Der Einsatz für meinen Freiwilligendienst in der Landwirtschaft war der Kibbuz „Nizana“. Er liegt in der Negev-Wüste, etwa 45 Kilometer südlich des Gazastreifens, direkt an der Grenze zu Ägypten. Vom Ben-Gurion-Flughafen fuhren wir direkt dorthin und kamen am Abend an. Im Dunkeln sahen wir das Lager der Wüstenzelte, im Hintergrund glitzerten viele Lichter über einer steppenartigen Landschaft.
Am nächsten Morgen trafen wir uns in der strahlenden Wüstensonne für den ersten Feldeinsatz. In Kleinbussen und Kleingruppen wurden wir zu den riesigen Plantagen gebracht, die sich in der näheren Umgebung befinden. In den Farmen werden verschiedene Tomatensorten angebaut. Auch die Cherry-Tomate, eine Erfindung der Israelis, war darunter. Etwa 90 Prozent der israelischen Tomatenzucht befindet sich im Negev. Aber auch Kartoffeln, Zwiebeln, Kohlrabi, Ananas, Kräuter und Wein werden in den Farmen um Nizana angebaut.
Von Tröpfchenbewässerung und Salzgehalt
Die israelischen Bauernhöfe, auf denen ich arbeitete, bestehen aus unstrukturierten „Bauhöfen“ für die Rohmaterialien zur Errichtung der Plantagenzelte sowie für die Bewässerungs- und Agrartechnik; Unterkünften für die Arbeiter; Verpackungsstationen und natürlich den eigentlichen Plantagen. Die hohen Zelte aus Stoff oder Kunststoff stehen auf Feldern. Sie dienen zum Schutz vor Wetter und Sand, aber auch zur Begrenzung der bestäubenden Hummeln.
„Ausländer werden eure Ackerleute und Weingärtner sein.“
Jesaja 61,5
Die Tröpfchenbewässerung ist ebenfalls eine Entdeckung Israels, die vor allem in der Wüste überall genutzt wird, um Wasser einzusparen. Die Technik besteht vor allem darin, dass die Wasserschläuche, die an den Pflanzen angelegt sind, mit Löchern ausgestattet sind, aus denen gezielt und gleichmäßig eine bestimmte Menge Wasser austritt, und dies auch gesteuert werden kann. Mithilfe dieses Systems lässt sich auch der Salzgehalt im Wasser regulieren, der die Süße und Größe der Früchte beeinflusst. Eine große Salzzufuhr beispielsweise führt zu kleineren Früchten, aber mit einer höheren Süße.
Es gibt eine biblische Verheißung des Propheten Jesaja für Israel. In Kapitel 61,5 steht: „Fremde werden hintreten und eure Herden weiden und Ausländer werden eure Ackerleute und Weingärtner sein.“ Aufgrund des Krieges fehlen zur Zeit 40.000 Ackerleute. Das ist eine sehr große Zahl, da diese Zahl normalerweise hauptsächlich aus Fremdarbeitern besteht. Etwa die Hälfte kommt in Friedenszeiten aus dem Gazastreifen, also 20.000 palästinensische Arbeiter.
Daneben bilden auch Thailänder eine große Arbeiterschar auf Israels Feldern und erfüllen damit die Verheißung Jesajas. Da jedoch im Oktober auch Thailänder von der Hamas als Geiseln genommen wurden, hat die thailändische Regierung deren Ausreiseerlaubnis widerrufen. So kommen nun aus anderen Ländern freiwillige Erntehelfer nach Israel, um in dieser Kriegszeit die Verheißung Gottes zu erfüllen.
Unkraut, Kriegslärm und Volkstanz
Wir wurden in die Arbeit auf dem Feld eingewiesen. Dabei entwickelte jeder seine eigene Technik und einen eigenen Rhythmus. Wir jäteten das Unkraut und ernteten und verpackten die Früchte. Zusätzlich halfen wir bei verschiedensten Arbeiten. Im Hintergrund waren immer wieder dumpfe Einschläge von Detonationen auf einem naheliegenden Militärübungsplatz zu hören.
