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Trotz Spannungen: Israelis sind stolz, ihr Volk zu vertreten

Israel schickt 88 Athleten nach Paris, um in 15 Sportarten bei den Olympischen Spielen anzutreten. Der Inlandsgeheimdienst Schabak ist schon vor der offiziellen Eröffnung am Freitag vor Ort.
Von Israelnetz

PARIS (inn) – Israelische Teilnehmer der Olympischen Spiele 2024 sind am Montag zum Austragungsort Paris angereist. Die Eröffnungszeremonie der Spiele ist am Freitag.

Im Zusammenhang mit der Teilnahme Israels kam es im Vorfeld zu Spannungen und Drohungen. Seit dem 7. Oktober haben antisemitische Vorfälle in Frankreich zugenommen. Protestierende forderten, Israel wegen des Krieges von den Olympischen Spielen auszuschließen oder zumindest Beschränkungen zu unterwerfen.

Sicherheitskräfte des israelischen Inlandsgeheimdienstes Schabak werden den Schutz der israelischen Teilnehmer während der Spiele gemeinsam mit örtlichen französischen Sicherheitskräften und Polizeikräften gewährleisten. Dies teilte der frühere Schabak-Chef Ja‘akov Peri am Samstag gegenüber der britischen Zeitung „Telegraph“ mit. Schabak begleitete die israelischen Athleten schon zu früheren Olympischen Spielen, darunter 2012 in London.

Höchste Sicherheitsstufe in Frankreich

Der israelische Sportminister Miki Sohar (Likud) sagte gegenüber dem „Telegraph“, das Sicherheitsbudget in Paris habe sich im Vergleich zu den Olympischen Spielen in Tokio vor drei Jahren verdoppelt. Nicht nur wegen des anhaltenden Krieges in Gaza herrscht in Frankreich die höchste Sicherheitsstufe. Bereits seit der Ermordung von elf israelischen Athleten bei den Olympischen Spielen 1972 in München legt Israel bei solchen Veranstaltungen besonders viel Wert auf Sicherheit.

Der linke französische Abgeordnete Thomas Portes (La France insoumise) sagte am Samstag, Israelis seien bei den Olympischen Spielen nicht willkommen. Außenminister Stéphane Séjourné und Innenminister Gérald Darmanin (beide Renaissance) wiesen diese Bemerkung zurück. Sie betonten, dass die israelische Delegation in Frankreich willkommen sei. Frankreich werde die Sicherheit der israelischen Athleten gewährleisten.

Portes‘ Äußerung bezeichnete Sejourné als „unverantwortlich und gefährlich“. Darmanin nannte sie „antisemitisch“. Sie lege „ein Ziel auf den Rücken der israelischen Athleten“.

Olympia mit einer Mission

„Wir fühlen uns wie Abgesandte des Staates Israel. Unsere Athleten, jeder einzelne von ihnen ist hier, um seine Träume zu verwirklichen. Es gibt aber noch eine andere Ebene, eine nationale Mission“, sagte Jael Arad, die Leiterin des Israelischen Olympischen Komitees, während einer Pressekonferenz am Flughafen in Tel Aviv vor Abflug der israelischen Athleten. Arad selbst gewann 1992 in Barcelona Israels erste olympische Medaille – sie erkämpfte Silber im Judo.

Arad betonte, die Teilnehmer hofften, mit Medaillen nach Israel zurückzukehren. Ihr größerer Sieg sei jedoch, dass sie an Olympia teilnähmen und seit dem 7. Oktober nicht aufgegeben hätten. Jeder Teilnehmer sei Botschafter und Repräsentant für das israelische Volk. „Wir bringen die Geiseln, die Gefallenen, die Familien mit. Alles rund um den 7. Oktober wird in unseren Herzen bei uns sein“, sagte Arad.

Oren Smadga ist Cheftrainer der israelischen Herren-Judo-Mannschaft. Sein Sohn Omer Smadga kam vor einigen Wochen bei Kämpfen in Gaza ums Leben. „Bei all den Schwierigkeiten und dem Schmerz weiß ich, dass ich meine Mission und mein Engagement vor der Welt erfüllen muss, insbesondere in dieser Zeit“, sagte Oren Smadga. Bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona gewann er eine Bronzemedaille für Israel.

Israel sogar in Tahiti vertreten

Die Surferin Anat Lelior vertritt Israel bei den diesjährigen Spielen – jedoch nicht in Paris, sondern in Tahiti, das zu Französisch-Polynesien gehört. „Es ist ein wenig enttäuschend, weit entfernt von Paris zu sein, aber Tahiti ist einer der Traumorte für Surfer“, sagte Lelior im Juni der israelischen Onlinezeitung „Times of Israel“. Die 24-Jährige stammt aus Tel Aviv und begann im Alter von fünf Jahren mit dem Surfen.

Bei den durch die Corona-Pandemie verschobenen Spielen 2021 in Tokio schied Lelior nach der zweiten Runde aus. Anfang des Jahres sicherte sie sich ihren Platz bei den bevorstehenden Olympischen Spielen. Lelior sagte, sie sei trotz der Spannungen und Bedrohungen wegen des anhaltenden Krieges stolz darauf, als Israelin anzutreten.

