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Lebende Geiseln: Zahlen schwanken zwischen 50 und 73

Demonstranten schreiben die Namen der verbliebenen 109 Geiseln auf eine Straße in Tel Aviv. Wie viele am Leben sind, ist unklar. Die Hamas wirft der US-Regierung eine einseitig pro-israelische Haltung vor.
Von Israelnetz

JERUSALEM / GAZA (inn) – Bislang hat die Armee den Tod von 36 der verbliebenen 109 Geiseln im Gazastreifen bekannt gegeben. Damit sind nach israelischer Einschätzung noch 73 am Leben. Ausländische Schätzungen geben niedrigere Zahlen an, gehen aber von mindestens 50 lebenden Geiseln aus.

In der Nacht zu Dienstag hatte das Militär die Leichen von sechs Verschleppten geborgen und nach Israel gebracht. Sprecher Daniel Hagari sagte, die Armee sei Tag und Nacht im Einsatz, um Geiseln zu befreien. „Aber wir können nicht alle in Rettungsaktionen zurückholen.“

Proteste in Tel Aviv

In Tel Aviv blockierten Hunderte Demonstranten am Dienstagabend die Begin-Straße. Sie schrieben die Namen der Geiseln auf die Straße – und die Forderung: „Deal jetzt“. Eine weitere Parole lautete: „Ein Deal wird Leben nach Israel zurückbringen.“ Die Demonstranten warfen Premierminister Benjamin Netanjahu (Likud) vor, „Geiseln zu opfern“.

Grund dafür ist ein neues Stocken der Verhandlungen um einen Deal mit der radikal-islamischen Hamas. Netanjahu beharrt darauf, dass israelische Soldaten im Grenzgebiet zwischen dem Gazastreifen und Ägypten, dem so genannten Philadelphi-Korridor, stationiert bleiben. Denn dort läuft der Waffenschmuggel an die Terror-Organisation.

Bei Gesprächen in Kairo kamen die Delegationen vorerst nicht zu einer Einigung. US-Außenminister Antony Blinken hatte zuvor an Verhandlungen in der katarischen Hauptstadt Doha teilgenommen. Dort beendete er seine Nahostreise am Dienstagabend. Vor seiner Abreise rief der Demokrat Israel und die Hamas zu „maximaler Flexibilität“ auf, schreibt die Onlinezeitung „Times of Israel“. Blinken sagt, Netanjahu habe sich gegenüber einem US-Vorschlag für einen Deal einverstanden erklärt. Hingegen lehne die Hamas ihn ab.

Hamas: „US-Regierung ist voreingenommen“

Die Terrorgruppe indes äußerte scharfe Kritik an Äußerungen von US-Präsident Joe Biden (Demokraten). Er führe die internationale Gemeinschaft in die Irre und stelle sich einseitig auf Seite der „israelischen Besatzung“, beklagte die Hamas.

Biden hatte nach seiner Ansprache auf der Parteiversammlung der Demokraten in Chicago gesagt, die Hamas entferne sich von einem möglichen Abkommen über eine Feuerpause. Dabei habe „die Bewegung wiederholt ihre Bereitschaft geäußert, eine Feuerpause auf Grundlage von Bidens Vorschlag anzunehmen“, beteuerte die Hamas in einer Mitteilung.

Sie warf Biden und Blinken vor, absichtlich zu versuchen, die Wahrheit zu verdrehen und „Israels fortgesetzte Aggression gegen palästinensische Zivilisten in Gaza zu beschirmen“. Das komme einer Befürwortung „der israelischen Besatzung und ihrer Kampagne eines Genozids gegen das palästinensische Volk“ gleich.

Die US-Regierung habe der israelischen Regierung grünes Licht für weitere „Gräueltaten gegen unbewaffnete Zivilisten in Gaza“ gegeben, fügte die Terrorgruppe hinzu. Alle bisherigen Versuche seien daran gescheitert, dass Netanjahu zusätzliche Bedingungen gestellt habe. Die US-Regierung solle ihre „blinde Voreingenommenheit“ gegenüber „israelischen Kriegsverbrechern“ aufgeben – und sich für ein Ende des palästinensischen Leidens einsetzen.

Chicago: „Geiselplatz“ während demokratischer Parteiversammlung

In Chicago kündigten pro-palästinensische Demonstranten einen Marsch zum Tagungszentrum der Demokraten an. Daraufhin organisierte der Israelisch-amerikanische Rat einen „Geiselplatz“. Dort finden sich mehrere Ausstellungen von israelischen und amerikanischen Künstlern zum Massaker der Hamas am 7. Oktober.

Zum Leidwesen der Organisatoren erlaubte ihnen die Stadt Chicago nicht, den „Geiselplatz“ in der Nähe des Tagungszentrums einzurichten. So verwenden sie ein privates Gelände, das etwa 1,6 Kilometer entfernt ist. Aus Sicherheitsgründen müssen Besucher sich ausweisen. Am Abend werden die Ausstellungen geschlossen.

