Im Rahmen eines Freiwilligendienstes flog ich im Februar für zehn Tage nach Israel. Mit Ausnahme vom Schabbat und gelegentlichen touristischen Tagesausflügen fuhren meine Mitvolontäre und ich frühmorgens zu „unserem” Bauernhof in Geva Karmel, wo wir in den Tomaten- und Paprikaplantagen arbeiteten. Der Bauer Jossi und der Leiter unserer Gruppe erklärten uns die nötigen Handgriffe und wir machten uns bis zum frühen Nachmittag an die körperlich oft anstrengende Arbeit.
Wir geizten Tomatenstauden aus, entfernten also die Triebe. Außerdem pflückten wir Tomaten und Paprika, säuberten die Stauden von störendem Laub und Früchten und behandelten sie gegebenenfalls mit Pilzmitteln. Zwischen den Stauden sammelten wir das Laub auf und brachten es weg.
Am späten Vormittag genossen wir eine kurze Kaffeepause und machten zum Mittagessen ein Picknick mit mitgebrachtem Müsli und geschmierten Broten. Der Bauer brachte uns Backwaren vorbei und oft nahmen wir uns Bananen von der Ernte dazu.
Jossi und andere Israelis, die ihm bei der Gemüsezucht halfen, wie zum Beispiel Biologen, die bei der Bekämpfung von Pilzerkrankungen berieten, brachten uns großen Dank für unseren Freiwilligendienst entgegen. Sie erkundigten sich nach unserer Motivation, unseren Urlaub aufzuwenden, um in dieser Zeit als Volontäre nach Israel zu kommen.
So hatten wir die Gelegenheit, über die Verbindung zu sprechen, die wir als Christen durch die Heilige Schrift mit dem Land Israel und dem jüdischen Volk spüren. Der säkulare Bauer konnte das annehmen. Er teilte uns mit, dass das Wissen um den Erzvater Abraham, dem dieses Land verheißen war, und der es selbst bestellte und darin Viehzucht betrieb, ihn motiviert, gleiches zu tun.
Jossi erzählte uns, dass seine beiden Töchter nach den monströsen Angriffen vom 7. Oktober religiös wurden. Sie halten nun den Schabbat, um für die israelischen Streitkräfte zu beten.
Verbindung zwischen Volk, Land und Schrift
Die Ernte- und Hilfsarbeiten im fußballfeldgroßen Gewächshaus machten uns, die wir mehrheitlich bisher keine landwirtschaftlichen Erfahrungen hatten, zumindest ein wenig mit dem Gemüseanbau in Israel bekannt. In Gesprächen untereinander war uns die Wertschätzung und die Verbindung sehr wichtig, die zwischen dem Volk und dem Land Israel besteht, genauso wie auch insgesamt den Ländern, die mit der Geschichte Israels und der Heiligen Schrift verbunden sind.
Ganz neu wurde mir bewusst, dass das Land als regionaler geographischer Faktor und die darauf basierenden Gewerbe, vor allem die Land-, aber auch die Forstwirtschaft, in der Bibel häufig vorkommen. Da die Bibel menschliches Leben in der Kupfer-, Bronze- und Eisenzeit sowie auch während der griechischen und römischen Zeit abdeckt, enthält sie auch beinahe endlos viele Erzählungen und Parabeln, die landwirtschaftliche Realität betreffen.
Von Samen und Obstbäumen spricht beispielsweise 1. Mose 3. Richter 9, Sacharja 4 und Römer 11 handeln hingegen von Ölbäumen. 1. Mose 9 thematisiert die Weinberge Noahs, und 3. Mose 25 die rituellen Gesetze zur Kultivierung von Weinbergen. 1. Könige 21 erwähnt Nabots Weinberg und das Hohelied (zum Beispiel 8,19) die Weinberge von König Salomo. In Jesaja 5 und Hesekiel 17 wird der Weinberg als Symbol für Israel gebraucht und auch Jesus benutzt ihn im Gleichnis vom Königreich Gottes im Neuen Testament.
Wenige Arbeiter in der Ernte
Auch die Ernte ist ein beliebtes Motiv in den Gleichnissen Jesu. Matthäus 9,37–38 nutzt das Motiv vom Mangel an Erntearbeitern in einem geistlichen Sinn. Jesu zeitgenössische Zuhörer und die frühen Leser der Evangelien des Matthäus oder des Lukas (10,2–7) waren nur zu gut mit der wirtschaftlichen Realität und den Konsequenzen eines Mangels an Erntearbeitern in diesem semi-ariden und ariden Streifen Land vertraut, der wiederholt von Hungersnöten geplagt war.