Israelische Fußballer machen den Auftakt

Die Fahnenträger Andrea Murez und Peter Paltschik führen Israel bei der Eröffnungszeremonie entlang der Seine am kommenden Freitagabend an. Murez, eine aus den USA stammende Ärztin, trat für Israel sowohl 2021 in Tokio als auch in 2016 in Rio bei Schwimmwettbewerben an. Paltschik, ein gebürtiger Ukrainer, gewann mit der israelischen Judomannschaft in Tokio Bronze im Teamwettbewerb.

Insgesamt schickt Israel 88 Athleten nach Paris. Sie treten in 15 Sportarten an. Den Auftakt macht die israelische Fußballmannschaft bereits am heutigen Mittwoch: Sie spielt zwei Tage vor der offiziellen Eröffnung gegen Mali.

Paris richtet nach 1900 und 1924 zum dritten Mal die Olympischen Spiele aus. London und nun auch Paris sind damit die einzigen Städte, in denen die Olympischen Spiele dreimal stattfanden. Die diesjährigen Spiele enden am 11. August. (vbr)

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6 Responses

  1. Ich drücke den Israelis sämtliche Daumen, dass sie in Sicherheit an den Spielen teilnehmen und möglichst viele Medaillen erringen. Es ist gut, dass israelische Sicherheitskräfte vor Ort sind. Es steht zu hoffen, dass die französischen Behörden vor allem bei den ehrenamtlichen Helfern genau hingeschaut haben, einige mussten da ja schon ausgesiebt werden.

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  2. Rund 1.000 französische Polizisten werden heute Abend im Einsatz sein, um das Fußballspiel Israels gegen Mali bei den Olympischen Spielen in Paris zu schützen, bei denen Proteste erwartet werden, sagt Innenminister Gerald Darmanin.
    Europalestine, eine französische Aktivistengruppe, die hinter den jüngsten Protesten steht, teilte mit, dass sie eine friedliche Demonstration im Stadion plante, um gegen den „Völkermord“ in Gaza zu protestieren.

    >>> was diese Gruppe auch immer unter „friedlich“ verstehen mag. Vorsicht ist geboten.

    Eine französische Polizeiquelle teilte AFP mit, dass die Sicherheitskräfte am Mittwoch „Aktionen und Unruhen rund um das Stadion erwarteten“ und sagte, es sei möglich, dass „Leute von den Rängen Beleidigungen riefen“ oder dass zum Beispiel während der Hymnen „Pfeifen und (Palästina-)Fahnen gezeigt werden würden. (Times of Israel)
    Es ist eine Schande, dass Israels Athleten so massive geschützt werden müssen (vor Terroristen), nur weil sie aus Freude am Sport an solchen Veranstaltungen teilennehmen wollen, um sich mit anderen zu messen. Trotz/wegen aller Bedrohung und Anfeindungen wünsche ich ihnen viel Erfolg sowie Schutz für sich und für ihr Land, Israel.

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    1. @ JK
      Friedliche Demonstration im.Stadion gehört verboten. Außerhalb kann man das ja machen. Aber ins Stadion gehört meines Erachtens NUR der Sport. Die Franzosen können sich wahrscheinlich in ihrem Land alles erlauben.

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  3. Auch ich wünsche allen Israelischen Sportler/innen viel Erfolg, gutes Gelingen und trotz der angespannten Lage gute Ablenkung von den ernsten Themen.
    Auch Frankreich wünsche ich eine gelungene Olympiade und allen Sicherheitskräften viel Erfolg.
    Wir wissen alle, dass die Welt eine andere ist als in Tokio, da gab es noch kein Putin-Krieg u. kein Hamas-Krieg.

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  4. Am israel chai- meine Bewunderung für den Mut der Teilnahme jedes Sportlers, mögen alle so erfolgreich sein wie Idan Golan und danke für das Gesicht, das ihr allen Juden gebt mit Eurem erscheinen. Ich gebt Mut, Hoffnung und Vorbild. Frankreichs Einsatz steht nicht unter einem guten Stern, zu offensichtlich vertreten Politiker und Celebrities in diesem krisengeschwächten Land antisemitische Ansichten und der Aufruf des Pariser Oberrabiners an alle jungen Juden, das Land zu verlassen, da Frankreich nicht für Ihre Sicherheit garantieren kann, ist bezeichnend. Wann erfolgt ein Aufruf Terrorregime-Unterstützer zu bannen und diese der Teilnahme zu verweisen ? In der Diaspora wächst ein Meinungskrieg gegen Juden, der schnell auch in physische Gewalt umschlagen kann. Viele von uns haben Angst und Ihr seid unser Vorbild , unsere Helden. Unsere Gebete sind bei Euch und wichtiger wie die Medaille ist der sichere Weg für einen jeden von Euch. Mein Herz wir an jedem Tag bei unseren Sportlern sein, auch wenn ich mich sonst nicht für Sportevents interessiere, Ihr seid so viel mehr für uns. Danke.

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