WÜRZBURG (epd) – Die Stadt Würzburg verleiht erstmals den Jehuda-Amichai-Literaturpreis. Der mit 15.000 dotierte Hauptpreis geht an Barbara Honigmann, wie die Stadt am Freitag mitteilte. Den mit 5.000 Euro dotierten Förderpreis erhält Marianna Kijanowska. Die Auszeichnung erinnert an den in Würzburg geborenen jüdischen Autor Jehuda Amichai (1924–2000) und soll künftig alle zwei Jahre an Autoren mit Bezug zu jüdischer Geschichte und Kultur vergeben werden. Die diesjährige Preisverleihung ist am 6. Oktober.
Die 75-jährige Hauptpreis-Trägerin Barbara Honigmann stammt aus einer jüdischen Familie und wuchs in der DDR auf. Sie studierte Theaterwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin und arbeitete zunächst als Dramaturgin und Regisseurin, bevor sie als freie Schriftstellerin tätig wurde. Sie lebt in Straßburg.
„Barbara Honigmann erforscht in ihren Romanen jüdische Familienkonstrukte, die von historischen Umständen und der daraus entstehenden Zerrissenheit geprägt sind: Schonungslos, ehrlich, immer auch mit einem feinen Gespür für tiefsinnigen Humor“, heißt es in der Begründung der Jury.
Gedichtband über Massaker in der Ukraine
Der Förderpreis geht an Marianna Kijanowska für ihren Gedichtband „Babyn Jar. Stimmen“. Die ukrainische Schriftstellerin, Übersetzerin und Literaturwissenschaftlerin (Jahrgang 1973) studierte Philologie an der Nationalen Iwan-Franko-Universität Lwiw. In ihrem literarischen Schaffen fokussiert sie sich auf Gedichte und Übersetzungen.
Sie habe die „titanenhafte Aufgabe“ auf sich genommen, um die jüdische Bevölkerung ihres Landes zu trauern, hieß es. Mit ihrem Gedichtband habe sie ein „Stimmendokument der Klage“ erschaffen: Durch ihre Dichtung spreche die jüdische Bevölkerung Kiews, die 1941 beim Massaker in Babyn Jar (auch bekannt als Babi Jar) ermordet wurde.
Jehuda Amichai, einer der bedeutendsten israelischen Lyriker des 20. Jahrhunderts, wurde 1924 als Ludwig Pfeuffer in Würzburg geboren. Er wanderte mit seiner Familie infolge der Bedrohung durch das NS-Regime Mitte der 1930er Jahre mit seiner Familie ins damalige britische Mandatsgebiet Palästina aus.
Eine Antwort
Schön von dem kulturellen Leben innerhalb der jüdischen Weltengemeinschaft zu hören!