TEL AVIV (inn) – Eine im Jahr 1933 gefundene Tontafel entpuppt sich als ein 3.500 Jahre altes Schreibinstrument eines Schülers. Forscher der Ben-Gurion-Universität in Be’er Scheva untersuchten die Tafel unter einem Mikroskop und veröffentlichten ihre Ergebnisse Anfang Mai in Tel Aviv. Die Keilinschrift verweist auf eine Buchstabenreihenfolge.
Im Jahr 1933 fanden Archäologen beim Ausgraben der Ruinen von Beit Schemesch, einer antiken Siedlung im heutigen Zentralisrael, die zerbrochene Tontafel mit einer Keilinschrift.
Beweis für eine Schreibschule vor 3.500 Jahren
Die Inschrift besteht aus einer Buchstabenreihenfolge. Ein angehender Schreiber hat sie wahrscheinlich bei einem Diktat zu Übungszwecken abgeschrieben. Der Fund verweist auf die Existenz einer Schreibschule vor fast 3.500 Jahren.
Die Buchstaben der Keilinschrift stellen jeweils einen Laut dar, wie die meisten aus Mesopotamien und dem Nahen Osten bekannten Keilschriftinschriften. Die auf das 14. oder frühe 13. Jahrhundert vor Christus datierte Inschrift ähnelt Funden aus Ugarit, einem Küstenstadtstaat im heutigen Syrien. Ugarit entwickelte etwa ein Jahrhundert zuvor eine solche Keilschrift.
Es gibt jedoch Abweichungen. Dabei könnte es sich um einen lokalen Dialekt handeln. Vielleicht hat der angehende Schreiber aber auch Fehler gemacht.
Ursprünge der alphabetischen Schrift
Kanaan gilt als der Ort, an dem die alphabetische Schrift entstand. Die frühesten alphabetischen Texte wurden in Ägypten und der Sinai-Wüste gefunden. Sie stammen aus der Zeit vor fast 4.000 Jahren.
In der Spätbronzezeit, ab dem 15. Jahrhundert vor Christus, tauchten in Kanaan alphabetische Schriften unterschiedlicher Art auf. Es ist nur schwer möglich, nachzuvollziehen, welches Schriftsystem von welchem abgeleitet wurde.
In der darauffolgenden Eisenzeit, ab dem 12. Jahrhundert, verbreiteten phönizische Kaufleute ihre Version des Alphabets über das Mittelmeer, zunächst nach Griechenland und dann nach Rom. Dort entstanden die griechischen und lateinischen Alphabete, die wir noch heute verwenden.
Vielfalt an Schreibsystemen
Eine Version des Keilschriftalphabets aus Ugarit wurde also eindeutig an Orten wie Beit Schemesch verwendet. Es bleiben jedoch Variationen in Form, Reihenfolge und Schreibrichtung. Die Vielfalt an Schreibsystemen ist wahrscheinlich mit den vielen kulturellen Unterschieden zu erklären, die zwischen den kanaanitischen Stadtstaaten bestanden.
„Schreiben hat etwas Kulturelles, es bewahrt Kultur, Sprache und eine spezifische Identität“, sagte Jonathan Jogev gegenüber der Zeitung „Ha’aretz“. Jogev ist Forscher an der Akademischen Kaye-Hochschule für Erziehungswissenschaft und Experte für ugaritische Texte.
Die gefundene Inschrift auf der Tontafel könnte ein lokales kanaanäisches Schriftsystem darstellen, mit dem zwischen den verschiedenen Stadtstaaten der Region kommuniziert wurde, vermutet Jogev.
„Aber wir können natürlich nicht sicher sein, weil wir nicht genügend Beweise gefunden haben“, fügte er hinzu. „Wir haben keine beeindruckende kanaanitische Bibliothek gefunden, die uns sagen könnte, wie die Dinge wirklich waren.“ (vbr)
Eine Antwort
Danke für den Bericht, interessanter Fund aus der damaligen Zeit.
Viele Menschen erfahren heute mehr aus der Zeit vor 3.500 Jahren, und das erweitert unser Verständnis für die Menschheit von damals und de Schreibschule.