Suche
Close this search box.

Weltweiter Imamrat verurteilt Hinrichtungen

Der Weltweite Imamrat verurteilt die Hinrichtung israelischer Geiseln durch die Hamas. Die öffentliche Stellungnahme lässt an Klarheit nichts zu wünschen übrig. Fraglich ist, wen sie repräsentiert.
Von Carmen Shamsianpur

NADSCHAF (inn) – Der Weltweite Imamrat (GIC) hat die Hinrichtung von sechs israelischen Geiseln durch die Hamas mit eindringlichen Worten verurteilt. Die „abscheulichen Morde“ verstießen gegen „alle Grundsätze der Menschlichkeit, religiöse Lehren und das Völkerrecht“. Obwohl der Name „Israel“ nicht vorkommt, lässt die Erklärung keinen Zweifel daran, von welchen Geiseln die Rede ist. Die Hamas und der Iran werden als alleinige Verursacher allen Leides seit dem 7. Oktober benannt.

Inhalt der Erklärung

„Der Weltweite Imamrat verurteilt die barbarischen Taten der Hamas, die zur brutalen Hinrichtung von sechs unschuldigen Geiseln in einem Tunnel in der Gaza-Stadt Rafah führten, aufs Schärfste.“ Den US-amerikanischen Doppelstaatler Hersh Goldstein-Polin nennen die Imame in ihrem teils emotionalen Statement namentlich. Sie seien „zutiefst traurig und empört“. Die Misshandlung von wehrlosen, gegen ihren Willen festgehaltenen Zivilisten sei ein „Akt des absoluten Bösen“ und widerspreche dem Islam.

„Wir machen die Hamas direkt verantwortlich für den Tod und das Leid aller unschuldigen Menschen, die seit dem 7. Oktober ihr Leben verloren haben.“ Weiter beschuldigen die Imame die Hamas, „Zivilisten als Schutzschilde zu benutzen“. Gleichermaßen sei das iranische Regime „für diese Tragödien verantwortlich“.

„Wir stehen allen Opfern dieses Konflikts bei, ungeachtet ihrer Nationalität, ethnischen Zugehörigkeit oder Religion, und sprechen ihren Familien unser tiefstes Beileid aus.“ Die Imame rufen die internationale Gemeinschaft und religiöse Führer auf, sich gegen Terror zu positionieren. Die Erklärung endet mit dem Satz: „Möge Gott uns auf einen Weg des Friedens führen und den Herzen der Hinterbliebenen Trost spenden.“

Nicht relevant?

Die Stellungnahme des Imamrats ist datiert auf den 1. September – den Tag, an dem die Namen der ermordeten Geiseln bekannt gegeben wurden. Die Geschwindigkeit, mit der die Erklärung verabschiedet wurde, zeugt entweder von einem unwahrscheinlich großen Konsens unter allen Beteiligten hinsichtlich der Formulierungen, oder von einem sehr kleinen Entscheiderkreis.

Der Weltweite Imamrat scheint kein ganz so repräsentatives Gremium zu sein, wie sein Name vermuten lässt. Tatsächlich ist er kaum bekannt und hat nicht einmal einen Wikipedia-Artikel. In muslimischen Foren gilt der schiitische Leiter des Rats, Scheich Mohammad Tawhidi, als Ketzer. Vor allem seine pro-israelischen Einstellungen stehen in der Kritik. Aber auch, dass der in Australien lebende Iraner Landesrecht über islamisches Scharia-Recht stellt.

Zuletzt machte der Imamrat von sich reden, als er die Antisemitismus-Definition der Internationalen Allianz zum Holocaustgedenken (IHRA) für sich adaptierte.

Doch relevant?

Nach eigenen Angaben ist der Imamrat – seiner geringen Popularität zum Trotz – der größte internationale Zusammenschluss von Imamen in einer Nichtregierungsorganisation. Derzeit 1.570 muslimische Leiter aus sunnitischen, schiitischen und anderen islamischen Strömungen bekennen sich zu den Statuten. Diese wenden sich entschieden gegen Islamismus, Hass und Gewalt und propagieren eine friedliche Koexistenz mit Christen und Juden.

Zum Verwaltungsrat gehören zwölf Imame. Weitere 15 bilden einen Beratungsausschuss. Sie alle finden sich auf der Website des GIC mit Name und Gesicht. 210 Namen stehen darunter in einer Liste des „Ausschusses für unmittelbare Angelegenheiten“.

Außerdem wurde die Erklärung an der Theologischen Hochschule von Nadschaf im Irak abgegeben. Das renommierte schiitische Seminar besteht seit dem 11. Jahrhundert. Der Imamrat ist dort offiziell anerkannt und auch beim Islamischen Fatwa-Rat akkreditiert. Dieser Rat verurteilte im März 2023 die Hamas für „Korruption und Terror gegen palästinensische Zivilisten“ und verbot Muslimen, sich der Hamas anzuschließen, sie zu unterstützen oder für sie zu beten.

So erscheint der Weltweite Imamrat mit seiner Erklärung auf den ersten Blick bahnbrechend, auf den zweiten doch eher irrelevant und auf den dritten wieder erstaunlich repräsentativ. Die klare Positionierung gegen die Hamas und für einen Frieden mit Israel ist phänomenal, egal, ob sich 1.570, 240 oder zwölf Imame darauf geeinigt haben. Im Mindesten ist der GIC eine gemäßigte islamische Stimme in die westliche Welt, die nach muslimischen Dialogpartnern sucht.

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

14 Antworten

  1. Die Hamas und den Iran werden sie damit nicht beeindrucken. Und deren Unterstützen an den Unis und auf den Straßen auch nicht.

