JERUSALEM (inn) – Nach der Tötung mehrerer Topterroristen in den vergangenen Tagen und Wochen hat sich am Mittwochabend Israels Premierminister Benjamin Netanjau zu Wort gemeldet: In einer im Fernsehen übertragenen Ansprache erklärte der Likud-Politiker, Israel habe „vernichtende Schläge gegen die drei Chets durchgeführt“.
Chet ist ein hebräischer Buchstabe. Ins Deutsche übertragen, sprach Netanjahu von den „drei Hs“ und verwies so auf „Hamas, Huthis und Hisbollah“. Damit nahm er Bezug auf verschiedene Militäraktionen gegen die drei Terror-Organisationen. So hatte die Armee am 20. Juli einen Luftschlag gegen die Huthi-Milizionäre im Jemen geflogen. Am Dienstag tötete sie den hochrangigen Hisbollah-Kommandeur Fuad Schuker in Beirut.
Armee jetzt sicher: Mohammed Deif ist tot
Bereits am 13. Juli hatte es einen Angriff im Gazastreifen auf Mohammed Deif, den Militärchef der Hamas, gegeben. Nachdem sich zuletzt die Anzeichen verdichtet hatten, dass Deif dabei ums Leben kam, bestätigte die israelische Armee am Donnerstagvormittag seinen Tod. Die Hamas hat dies bislang nicht getan.
Deif hatte über die Jahre verschiedene Attentate immer wieder überlebt. Der Islamist gilt als Drahtzieher des Massakers am 7. Oktober und als Architekt der Umwandlung der Hamas von einer Terrorgruppe in eine terroristische Miliz, die zur großangelegten Invasion Israels in der Lage war. Verteidigungsminister Joav Gallant (Likud) veröffentlichte am Donnerstag ein Foto, auf dem zu sehen ist, wie er in einem Organigramm des militärischen Hamas-Flügels offenbar das Gesicht Deifs durchstreichen will. Gallant bezeichnete Deif als „Bin Laden von Gaza“.
Muhammad Deif, the ‘Osama Bin Laden of Gaza,’ was eliminated on 13.07.24. This is a significant milestone in the process of dismantling Hamas as a military and governing authority in Gaza, and in the achievement of the goals of this war.
— יואב גלנט – Yoav Gallant (@yoavgallant) August 1, 2024
The operation was conducted precisely and… pic.twitter.com/WCgL5fBkEC
Keinen Bezug nahm Netanjahu in der Rede auf die in der Nacht auf Mittwoch erfolgte Tötung von Ismail Hanije, dem Chef des Hamas-Politbüros, in Teheran. Zu diesem Anschlag hat sich Jerusalem nicht offiziell bekannt.
Trauerfeier für Hanije in Teheran
Netanjahu wandte sich direkt an die Bürger Israels und erklärte, es lägen „herausfordernde Tage vor uns“; man höre „Drohungen von allen Seiten“ und sei „auf jedes Szenario vorbereitet“. Der iranische Revolutionsführer Ali Chamenei hatte bereits am Mittwoch „Vergeltung“ für den Anschlag auf Hanije in der iranischen Hauptstadt angekündigt. Weitere Vertreter des Regimes stimmten in die Drohungen ein.
The public funeral ceremony begins for Martyr Ismail Haniyeh in the Iranian capital Tehran. pic.twitter.com/Tmz7CokqU4
— IRNA News Agency (@IrnaEnglish) August 1, 2024
Am Donnerstagmorgen fand in Teheran eine Trauerfeier für Hanije statt. Bilder, die von iranischen Nachrichtenagenturen verbreitet wurden, zeigten, wie der Sarg des Hamas-Chefs durch große Menschenmassen getragen wurde. Chamenei persönlich sprach am Sarg ein Gebet. Die staatliche Nachrichtenagentur IRNA veröffentlichte ein Bild, auf dem zu sehen sein soll, wie Tränen über die Wangen des neuen Präsidenten Masud Peseschkian rollen.
Tears are seen in the eyes of President Pezeshkian as he attends prayers over the body of Martyr Ismail Haniyeh. pic.twitter.com/5c4d4rSL3m
— IRNA News Agency (@IrnaEnglish) August 1, 2024
„New York Times“: Chamenei befiehlt Angriff
In Israel herrscht derweil angespannte Ruhe vor einem möglichen militärischen Gegenschlag des Iran. Am Mittwoch ertönten kaum Sirenen im Norden des Landes. Das Heimatfrontkommando hat seine allgemeinen Anweisungen für die Zivilbevölkerung bislang nicht verschärft. Allerdings haben lokale Entscheidungsträger mancherorts eigene Beschränkungen verhängt.
Die „New York Times“ berichtete unter Berufung auf drei Quellen, dass Chamenei bereits einen direkten iranischen Angriff auf Israel angeordnet habe. Es wäre der zweite direkte Angriff Teherans auf den jüdischen Staat in der Geschichte.
Als Option steht eine Wiederholung des ersten Angriffs vom April im Raum, der aus einer koordinierten Raketen- und Drohnenattacke des Iran und verbündeter Milizen bestand. Mitten in der Nacht mussten Israelis vom Norden bis in den Süden die Schutzräume aufsuchen. Der Angriff hatte jedoch kaum Schaden angerichtet.
