht faszinierend in dem
    eingestellten Artikel.

    3
  2. Eine Erfindung, die Hoffnung macht auf eine bessere Energiegewinnung in der Zukunft !
    Die Israelische Welle der Innovation möge der Welt Kraft geben !

    0

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