BERLIN (inn) – Für sein Eintreten gegen Antisemitismus hat der Zentralrat der Juden am Mittwoch den Geschäftsführer des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund, Hans-Joachim Watzke, mit dem Leo-Baeck-Preis ausgezeichnet. In Berlin nahmen rund 500 geladene Gäste aus Politik und Gesellschaft am Festakt im Olympiastadion teil.
Watzke selbst zeigte sich „völlig sprachlos“. Es sei die „größte Auszeichnung“, die er jemals erhalten habe – und die für ihn auch durch keinen anderen Preis zu toppen sei. Watzke kündigte zudem an, das Preisgeld komplett zu spenden. Je 5.000 Euro sollen an die jüdische Gemeinde Dortmund und an das Präventionsprojekt „Zusammen1“ von Makkabi Deutschland gehen.
In seiner Dankesrede zeigte sich Watzke erschüttert über den in Deutschland grassierenden Antisemitismus infolge des Massakers der Hamas vom 7. Oktober. Mit brüchiger Stimme sagte er: „Ich bete dafür, dass der Slogan ‚Bring them home now‘ (Bringt sie jetzt nach Hause) ganz schnell Wirklichkeit wird.“ Dass Juden in Deutschland wieder Angst haben auf die Straße zu gehen, beschäme ihn und sei nicht auszuhalten.
Watzke kritisierte die „fehlgeleitete Migrationspolitik“ Deutschlands. Diese sei ebenfalls einer der Treiber für Antisemitismus und führe zudem zu einer Stärkung der politischen Ränder und deren Antisemitismus. Dadurch werde das Problem potenziert.
Borussia Dortmund als Vorbild
Der Laudator und Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst (CDU), bezeichnete Watzkes BVB als einen Verein, der einen „bedeutenden Beitrag zu einer unserer wichtigsten Aufgaben in Deutschland: Die Erinnerung an die Schoa wachzuhalten“ geleistet habe. Zudem zeige unter der Leitung von Watzke der Verein angesichts des Terrormassakers der Hamas Flagge. Vor jedem Heimspiel ist im Stadion der Schriftzug „#Bring them home now“ zu sehen.
Lobend erwähnte Wüst auch die Millionen-Spende des Vereins an die Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte „Yad Vashem“ in diesem Jahr und verwies darauf, dass eine solche Entscheidung bei einem börsennotierten Verein wie dem BVB auch vor den Aktionären verteidigt werden müsse. Dass dennoch so viel Geld gespendet wurde, zeige, wie stark Watzke den gesamten Verein beim Kampf gegen Antisemitismus mitgenommen habe.
Zentralratspräsident Josef Schuster dankte Watzke für dessen Einsatz im Kampf gegen Antisemitismus und lobte Borussia Dortmund als einen Verein, der „Empathie mit den Menschen Israels und mit den Jüdinnen und Juden in Deutschland“ zeige. Watzke stehe stellvertretend für diese Empathie, die nicht vor wirtschaftlichen Erwägungen zurückweiche.
Der Präsident des Zentralrates der Juden lobte weiterhin Veranstaltungen und Kooperationen des Vereins, um Antisemitismus zurückzudrängen. Er verwies darauf, dass der BVB als erster Fußball-Bundesligist die IHRA-Antisemitismusdefinition übernommen hat. Diese Entwicklung des Vereins habe Watzke „im Stile eines wahren Kapitäns“ vorangetrieben. Der 65-Jährige sei der „intellektuelle Wegbereiter“ dieses Engagements.
Mit dem Leo-Baeck-Preis ehrt der Zentralrat der Juden in Deutschland seit 1957 Persönlichkeiten, die sich für die jüdische Gemeinschaft und gegen Antisemitismus engagieren. Vor Watzke erhielt ihn zuletzt Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne). Weitere Preisträger sind Angela Merkel, der Vorstandsvorsitzende von Axel Springer SE, Mathias Döpfner, und der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider.
5 Antworten
Hans-Joachim Watzke. Guter Mann.
Fussball kann auch so gehen. Glückwunsch an Herrn Watzke, er hat die Auszeichnung verdient. Seine Kollegen von Werder Bremen und Sankt Pauli sind ebenfalls lobend zu erwähnen.
Heute abend findet das Spiel Frankreich-Israel im Stade de France in Saint-Denis statt. Hoffentlich geht das gut. Die französischen Behörden haben 4.000 Polizisten und Gendarmen aufgeboten, auch Zivilfahnder und Agenten des Mossad werden im Stadion sein. Gestern abend ist der pro-palästinensische Mob wieder durch Paris gezogen. Unter antisemitischem Gegröle wurden zwei Gaststätten vandalisiert und Gebäude mit Hass-Sprüchen verschandelt.
Wenn man liest, was in Paris gestern Abend auf den Straßen abgegangen ist, muss man sehr um ein faires Länderspiel bangen. Sogar eine Antiterroreinheit setzt Frankreich ein. 🙈 Was ist nur aus dieser Welt geworden? So hat sich unser Schöpfer das nicht vorgestellt. Die Freiheit, die er uns lässt, selbst zu entscheiden, was gut und böse ist, legt jeder für sich anders aus.
Die Fußballer haben Fairplay gelernt, hoffe ich. Die Fans haben ein gesellschaftliches Problem in Umgang, Respekt und Verhalten. So etwas hat mit Kinderstube zu tun.
Mich hat interessiert, wer Träger dieses Preises ist. Rabbi Leo Baeck nach Überleben des Holocaust im Getto Theresienstadt:
„Für uns Juden in Deutschland ist eine Geschichtsepoche zu Ende gegangen. Eine solche geht zu Ende, wenn immer eine Hoffnung, ein Glaube, eine Zuversicht endgültig zu Grabe getragen werden muß. Unser Glaube war es, dass deutscher und jüdischer Geist auf deutschem Boden sich treffen und durch ihre Vermählung zum Segen werden könnten. Dies war eine Illusion – die Epoche der Juden in Deutschland ist ein für alle Mal vorbei.“
Ein Zitat, welches er heute noch so sagen würde.
Herzlichen Glückwunsch
@ Ella, ja das Zitat ist leider heute gültiger denn je. Es gab ein paar Jahre dazwischen wo es besser aussah, aber das was wir heute erleben und das von dummen Zeitgenossen bejubelt wird, zeigt, dass sich die Juden an ihrem Land orientieren müssen und auch zurückkehren. Die Zeit dafür ist reif, Gott hat das Exil aufgehoben. Die Zeit der Verstreuung ist endgültig vorbei. Leider begreifen es viele Juden noch nicht.
Vor einigen Monaten habe ich den Vortrag eines Sohnes von einem Holocaustüberlebenden gehört. Er erzählte, dass er in dem Nachlass von seinem Vater auch eine Notiz an ihn fand. Sie besagte, wenn das wieder passiert, dann gehe rechtzeitig.
Und heute fragt sich dieser Sohn: ist die Zeit inzwischen gekommen?
Und ich sage, ja sie ist gekommen. Das sehen wir an den Unis wo from the river to the sea salonfähig ist. Auf den Straßen wo man Yalla Intifada und Juden ins Gas schreit. An den Stammtischen, in Büros wo man sich sich distanziert Antisemit zu sein, aber man ja wohl noch sagen dürfte….