Iranische Vertretung: Es wird „Spezialoperationen“ geben
Unter anderem die USA hatten seinerzeit dabei geholfen, den Angriff abzuwehren. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin (parteilos) hat bereits angekündigt, dies im Falle eines weiteren iranischen Angriffs zu wiederholen. Denkbar sind jedoch auch iranisch gesteuerte Attacken auf Israelis im Ausland, etwa israelische Diplomaten.
Die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen drohte am Mittwoch via X, die Antwort auf die Tötung Hanijes würden „Spezialoperationen“ sein – „härter und darauf ausgelegt, beim Täter tiefe Reue hervorzurufen“. Präsident Peseschkian erklärte am Mittwoch, das „zionistische Regime“ werde „bald“ die Ergebnisse seines „feigen terroristischen Akts“ sehen.
Kritik von Katar
In New York traf sich noch am Mittwoch der UN-Sicherheitsrat. Dabei verurteilten unter anderem China und Russland die Tötung Hanijes. Irans Vertreter betonte, der Anschlag „hätte ohne die Autorisierung und geheimdienstliche Unterstützung vonseiten der USA nicht passieren können“. Die USA bestreiten jedoch, in die Tötung involviert zu sein.
Kritische Worte kommen unterdessen auch aus Ägypten und Katar, zwei Ländern, die in die Verhandlungen für einen neuen Geisel-Deal zwischen der Hamas und Israel involviert sind: „Wie kann eine Vermittlung erfolgreich sein, wenn eine Partei den Verhandler der anderen Seite tötet?“, fragte Katars Premierminister Mohammed Bin Abdulrahman al-Thani via X.
In Israel bewerten Analysten die erfolgreichen Militärschläge derweil als Zeichen der operativen Stärke der israelischen Streitkräfte. Die linksliberale Zeitung „Ha’aretz“ veröffentlichte jedoch besorgte bis kritische Stimmen von Geiselangehörigen: „Seit 15 Jahren hätten sie Hanije töten können und haben es nicht getan. Warum jetzt, wo ein Deal auf der Tagesordnung steht?“, zitierte die Zeitung am Mittwoch Scharone Lifschitz, Tochter der Geisel Oded Lifschitz.
Netanjahu: „Ich musste großen Druck abwehren“
Netanjahu indes rechtfertigte in seiner TV-Ansprache noch einmal seine Kriegsführung: „Seit Monaten vergeht keine Woche, indem man uns – zu Hause und aus dem Ausland – erklärt, wir sollten den Krieg beenden. […] Wenn wir diesem Druck nachgekommen wären, hätten wir hochrangige Hamas-Führer und tausende Terroristen nicht eliminieren können.“
Alle Errungenschaften der vergangenen Monate wären ohne „couragierte Entscheidungen“ nicht möglich gewesen, führte der Premier weiter aus. „Und ich sage euch: Es war nicht leicht. Ich musste wirklich großen Druck abwehren.“ (ser)
7 Responses
Katar sollte den Mund halten. Sie beherbergten
den Milliardär Terror- Führer und finanzierten Hamas. Die Mullahs haben wieder mal völlig versagt mit ihrem Gast. Sie müssen das Gesicht waren. Deshalb machen die alle Terroristen mobil. Ägypten und Jordanien sind falsche Friedensverträge. Sie passen sich der arab.Welt an.
Frage? Was ist mit dem Schiff aus Katar nach Ägypten? Vor 2 Tagen. Angeblich Güter für Gaza. Waffen? Dem Emir glaube ich kein Wort.
Katar als Vermittler hat mich auch noch nie überzeugt. Was die Rede von Netanjahu betrifft, ich bin kein Fan von ihm, aber wo er recht hat, hat er recht. Wie schrieb Ephraim Kishon vor etlichen Jahren – leider immer noch erschreckend aktuel : In Israel haben wir häufig Wahlen, aber selten eine Wahl.
Vernichtende Schläge gegen „die drei Hs“. Weitermachen!
Ich wünsche Israel für diese schwere Zeit viel Erfolg.
Es ist gut, Stärke zu demonstrieren, das Beseitigen von Terroristen gehört dazu.
Gott steht auf der Seite Seines Volkes.
Warten wir es ab, wer da wirklich gefeuert und getroffen hat in Teheran. Es gibt auch genügend Iraner, die dazu fähig sind.
Das könnte durchaus sein. Die iranische Opposition existiert, viele mutige Männer und Frauen. In einem Land, in dem eine gelockerte Haarsträhne tödliche Folgen haben kann, hat Israel Freunde. Der Sohn des letzten Schahs hat vor rund einem Jahr Israel besucht.
Shalom,es ist sehr gut das Israel die 3Hs eliminiert hat.Doch was wird folgen?Iran hat versprochen Israel direkt anzugreifen.Mit Hilfe der Huthi,Syrien+Lebanon,Vieleicht noch mit Irakern,alles Gehilfen des Iran.Damit trifft eine ganz schwere Zeit über mein Israel.Die Folgen werden gravierend sein.An 4Fronten zu kämpfen,mit vielleicht tausenden Raketen und Drohnen und Bomben.Es wird verherend ausgehen.Israel hat viel zu verlieren.Menschlich,wirtschaftlich ect.Ziele wie Grossraum TelAviv,Haifa mit hafen und Marinestützpunkten,Hafen Aschdod,Oelhafen Elat,Hunderte von Militärbasen im ganzen Land, Stützpunkte und Flughäfen.Es wird uns viel abverlangen und WIR müssen realistisch denken.Es wird sehr schwer Für ISRAEL werden!!! Betet für Israel und glaubt an unser EINES und ewiges Land! AM ISRAEL CHAI Jerusalem