Neben der körperlichen Arbeit hatten wir in der Gruppe auch Zeit zum Reden und Kennenlernen. An den fünf- bis sechsstündigen Arbeitstagen konnten wir in Gemeinschaft zu Mittag essen und Kaffeepause machen. Beim gemütlichen Kennenlernen abends teilten wir untereinander mit, was uns bewegt hat, nach Israel zu kommen. Im Laufe des ersten Abends stießen junge Frauen aus einer jüdischen Gemeinde aus Paris zu uns. Zusammen sangen wir israelische Lieder und tanzten.
Nach ein paar Schrittfolgen zum Rhythmus von „Am Israel Chai“ hat jeder mitgemacht. Das inmitten der Wüste Israels zu erleben, war einzigartig. Nizana ist hebräisch und bedeutet „Knospe“. Der Ortsname trifft hier exakt auf die Wirkung des Ortes, der das Potential für das Blühen birgt. Das Aufblühen war für mich nicht nur in den Plantagen zu sehen, sondern auch im Kontakt mit anderen aus dem Team. Leicht kamen wir miteinander ins Gespräch und es entfaltete sich ein gesegnetes Zusammensein.
Zurück in Deutschland – der Auftrag bleibt
Nach zwei Wochen Ernteeinsatz im Negev ging es für mich für weitere zweieinhalb Wochen nach Haifa. Aus Sand und Zelten hinaus zog ich hinein in eine Wohnung, mitten ins städtische Leben der drittgrößten Stadt in Israel.
Dort gab es wieder sehr spontane Feldarbeiten in Plantagen mit außenliegenden Tomaten, Paprika und Auberginen. Das Team in Haifa wechselte ständig. An manchen Tagen konnten wir Ausflüge machen, sodass ich zum ersten Mal Jerusalem erlebt habe. Wir bekamen auch eine Führung in einem Künstler-Kibbuz und waren in der Hafenstadt Akko.
Für neue Erfahrungen, biblische Erkenntnisse und viele Begegnungen bin ich sehr dankbar. Müde, aber erfüllt und gesegnet kam ich aus Israel zurück. Und auch ein halbes Jahr nach dem Einsatz denke ich: Ich habe dadurch mehr bekommen, als ich gegeben habe. Ich möchte jeden ermutigen, Israel zu helfen. Oder, wie es der Psalmist in 122,6 ausdrückt: Wünscht Israel Schalom!
Micha Hägele wohnt zur Zeit in einer christlichen WG im württembergischen Schorndorf. Seine Verbundenheit mit Israel möchte er künftig stärker zum Ausdruck bringen und glaubt, dass sein Einsatz in Israel ein guter erster Schritt war. Derzeit arbeitet er an einer Software-Projektarbeit.
Der Text entstand unter Mitwirkung von Nicolas Dreyer und Merle Hofer.
7 Antworten
Danke für den Bericht. Schön, dass Micha Hägele als Erntehelfer in Nizana tätig war und gute Erfahrungen sammeln konnte. Solche Menschen sind zu loben !
Es gibt immer noch gute Schlagzeilen wie diese.
Als Ausländer, nein als Held, der Israel liebt, im Ackerfeld.
Danke an allen Erntehelfern die mit Jesus Christus unterwegs in Israel sind und waren. Wir sind verbunden mit den Land und dem jüdischen Volk für immer und ewiglich. Danke Herr das du noch viele Freiwillige sendest.
Schalom 🇮🇱 Israel
Ich war schon mehrere Male in Israel. Auf Tourne mit dem Chor Shalom, Ausgrabungstädte am Toten Meer, Rundreisen u.s.w. Diesesmal will auch ich dem Volk Gottes Dienen, indem ich für 1 Monat im September „Erdbeeren“ Pflücken gehe. ich weis noch nicht genau wo, aber wir werden in Haifa in einer Gebetswohnung am Karmel Logieren. Von dort aus 1 Std. Fahrt zu den Feldern . Ich lasse mich gerne überraschen. Shalom Israel
Danke
Das ist Israel… Das Weltwunder des 20.,21. Jahrhunderts..
Wunderbar. Solche unerschrockene Helfer, die Israel lieben, müsste es mehr geben.