JERUSALEM (inn) – Dass es nicht die Botschaftseröffnung eines gewöhnlichen Landes oder Volkes ist, wird gleich zu Beginn der Veranstaltung am Donnerstag deutlich. Als der bekannte TV-Moderator Ofer Hadad die etwa 200 Gäste begrüßt, ertönt ein Schofar-Horn. „Das habe ich nicht erwartet“, kommentiert Hadad lächelnd. Aus dem Publikum ruft jemand: „Dann bereite dich schon mal vor; du kannst noch viel erwarten.“
Die Indigene Koalition für Israel (IKVI) will mit der neuen Botschaft das Narrativ unter den indigenen Menschen weltweit verändern. Die IKVI gründete sich 2021. Dabei sei die Errichtung einer Botschaft in Jerusalem von Anfang an Ziel der Gruppierung gewesen.
Die Vorsitzende der IKVI, Sheree Trotter, sagt: „In den Wochen seit dem 7. Oktober hat der Antisemitismus einen beunruhigenden Anstieg erlebt. Die indigenen Völker erkennen das jüdische Volk als einheimisch im Land Israel an.“ Darüber hinaus betrachteten viele Israel als einen inspirierenden Ausdruck der Selbstbestimmung in den Heimatländern ihrer Vorfahren, ergänzt die Maori aus Neuseeland.
Auf den jüngsten Prozess in Den Haag bezogen, spricht ein Indigener aus Südafrika: „Ich möchte um Entschuldigung bitten für das, was unsere Regierung eurer Nation antut. Sie haben sich nicht mit uns abgesprochen und uns nicht konsultiert. Ihre Anschuldigungen sind haltlos.“
Aus dem Königreich Tonga bringen Ate Moala und Ana Mesui Grüße der Königin mit. „Die meisten von euch wissen nicht, wo Tonga liegt, weil unsere Insel im Südpazifik so klein ist“, sagt Moala den Gästen. „Der Gnade des Gottes Abrahams, Isaaks und Jakobs haben wir unsere Nation zu verdanken. Dieser Gott hat sich unserem ersten König offenbart. Unser König weihte unser Volk dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.“
Auch die amtierende Königin wolle das Volk Israel segnen: „Ich möchte das Volk Israel ermutigen mit dem Lied des Mose. Ich und das Volk der Tonga wollen euch daran erinnern, dass der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs eure Vorfahren gerettet hat. Ob die Feinde heute Hamas oder Hisbollah heißen – wir möchten euch daran erinnern, dass derselbe Gott euch auch wieder beschützen wird.“
Fünfte Botschaft in Jerusalem
Die Botschaft ist die erste der indigenen Völker und die 100. im Staat Israel. Dass es gleichzeitig die fünfte Botschaft ist, die in Jerusalem eröffnet wurde, ist für die stellvertretende Bürgermeisterin Fleur Hassan-Nahum (Likud) eine besondere Freude: „Die Taktik der Gegner Israels ist es, uns auseinander zu bringen und von unserem Land zu trennen. Doch ihr Indigenen wisst, dass ein Volk sein Land braucht.“
Die neue Botschaft ist im Museum der Zion-Freunde (FOZ) in der Jerusalemer Innenstadt untergebracht. FOZ-Gründungsdirektor Mike Evans spricht den Besuchern seinen Dank aus: „Diese Botschaft ist ein enormer Trost für die Nation Israels und ihr alle seid Botschafter in der Welt für Israel.“
Weil Außenminister Israel Katz (Likud) wegen einer kurzfristig anberaumten Kabinettssitzung verhindert ist, spricht Gil Haskel für das Außenministerium. Der israelische Diplomat wendet sich an die Gäste: „Herzlich willkommen in Israel. Ihr seid alle sehr bunt und in euren Augen kann ich die Liebe für unser Land erkennen.“
Trotz mancher Versuche aus der internationalen Gemeinschaft, andere Völker als Indigene dieses Landes zu bestimmen, sei klar: „Wer die Geschichte unseres Landes kennt, weiß, dass wir seit 5.000 Jahren die Indigenen sind und dass dieses Land das indigene Land des jüdischen Volkes ist.“ Als indigenes Volk sei das jüdische Volk aber an einer guten Nachbarschaft interessiert.
Offenheit gegenüber anderen Menschen und Völkern sei die Basis des jüdischen Volkes. „Wir heißen Nachbarn und Völker, die nach uns kamen, herzlich willkommen, mit uns in Frieden zu leben.“ Die Religionsfreiheit für Anhänger aller Religionen im Heiligen Land sei garantiert. Auf die aktuelle Situation bezogen sagt Haskel: „Es ist eine schwierige Zeit für Israel und das Volk. Danke, dass ihr gerade jetzt gekommen seid.“
Bevölkerungsgruppen mit enger Bindung zum Lebensraum
Seit 1982 werden Indigene von der UN-Arbeitsgruppe Indigene Bevölkerungen als Bevölkerungsgruppen definiert, die sich als Nachkommen der Bewohner eines bestimmten Gebietes betrachten und bereits vor der Eroberung, Kolonisierung oder Staatsgründung durch Fremde dort lebten. Sie haben eine enge Bindung an ihren Lebensraum und verfügen über eine ausgeprägte ethnisch-kulturelle Identität als Gemeinschaft mit eigenen kulturellen Traditionen, die sich von der Mehrheitsgesellschaft unterscheidet.
Der Menschenrechtsorganisation Amnesty International zufolge lebten weltweit 476 Millionen Indigene aus mehr als 5.000 Völkern in über 90 Ländern.
Eigene Traditionen werden auch bei der Eröffnungszeremonie deutlich. Als die jüdische Gruppe „Salomon Brothers“ mehrere Lieder singt, erheben sich die Indigenen und tanzen entgegen aller Förmlichkeit des Protokolls.
Moderator Hadad hat Mühe, die Zeremonie zu beenden. Fast ungläubig sagt er in sein Mikrofon: „Verehrtes Publikum, wir wollen noch die israelische Nationalhymne singen. Doch schon jetzt kann ich sagen: ‚Das war die am wenigstens offizielle Zeremonie, die ich je erlebt habe.‘“ Die Bemerkung wiederum wird mit Klatschen, fröhlichem Gelächter und dem Blasen des Schofar-Horns quittiert. (mh)
7 Antworten
Indigener aus Südafrika: „Ich möchte um Entschuldigung bitten für das, was unsere Regierung eurer Nation antut. Ihre Anschuldigungen sind haltlos.“ Das hören wir gern.
Ja, Alberto, die Regierung Südafrikas hat Intern. Gerichtshof nach Teilurteil kritisiert. Sie wollten totale Verurteilung, dabei sollten sie selbst mal die Tausende hinter Kapstadt nicht verhungern lassen und die Kriminalität eindämmen.
Die Regierung Südafrikas hat sich blamiert. Und der Internationale Gerichtshof? Auch.
Seeeehr e r m u t i g e n d
Das ist mal eine gute Nachricht ! Ich begrüße die neue Boschaft der Indigene.
Möge unser HERR diese Treue reich belohnen!
Mehr als erfreulich – Freude pur, die neue Botschaft in Jerusalem 🙂