Mit Sicherheit waren Zeitgenossen diese Motive in der theologischen Verkündigung aus Teilen der Hebräischen Bibel bekannt, ob diese nun schon kodifiziert oder noch mündlich tradiert waren. Vor allem die Propheten enthalten solche Motive (vergleiche Haggai 1,6).
Jesu Worte vom Mangel an Erntearbeitern entsprechen der aktuell realen Situation dieses israelischen Wirtschaftszweiges. Wenn es nicht genügend Hände in der Ernte gibt, verrotten Teile davon, und die Versorgung der Bevölkerung mit den benötigten Nahrungsmittel erreicht nicht ihr volles Maß. Zur Zeit ist die Erntehilfe ein bedeutender Teil der Verteidigungsanstrengungen, und viele Israelis helfen in ihrer Freizeit als Freiwillige.
Jesus sagte zu seinen Jüngern: „Die Ernte zwar ist reich, doch der Arbeiter sind wenige. Betet, dass der Herr der Ernte Arbeiter aussenden wird, die seine Ernte einbringen.“
Matthäus 9,37–38
Während des Einsatzes bewohnten meine Mitvolontäre und ich zu zehnt eine Wohnung im Stadtzentrum von Haifa mit zwei Schlafzimmern, jeweils eines für Männer und eines für Frauen. Gemeinsam bestritten wir den Haushalt, kochten zusammen und so war dieser Volontärseinsatz in vieler Hinsicht auch eine Erfahrung und Übung in christlicher Gemeinschaft mit Glaubensgeschwistern, denen man im eigenen Alltag nicht begegnen würde.
Der gemeinsame Ruf, Gottes Volk Unterstützung und Liebe zu erweisen, vereinte uns alle. Der Austausch und die gemeinsame Arbeit mit den Geschwistern waren für mich eine große Bereicherung.
Nicolas Dreyer war unter anderem für den Ebenezer Hilfsfonds Deutschland e.V. in Hamburg und den Jüdischen Nationalfonds JNF-KKL e.V. in Frankfurt a.M. tätig. Er ist 2. Vorsitzender eines deutschen Fördervereins für den israelischen Rettungsdienst, Christliche Freunde des Magen David Adom in Israel (CFMDA) e.V., und ist Mitglied der General Assembly des „AMI Jerusalem Center for Biblical Studies and Research“. Der promovierte Slawist ist Lehrbeauftragter an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Er forscht zu jüdischer Literatur und Geschichte in Russland und der Ukraine.
Der Text entstand unter Mitwirkung von Merle Hofer.
5 Antworten
Der Deutsche Nicolas Dreyer ist zu einem Freiwilligendienst nach Israel geflogen. Claudia Roth wird sich bestimmt sehr freuen…
Sie ist denke ich nicht in der Lage das zu realisieren. Es würde ihr mal ganz gut tun so etwas nachzumachen, jedoch so dumb wie sie wirkt, war sie nie in Israel oder hat jüdische Freunde?! Schade …
Jossis Töchter halten jetzt den Schabbat und beten für die israelischen Streitkräfte – das ist ein gutes Zeichen! Eine Hinwendung des Volkes zum seinem Gott! Das nur kann die Lösung sein, die Wende in der Situation.
Danke für diesen Bericht.
Frau Roth ist Kulturstaatsministerin. Sie hat gute Beziehungen zur Türkei. 2019 hat sie die Entschließung des Bundestags gegen die antiisraelische BDS-Bewegung abgelehnt.
Sie setzt sich aber nun gegen die Pro-Palästina-Bewegung ein und wird, wo sie auftaucht mit „Viva Palästina“ – Rufen konfrontiert.
Wir tun gut daran für die Politiker zu beten, sie sind vielen Kräften ausgesetzt und benötigen Unterstützung um den Staat nach dem Willen Gottes zu führen – als Bestrafer der Bösen und Belohner der Guten.
Ein toller Bericht der schöne Seiten und Einblicke zeigt. Die Liebe zu Israel, für die Menschen vor Ort und für den Dienst in Gottes reich. Wie ich finde, steht dem Herr Dreyer das Leben in Israel. Shalom allen Lesern und Gottes Segen für die kommenden Zeiten, der Herr ist treu!