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Chirurg nutzt einfachen Metalldetektor bei Operationen

Aus Frustration über stundenlanges Suchen nach Metall-Schrapnellen im Körper von Soldaten hat ein israelischer Chirurg eine Idee: Ein im Internet bestellter Metalldetektor hilft ihm seither im Operationssaal.
Von Jörn Schumacher

Der israelische Chirurg Ejal Sela vom Galiläa-Krankenhaus in Naharia nutzt eine einfache Technik, um seine Patienten schneller zu behandeln. Ein im Internet gekaufter Metalldetektor piept und hilft Sela innerhalb weniger Minuten, an den Patienten kurz nach Eintreffen im Operationssaal die im Körper steckende Kugeln und Metallsplitter zu orten.

Die Lösung scheint einfach, doch auf die Idee kam bisher offenbar noch niemand. Der Leiter der Abteilung für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde sagte gegenüber „The Times of Israel“, die Idee sei ihm „aus Frustration“ bei einer Operation gekommen. Er habe über eine Stunde lang versucht, eine Kugel in der Schädelbasis eines Soldaten zu orten, der an der Nordgrenze durch Hisbollah-Feuer verletzt worden war. An der Nordgrenze finden seit dem 7. Oktober täglich Scharmützel mit der vom Iran unterstützten libanesischen Terrorgruppe statt, bei denen bereits Dutzende Soldaten und Zivilisten verletzt wurden.

Die Kugel war durch das Gesicht des Soldaten eingedrungen und tief in der Schädelbasis steckengeblieben. Wenn eine Kugel durch menschliches Gewebe geht, entstehe die Wunde mit hoher Geschwindigkeit, und das Gewebe verbrenne, erklärte Sela. Granatsplitter in der Hand oder im Bein seien leichter zu orten. Wenn sie sich im Kopf- oder Halsbereich befänden, sei es „viel schwieriger“.

Sela weiter: „Die Bereiche sind komplex und empfindlich. Selbst leichte Bewegungen während der Operation können aufgrund der Nähe zu Nerven und Blutgefäßen zu Lähmungen führen.“ Mithilfe von Röntgen- und CT-Scans gelang es Sela zwar, die Kugel zu orten, doch brauchte er dafür mehr als eine Stunde. Deswegen suchte er nach einer Möglichkeit, das Metallfragment schneller zu orten – und etwas, das ihn in Echtzeit anleitete. Er ging nach Hause und bestellte beim chinesischen Online-Händler AliExpress einen einfachen Metalldetektor.

Erfolgreiche Premiere nach Hisbollah-Angriff

Am 5. Juni, nachdem die Hisbollah die nordisraelische Stadt Hurfeisch angegriffen und dabei einen Reservesoldaten getötet sowie zehn weitere verletzt hatte, sei eine Soldatin mit zahlreichen Granatsplittern im Hinterkopf ins Krankenhaus eingeliefert worden, sagte der Arzt. Er nutzte den Metalldetektor und machte sich an die Arbeit. „Das Gerät piepte und zeigte mir sofort die genaue Stelle, an der ich ihre Haut aufschneiden und die Fragmente entfernen musste“, erzählte Sela. Nach etwa zehn Minuten hatte er erfolgreich alle Fragmente entfernt. „Ich war überwältigt, wie einfach es war.“

Sela präsentierte seine Ergebnisse Mitte Juni auf der Jahrestagung der Israelischen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. Ein Vorteil der Methode ist, dass hierbei die Belastung durch Röntgenstrahlen verringert wird. Er habe den Metalldetektor aus dem Online-Handel bereits bei Operationen von etwa neun verwundeten Soldaten eingesetzt, sagte der Israeli. Einige seiner Kollegen benutzten bei Operationen inzwischen ebenfalls einen Metalldetektor.

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4 Responses

  1. Wie einfach manche Dinge sind, die man als schwer einstuft. Es braucht oft nur geniales Denken. Und da sind die Israelis federführend. Der Chirurg Ejal Sela ist eben „a Käppsele“, würden wir im Schwabenland sagen! 🧠👏 Danke, Vater im Himmel, für wunderbare Begabungen, die du den Menschen schenkst.

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  2. Großartig. Hab eben einen früheren Kollegen angerufen, dass er diesen Artikel liest. Ich bin begeistert. @ Redaktion: Darf ich Artikel an Kliniken schicken?
    Sorry, aber ich liebe Israelische Kollegen. Ihr seid Erfinder in der Not pro Mensch, pro überleben. Toda raba. Shalom

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