Der Bürgermeister der Stadt im US-Bundesstaat Illinois, Brandon Johnson, wiederum hatte Anfang der Woche den Unmut pro-israelischer Aktivisten erregt: Der Demokrat bezeichnete den Krieg in Gaza als „genozidal“. Infolge von Kritik mäßigte er seine Sprache laut der „Times of Israel“ und forderte einen Deal für eine Feuerpause und die Freilassung von Geiseln.

Vor dem israelischen Konsulat in Chicago kam es zu gewaltsamen Ausschreitungen. Die Vertretung äußerte auf der Plattform X ihre Enttäuschung darüber, dass Johnson die anti-israelischen Proteste unterstütze, vor allem während der Parteiversammlung. Gleichzeitig missachte er „die große pro-israelische und jüdische Gemeinde in der Stadt“. (eh)

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14 Antworten

  1. Würde heißen, dass bei einem Deal die noch lebenden Geiseln auf einmal freigelassen werden müssen. Die Hamas behauptete ja, sie hat nicht so viele Geiseln der Kategorie, die Israel fordert. Außerdem wüsste sie von manchen Geiseln nicht, wo sie seien.
    Erstes heißt wohl, dass noch mehr tot sind, als vermutet wird. Und Zweites, dass die Hamas an Personen für die „Versorgung“ der Geiseln bezahlt, aber nicht weiß, wer diese sind. Wer soll diesen Unsinn glauben?

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  2. In Tel Aviv blockierten Hunderte Demonstranten die Begin-Straße: „Ein Deal wird Leben nach Israel zurückbringen.“ Unsere feste Überzeugung: Ein Deal wird Hamas-Raketen und noch mehr Terror nach Israel bringen.

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    1. Es ist einfach nur schrecklich, Israël hat die Wahl zwischen zwei schlechten Lösungen. Entweder einen Deal akzeptieren, bei dem Geiseln freigelassen werden – gegen viele verurteilte Terroristen – und sich aus Gaza zurückziehen…bis zum nächsten Progrom. Oder auf der berechtigten Forderung beharren, das Grenzgebiet zu Ägypten zu kontrollieren und damit die Geiseln einem tragischen Schicksal auzuliefern. Das ganze von der internationalen Geimeinschaft isoliert, beschimpft, bedroht. Ich weiß nicht, ob ich eher wütend oder verzweifelt bin. Hamas hat erreicht, was sie wollten.

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    2. Ach Alberto,
      König der kurzzeiligen Kommentare,

      ich finde, das Thema der noch lebenden Geiseln ist zu ernst und zu komplex für -mal wenig, mal mehr, manchmal gar nicht- humoreske Kurzbewertungen.

      Mit einigen Bauchschmerzen meine ich mittlerweile, es wird nur halbwegs Aussicht auf einen Kompromiss irgendwann bestehen, wenn die Hamas-Terroristen, sofern sie sich nicht ergeben, schlicht -IDF-Deutsch- „neutralisiert“ werden.

      Daneben hoffe ich weiterhin auf baldige Neuwahlen – mit politischen Regierenden der Mitte kann zumindestens ich mich leichter solidarisieren als mit vorbestraften Rechtsextremen und religiösen Spinnerten, die an alles, aber nicht das Wohl des Staates Israel denken.

      AT-Grüsse aus Kufstein.

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  3. Mein Frage lautet: Was geschied wenn man feststellt das keine Geisel mehr Lebt und alle Verhandlungen daher ins leere Laufen?

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    1. @Lothar Walter
      Die Frage kann nur unser Benjamin Netanjahu oder ersatzweise meine Ehefrau, die beste von allen, beantworten.

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  4. Israel schaufelt sich sein eigenes Grab, wenn es diesen elenden Banditen nachgibt. Dieser Phila Korridor muss weiterhin unter der ständigen Kontrolle Israels stehen, ohne Wenn und Aber.

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  5. Sinwar und seine Hamas Freunde haben doch gar kein Interesse an Bidens drei Punkte Plan. Sie stellten von Anfang an vor neun Monaten die maximale Forderung; sofortiger kompletter Abzug des IDF aus Gaza und dauerhaften Waffenstillstand.
    Nun geben sie Netanjahu natürlich die Schuld wegen des Philadephi Korridors und werfen der USA vor voreingenommen zu sein. Und im Stillen hoffen sie, dass Hesbollah Israel noch massiver angreifen wird, unterstützt vom Iran.
    Und wie viele Geiseln überhaupt noch leben, dafür hat Hamas nie Beweise vorgelegt.

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  6. Die Hamas treibt wie immer ein böses Spiel, und keiner weiß wirklich, wieviele Geiseln noch leben.
    Es ist bitter für alle, die Frieden lieben. Die Hamas tut alles, um größtmögliche Zerstörung zu bringen.

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