    25
    1. Sehe ich leider auch so, aber immerhin. Israelnetz veröffentlichte dies. Wo liest man es sonst in weltweiter Presse?
      LG. Shalom

      31
      1. Hab das Bild mal stärker vergrössert.
        Echte Betroffenheit müsste eigentlich anders in den Gesichtern aussehen.
        Aber immerhin eine hoffentlich nicht unbedeutende „Stellungnahme“.
        Allen eine gesegnete Shabbatzeit.
        Shalom Havershalom

        15
        1. Die Kleidung und das Erscheinungsbild macht uns misstrauisch, aber immerhin…

          3
  2. Sehr interessanter Artikel. Ich hatte von der Aussage des Imamrates gelesen, ohne ihn zuordnen zu können. Wenn die Repräsentativität auch nicht vollständig klar ist, scheint es doch ein ermutigendes Zeichen zu sein. Die Aussage, dass es Moslems verboten ist, Hamas zu unterstützen kann man gar nicht laut genug wiederholen. Es gibt diese Stimme und das ist sehr wichtig.

    30
  3. Danke für den Bericht. Es wäre mal ganz schön, wenn die deutsche Gesellschaft, auch die Schulen und Unis,
    den weltweiten Imamrat als Beispiel nehmen.
    Denn die Ringparabel ist nach wie vor ein wichtiger Teil von Deutschland aus Nathan der Weise, und die Verurteilung der Hinrichtungen der Israelischen Geiseln durch den Imamrat kann dazu führen, dass es zu einer Verständigung der Abraham-Religionen kommt. Indes, die deutsche Realität sieht derzeit anders aus,
    und nichts ist schlimmer als der Islamismus in Deutschland, der offiziell hofiert wird.
    Für den Nahen Osten kann der Imamrat durchaus ein Ansatz für zukünftige Verständigung sein.

    18
  4. man hat das Rad nicht neu erfunden….. Die Aussage des Imams stellt in der Muslimischen Welt nichts neues dar. Die Hamas kann man auch bei sehr schwammiger Interpretation des Heiligen Buches nicht unterstützen, dazu Bedarf es nicht 100 Regeln sondern nur einer.
    Gott gibt das leben und NUR er nimmt es!
    Grüße

    13
    1. Das Leben der israelischen Geiseln hat nicht Gott genommen, sondern die Hamas-Terroristen, die im Namen ihrer islamistischen Ideologie gehandelt haben.

      10
    2. Gott hat Sinwar nicht beauftragt, die Geiseln zu entführen, zu foltern und zu ermorden. Das ist einem kranken Islamistenhirn entsprochen. Es mag ja Menschen geben, die einen Gott wunderbar finden, der sich an Toten aufgeilt. Dazu gehören die Gläubigen, die an Jahwe glauben nicht. Es ist auch nicht das Menschenbild, das Jahwe hat. Er steht für Rettung, nicht für Mord ist geil.

      5
  5. Hätte ich so nicht erwartet. Habe in 10 Monaten noch keinen Moslem gehört, der deutlich sagt, dass die Hamas verantwortlich ist für das Leid der Menschen des Massakers vom 7. Oktober, und dass sie Zivilisten als Schutzschilde benutzen und das iranische Regime für das alles verantwortlich machen. Die Ha.as wird die Imame als Verräter einstufen. So etwas sollte in den Tagesnachrichten gesendet werden, damit die islamistischen Idioten mal eine andere Meinung hören.

    13
  6. Es ist erfreulich, wenn sich von muslimischer Seite auch einmal Stimmen der Vernunft öffentlich zu Wort melden, wie bspw. die Imame von GIC oder Menschen wie Hamsa Hawidi (palästinensischer Friedensaktivist). Dabei ist nicht entscheidend, ob es sich dann um einflussreiche oder populäre muslimische Organisationen oder Menschen handelt.
    Natürlich stimme ich nicht in allen Punkten mit den Positionierungen oder Zielen der Genannten überein, aber es gibt wohltuende Schnittmengen, die mich hoffen lassen, dass doch noch nicht alles verloren ist beim Warten auf mehr Vernunft und Einsicht und die Abkehr von Terror innerhalb der vielfältigen muslimischen Community.
    Es tut so gut, dass GIC als muslimisch-religiöse Organisation die Hinrichtung der israelischen Geiseln als das verurteilt, was es war: Ein abscheulicher Mord, der gegen alle Grundsätze der Menschlichkeit, religiösen Lehren und das Völkerrecht verstößt! Und die Hamas und der Iran werden als alleinige (!) Verursacher allen (!) Leidens seit dem 7.10. benannt! Diese und noch viele weitere von GIC ausgesprochene Wahrheiten, die in diesem Artikel aufgeführt sind, hätte ich mir (laut und deutlich, damit jeder es hören kann) anlässlich der Geisel-Ermordung von unseren deutschen Politikern oder auch unserem Papst gewünscht.

    10
    1. Unterschreibe jeden Satz vor allem den letzten. Ja, Annalena, Olaf und Franciscus können sich da etwas abgucken.

      7
    2. @ Caja So ein klares Statement habe ich von den Imanen in Deutschland noch nicht gehört. Schon gar nicht von denen, die von Erdogan finanziert werden, der sich klar auf die Seite der Hamas “ als Befreier“ stellt.

      7
  7. Das meine ich doch! Diese Hamas sind genauso muslimisch, wie Schweinefleisch zu Ramadan (konstruktive Kritik).
    Die Hamas steht nicht für „den willen der islamischen Welt“, wie die allgemeine Annahme hier. Es kann nicht sein, dass ca. 35.000 Hamas Mitglieder (offizielle Zahlen vor dem Krieg) repräsentativ sind, für fast 2 Milliarden Moslems!
    Grüße

    0

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen