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Gedenken an Geiseln, Protest gegen Netanjahu

Der Auftakt des Pessach-Festes ist den Geiseln gewidmet. In Caesarea protestieren Angehörige von Entführten gegen Netanjahu.
Von Israelnetz

TEL AVIV / CAESAREA (inn) – Etwa 500 Mitglieder des südisraelischen Kibbuz Be’eri haben am Montag auf dem Geiselplatz in Tel Aviv den ersten Abend des Pessach-Festes begangen. Die Ortschaft wurde besonders schlimm vom Terrormassaker der Hamas am 7. Oktober getroffen.

Pessach erinnert an Israels Befreiung aus der Sklaverei und den Auszug aus Ägypten in biblischer Zeit. Doch elf Geiseln befinden sich seit nunmehr 200 Tagen in der Hand von Terroristen im Gazastreifen. In Be’eri wurden am 7. Oktober 100 der damals 1.000 Kibbuz-Mitglieder ermordet und 30 verschleppt. Von den Entführten wurden sechs in der Gefangenschaft ermordet und 13 kamen frei, elf sind noch in Geiselhaft. Die Überlebenden wurden evakuiert.

Neunjährige nach Befreiung aus Geiselhaft auf der Bühne

Eine im November freigelassene Geisel ist die neunjährige Emily Hand. Sie sang auf der Bühne mit anderen Mädchen das Lied „Ma Nischtana“. Damit stellt beim Sederabend das jüngste Mitglied des jeweiligen Haushalts die traditionellen vier Fragen, die unter der Überschrift stehen: „Worin unterscheidet sich diese Nacht von allen anderen Nächten?“

Emily sagte dem israelischen Sender „Kanal 12“, sie erinnere sich an „jeden, der ermordet wurde, und an alle Geiseln, die nicht zurückgekehrt sind“. Trotzdem mache es ihr auch „Spaß“, das Fest gemeinsam feiern zu können. Emilys Mutter starb kurz nach ihrer Geburt an Krebs. Die Stiefmutter Narkis, die den Vater Thomas Hand unterstützte, wurde bei dem Massaker ermordet.

Die Kibbuzniks riefen die israelische Regierung auf, alles zu tun, um die Geiseln freizubekommen – und die Leichen für ein Begräbnis. Unter den Mitgliedern von Be’eri herrscht nach sechs Monaten immer noch große Unsicherheit, merkt die Onlinezeitung „Times of Israel“ an: Sie bangten nicht nur um das Schicksal der geliebten Menschen, sondern sorgten sich auch um die Zukunft des Kibbuz.

Vor dem Fest hatte das Forum für Familien von Geiseln und Vermissten Juden dazu aufgerufen, einen symbolischen leeren Stuhl an den Seder-Tisch zu stellen. Dieser solle an die Entführten, die 1.200 Ermordeten und die mehr als 260 gefallenen Soldaten seit dem 7. Oktober erinnern. Traditionell steht ein Stuhl samt Weinglas für den Propheten Elia bereit – falls er erscheint, um den Messias anzukündigen.

Netanjahu: Schwere Herzen am Seder-Tisch

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu (Likud) schrieb vor dem Fest auf der Plattform X: „Während wir uns am Seder-Tisch versammeln, um an unsere Reise von der Sklaverei in die Freiheit zu erinnern und sie zu feiern, sind unsere Herzen schwer wegen der Notlage der 133 Israelis, die in Gefangenschaft in den Tunneln der Hamas bleiben.“ Damit wiederholte er Worte aus einer zuvor veröffentlichten Videobotschaft.

Netanjahu wies auch auf die Soldaten hin, die wegen ihres Dienstes nicht bei ihren Familien sein könnten. Deren Abwesenheit erinnere an die „Dringlichkeit unserer Mission“, ergänzte der Premierminister: „Wir werden nicht ruhen, bis jeder befreit ist.“

Protest vor Netanjahus Haus

Vor Netanjahus Privathaus in Caesarea veranstalteten indes Angehörige von Geiseln und Hunderte Unterstützer aus Protest einen „Nicht-Seder“. „Es gibt keine Freiheit, solange die Entführten in den Händen der Hamas bleiben. Netanjahu, dem es nicht gelungen ist, den Krieg angemessen zu führen und die Gefangenen zurückzubringen, kann nicht weiter die Führung haben“, erklärten sie.

Die Demonstranten stellten die Frage: „Wie ist es möglich, dass Netanjahus Familie in einer schicken Villa feiert, wenn manche Israelis in Tunneln festgehalten werden, hungern, vergewaltigt, geschlagen und ermordet werden?“ Wegen der bis dahin verstrichenen Tage seit der Entführung zählte die Menge bis 199.

Die Protestler gossen rote Farbe auf eine Tischdecke. Sie steckten auch einen symbolischen Seder-Tisch in Brand und forderten: „Abkommen jetzt!“

Noch 129 Geiseln vom 7. Oktober

Rachel Goldberg-Polin entschied sich hingegen, die festliche Mahlzeit zu begehen. Ihr 23-jähriger Sohn Hersh ist in Geiselhaft. Er wurde vom Supernova-Festival entführt und schwer verwundet. Vor Pessach kündigte sie an, sie werde an einem Seder mit Freunden und Verwandten teilnehmen. Aber ihnen sei bewusst: Wenn sie es nicht tun könnten oder wenn sie nach 15 Minuten nicht mehr weitermachen könnten und weinen müssten, „dann werden wir weinen“.

Im Gazastreifen befinden sich noch 129 Geiseln, die am 7. Oktober entführt wurden. Von ihnen sind 34 laut Erkenntnissen der Armee nicht mehr am Leben. Zudem gilt mindestens eine Person als vermisst. Hinzu kommen die Leichen der beiden 2014 gefallenen Soldaten Oron Schaul and Hadar Goldin sowie zwei Zivilisten: Avera Mengistu und Hischam al-Sajed werden bereits seit 2014 beziehungsweise 2015 im Gazastreifen gefangen gehalten.

Die Mutter der Geisel Dror Or, Dorit Or, sprach bei der Feier der Be’eri-Mitglieder zum ersten der vier Gläser Wein, die Juden am Seder trinken. Es ist das Glas der Freiheit, das an Israels Auszug von der Sklaverei in die Freiheit, vom Exil zur Erlösung erinnert.

Diesmal sei es der grundlegendsten Freiheit gewidmet, „die unseren Freunden genommen wurde, die an jenem Schabbat entführt wurden“, sagte die Mutter laut der „Jerusalem Post“. „Jeder hat die Freiheit, ein erfülltes, sicheres und freies Leben mit seiner Familie zu führen, mit seiner Gemeinschaft. Jeder hat das Recht, auf seinem Heimatboden begraben zu werden.“ (eh)

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5 Antworten

  1. Shalom, alles gute zu Pessach !
    Möge das Fest trotz allem Israelis und weltweit dem Jüdischem Volk Kraft geben, was damals das Ende der Sklaverei in Ägypten war, das ist heute – hoffentlich bald- das Ende dieser Israel-feindliche Welt… !

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  2. Netanjahu hatte am Sederabend Soldaten zu Gast, die Dienst in Gaza tun. Sie kamen u.a. aus den USA, Kanada, Großbritanien, Frankreich, Italien, Russland und Südafrika. Und ein leerer Stuhl – wie in vielen Familien – für die Geiseln.

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  3. Die Geiseln müssen Freikommen. Das Missmanagement der Regierung Netanjahu VI muss enden. Extremisten wie Ben Givir und Smotrich sollten an einer zukünftigen Regierung keineswegs beteiligt werden. Freier Zugang zu den Heiligen Städten in Jerusalem und Hebron für Christen, Juden und Muslime.
    Hevenu Shalom aleichem in Kanaan.

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